Seitlich am Öhr eingeschliffene Nadel mit aufgezogenen Stückchen von Lautsprecherkabelisolierung in einem Bambushalter mit Öse …

Was meinen Sie? Bin ich damit patentrechtlich auf festem Boden, was den Neuseeland-Bissanzeiger angeht.

Ein Nadelöhr seitlich aufschleifen ist eine Aufgabe, die man freihändig mit einem Dremel bewältigen kann. Wer einen Bohrständer hat, kann die Nadel auch in einem Holzblock befestigen und dann seitlich an die Schleifscheibe heranführen. Mit einer Fräse nutzt man den Maschinenschraubstock und die X-Achse nach Augenmaß.

Die Kanten am Nadelöhr müssen geschliffen werden, siehe die Innengrate, und das kann mit in der Tat mit Bimsstein machen, aber auch mit Nassschleifpapier oder Rouge. Die Nadel ist eine 60 mm lange 22er.

Der sogenannte New Zealand Strike Indicator ist eine Bastelarbeit, die sich der Amerikaner Rudi Ferris Anfang der 2000er ausdachte. Er säuberte eine Tintenmine aus einem Biro Tintenroller und schnitt sie in kleine Ringe. Diese Ringe zieht man über eine Nadel, deren Öhr man seitlich aufgeschliffen hat, legt das Vorfach ein, zieht einen Plastikring auf das Vorfach, praktiziert ein Büschel Wolle in die entstandene Schlaufe und zieht den Ring über Vorfach und Wolle. Im Jahr 2005 stellte Herb Spannagl das System in einem Artikel vor, und etwa zehn Jahre später begann der Hype. Mit Patent und so. Da muss man sich fragen, wann werden wir Bastler endlich ernst genommen. Man kann das System kaufen: 19 Dollar für das kleine Set, 24 Dollar für das XXL Set, 11 Dollar für 90 cm dünnen Schlauch, 15 Dollar für 50 vorgeschnittene XXL Stücke und 24 Dollar für Wolle in vier Farben. Moment mal, ich zieh‘ mir kurz die grüne Strumpfhose an, such‘ die schwarze Zorromaske, denn diese Preise verlangen nach dem Wohltäter der Armen und Waisen, dem Rächer der Enterbten. Rechnen Sie mal, da möchte jemand insgesamt 93 Dollar von Ihnen, für ein Büschel Wolle am Vorfach! Ja gut, das ist schon ein optimiertes System und sitzt wirklich prima, aber ich zeige es Ihnen für einen Euro, jawohl, einen, wenn überhaupt. Da viele von uns ohnehin Lautsprecherkabel im Bindezeug haben, Stärke 1,5 mm mal 2 zum „Intruder“ binden, schneiden wir davon mal 5 cm ab, teilen es, ziehen die Kupferdrähte heraus und machen 3 bis 4 mm Scheibchen aus der Isolierung. Eine Seite von dem Kabel hat oft einen roten Strich, und die nimmt man für Rigs nicht so gern, also hat man sie sowieso über. Dann suchen wir in der Nähkiste eine Nadel mit einem langen, schlanken Öhr, eine 20er, 22er oder so, auf die man die Isolierung so gerade eben noch ziehen kann. So weit, so gut, null Euro. Nun benötigen wir einen Kumpel, der ein Dremel hat, und leihen uns das aus. Mit einem kleinen Schleifstein trennen wir das Öhr an einer Seite auf, und polieren die scharfen Kanten mit dem Hornhautbimsstein von der Oma. Die Nadel kleben wir in ein Stück Rundholz, in eine Holzperle oder einen anderen Halter und machen eine Schlaufe dran. Danach schneiden wir eine hübsche Wolle in sehr gut handlange Stücke, so drei bis fünf, und knoten sie an einem Ende zusammen. Mit einer Nadel dröseln wir die Wolle auf und kämen sie durch, imprägnieren sie mit dem Schwimmpräparat unserer Wahl und sind immer noch bei null Euro. Nun muss man das mit den Ringen und der Wolle etwas tunen, aber ruckzuck hat man die passenden Teile beieinander. Mit den gesparten 93 Dollar, in richtigem Geld sind das 86,70 Euro, geht man mit der Familie essen. Im Wirtshaus mag es reichen, im Steakhaus ist es eine Anzahlung.

Nachtrag. Die Gesetze in Neuseeland schreiben vor, dass man einen „yarn indicator“ benutzen muss, der sehr wohl gefärbt und gefettet sein kann, aber keine weiteren Teile enthalten darf, die zu seiner Schwimmfähigkeit beitragen. Der Grund für diese Gesetzgebung ist, dass ‚Fliegenfischer‘ alte weiße Rollfilmcontainer als Indicator benutzt haben. Das mochte man nicht länger mitanschauen, denn ein Köderfisch unter einem Filmcontainer ist die Tailwatermethode auf diese superfetten Kanalfische, und so schützte man die Fliegenfischer vor sich selbst. Dass man für die Bissanzeiger neuseeländische Schafwolle benutzt, ist nur ein Marketing Gag. Yarn muss nicht Wolle sein, schon gar nicht einheimische. Aber die Idee ist nett. Man könnte auf Reisen stets eine lokale Wolle benutzen. Alles hilft, und gutes Karma besonders.

Der Griff für die Nadel kann ein Stückchen Rundholz sein, etwas edler wäre der Rest von einem Bambusblank oder auch ein gedrehter Griff aus Aluminium. Als Rutenbauer habe ich natürlich Bambusreste in der Werkstatt, und die Öse ist von einem Tarponhaken abgekniffen. Beides wurde mit Epoxy eingeklebt. Man lädt die Nadel mit Stückchen von einem Lautsprecherkabel und ist auf einen vielfachen Einsatz vorbereitet. Im Prinzip kann man ein benutztes Stückchen wieder zurückstecken.

Als Wolle benutze ich weiße Filzwolle oder bunte Märchenwolle. Zum Imprägnieren nehme ich Nahkiss aus Finnland. Sollten Sie nun auf die Idee kommen, ein Vorfach in die Nadel zu fädeln, ein Stück Isolierung darüber zu ziehen und dann in die entstandene Schlaufe imprägnierte Filzwolle zu klemmen, dann bitte auf eigene Kappe. Aber mal Spaß beiseite, die Teile an sich und DIY verletzen vermutlich keine Patente. Erst der Verkauf wäre wohl problematisch. Aber mal so zehn Stück an Freunde zu verschenken ist legal.

Robin Zorro