New Kid 1

Freier Raum in altgedienten Dosen will sorgfältig vergeben werden. Die „Picasse“ hat es verdient.

Der Körper besteht aus schwarzem V-Rib oder einem ähnlichen Material.

Gelb unter schwarz ist eine fängige Kombination und wird hier mit Fuchshaar gebunden.

Meine zweite Impfung steht an, Norwegen öffnet vermutlich die Grenzen, und es sieht so aus, als könnte man den Traum von einer Lachswoche so langsam wieder einen Plan nennen. Vielleicht sogar zwei Lachswochen, denn ich bin doch sehr ausgehungert. Zu jedem Plan gehört die Phase, mal all seinen Kram aus den Ecken zu holen und zu checken was man überhaupt hat. Sonst kann es sein man bestellt sich Dinge, die man ohnehin schon besitzt, und vergaß. Das gelingt mir gelegentlich auch in der Werkstatt oder am Bindetisch. Die Fliegendosen habe ich schon gesichtet und auf Lücken überprüft. Hier und da muss ich ein paar Standards nachbinden, das sind bei mir Fliegen wie „Munro Killer“, „Lemon Grey“, „Ally’s Shrimp“ oder „Blue Charm“, eben die Dinger, von denen man einfach fünf haben muss. In einer Größe 8 Dose fand ich fünf leere Reihen a fünf Clips. Leere Clips sind wie unbezogene Wohnungen, für die man unmögliche Mieter sucht, ruhig aber auffällig, seriös aber extravagant, bodenständig mit Starallüren, nüchtern mit Absinthsammlung. Die Quadratur des Kreises. Fünf gute Fliegen eben. Das ist gar nicht so leicht, denn welche nimmt man. Jede wird der neue Junge im Viertel sein, „the new kid on the block“, und auch wenn sonst kein Ärger dräut, kommt es ja darauf an heimisch zu werden. Die Wahl des ersten Kids fiel mir leicht, denn eine Fliege, von der Topher Browne sagt, sie wäre seine Wahl, dürfte er nur eine Fliege haben, hat wirklich genug Vorschusslorbeeren. So richtig gut finde ich sie mit ihrem wurstigen Plastikkörper ja nicht, aber da muss ich mal über meinen Schatten springen. Ich war versucht eine Fotofliege mit Plastik zu binden und meine dann mit Floss, aber das Material ist schwerer und trägt sicher zur Schwimmlage der Fliege bei und ich folge der Vorgabe. Mal sehen ob die „Picasse“ noch dieses Jahr bei Lachs-Tinder einen Treffer landet.

Die Dschungelhahnfeder kann man an verschiedenen Stellen im Bindeprozess einbringen. Hier liegt sie unter der Silberfasanhechel.

Den Abschluss bildet eine graue Speyhechel, die einen lebendigen Schleier um die Fliege erzeugt.

Ingo Karwath