Die Katterman

Die Fliege für einen verkaterten Morgen nach einem feuchtfröhlichen Abend. Mitnichten. 

Einen schwarzen Faden anlegen, gleich vorn eine weiße Hechel einbinden und drei bis fünf Wicklungen nach hinten machen. Die Hechel abbinden.

Die Hechelspitze einbinden und bei der Gelegenheit einen Golddraht hinten fixieren. Dabei bewegt sich der Faden wieder nach vorn.

So wie es der amerikanischen Luftüberwachung wohl Jahre, wenn nicht Jahrzehnte entgangen ist, eigenartige Luftfahrzeuge in der Stratosphäre zu bemerken, gibt es auch Fliegen, die irgendwie dem Blick entgangen sind. Die „Katterman“ ist so eine. Hier und da findet man mal eine Anleitung, etwa 1992 bei Eric Leiser in „The Book of Fly Patterns“ auf Seite 21, aber zahlreiche Musterbücher lassen die „Katterman“ einfach aus. Was auch nicht verwundert, denn sie ähnelt sehr der „Brown Bivisible“, von der Hewitt einst sagte, sie wäre die fängigste Fliege überhaupt, wenn man mit ihr umgehen kann. Das ist kryptisch und nicht widerlegbar. Die „Katterman“ ist eine Erfindung von Walt Dette und hat im Gegensatz zur „Bivisible“ einen Körper aus Pfauengras und eine Goldrippung, und obwohl zunächst mit Hechelfibern gebunden, entwickelte sich der Schwanz zu einer ganzen Hechelspitze. Wie die Fliege genau zu binden ist, ist ein wenig umstritten, aber genau ist in der Binderei nicht genau definiert. Bhutanbogenschützengenau und 308winchestergenau sind ja auch sehr verschieden. Für den Schwanz kann man eine Hechelspitze zwischen creme und dark ginger wählen. Für die Körperhechel ginger bis dunkelbraun. Die Fronthechel ist weiß und der Golddraht steht auch nicht zur Debatte. Durch diese Wahl erzeigt man eine „Katterman“ zwischen hell und dunkel, und der eine sagt dunkle „Katterman“, der andere meint „Dark Katterman“. Ob es einen Mr. Katterman oder eine Mrs. Katterman gab, ist mir nicht bekannt. Der niederländische Plural von Katze ist katten, es ist also auch gut möglich, dass die Fliege letztlich Katzenmann heißt. Ob die Technik der Fischerei an das Spiel mit einer Katze erinnern soll, kommt in den Sinn. Der eine kann die Katze mit einer Feder an einer Schnur zum Spiel verführen, der andere nicht. Da schließt sich der Kreis zu Hewitt und man könnte sagen, wer mit der „Katterman“ nicht bestens fängt, kann nicht damit umgehen. Aber das möchte ich so nicht stehen lassen. Mit etwas weniger Allüren ausgedrückt kann man der „Katterman“ aber zusprechen, dass ihr spezieller Schwanz an eine Nymphenhülle erinnert. Sie ist loser behechelt als die „Bivisible“ und sackt tiefer ein, und bietet dabei dann mehr Körper an. Ihre helle Fronthechel ist sowohl gut sichtbar als auch eine Impression von lichter Bewegung, und man kann sich schon vorstellen, warum diese Fliege für Jahrzehnte in den Catskills ein Bestseller war und ist. Sie gehört die Dose eines Fischers, der die Klassiker mag, der unauffällige Muster schätzt und sich gern mal abseits vom Mainstream bewegt. Walt Dette hat sie von vorn nach hinten gebunden, weil er der Meinung war die weiße Hechel sitzt dann besser, man kann sie aber auch klassisch von hinten nach vorn binden. Auf alten Fotos von Catskill Fliegen ist in der Vergrößerung oft zu sehen, dass die Binder vorne die Hechelfibern gestutzt haben, die nicht senkrecht zum Hakenschenkel standen. Professionelle Binder machten das, nachdem sie ein paar Dutzend Fliegen fertig hatten. Das erklärt die Aussage: Die sind noch nicht fertig, obwohl doch eine ganze Schachtel voll mit anscheinend fertigen Fliegen ist. Die Methode a la Dette erzeugt jedoch fertige Fliegen. Da hat man bei zugreifenden Fingern keine Ausrede. Und ja, ich weiß, auf den ersten Blick simpel, aber nicht zu unterschätzen. Noch ein Tipp zur Hechelwahl: Gute Hakenhersteller nennen ja die Bogenweite ihrer Haken, ein 12er hat z.B. 5 mm, und eine Trockenhechel ist in der Regel doppelt so lang in der Fiber wie dieser Wert. Ihr Durchmesser wäre dann 20 mm. Ist die Fiber dreimal so lang, Durchmesser dann 30 mm, spricht man von einer Variant, und ist sie viermal so lang, Durchmesser 40 mm, ist es ein Spider.

Darum dort eine braune oder ginger Hechel einbinden und den Faden wieder nach hinten führen.

Ein Pfauengras einbinden und einen Körper wickeln und vorn abschließen.

Die „Katterman“.

Die braune Hechel nach hinten winden, nicht zu dicht, und mit dem Golddraht sichern und gegenrippen. Den Golddraht hinter der weißen Hechel überfangen und abdrehen. Den Faden durch die weiße Hechel nach vorn führen und die Fliege abschließen.

Ingo Karwath