Findet man in einem alten Katalog eine Seite mit 29 Nymphen, von denen sechs einen Goldkopf haben, die anderen jedoch keine Perle tragen, und vergleicht das mit einem Katalog von 2023, in dem auf einer Seite mit 26 Nymphen nur 2 Nymphen keine schwere Perle haben, dann gibt das zu denken. Beide Seiten haben die Gemeinsamkeit, je nur einen Flohkrebs zu zeigen, und Eintagsfliegen, Steinfliegen und Köcherfliegen sind im Prinzip gleichstark vertreten. Nur eine Nymphe, die „Ritz D“, kommt völlig identisch vor. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass das Insektenleben in den letzten drei Jahrzehnten ärmer geworden ist, aber die Verteilung der imitierten Nymphen gibt das von 1993 bis 2023 nicht her. Es muss also so sein, dass wir die Fischerei unter der Oberfläche und im Mittelwasser mit unserer Begeisterung für Metallköpfe preisgegeben haben, obwohl sich daran ja nichts geändert haben dürfte, nimmt man die beschriebenen Nymphentypen als Argument. Alle wollen, alle müssen hoch in die Luft, klettern, schwimmen oder steigen.
Goldköpferl gelb: Haken Gr. 12 bis 16; Perle: 2,2 bis 2,8 mm; Bindeseide: braun; Rippung: Golddraht; Schwanz: Hechelfibern, mittelbraun; Körper: Truthahnfiber, gelb; Hechel: mittelbraun.
Goldköpferl rot: Haken Gr. 12 bis 16; Perle: 2,2 bis 2,8 mm; Bindeseide: rot; Rippung: Golddraht; Schwanz: Hechelfibern, braun; Körper: Truthahnfiber, rot; Hechel: braun.
Nur mal so als Theorie, denn wenn Lee Wulff in alter Zeit das tiefe Wasser den Schutzraum der Forellen nannte, den man nicht mit Blei erobern sollte, ein gern vergessenes Zitat, dann öffnet sich ein neuer Schutzraum darüber, weil ja alle darunter fischen. Nicht ganz haltbar, weil ja der Grund Verstecke und Strömungsvorteile anbietet, aber doch bedenkenswert. Junge Nymphenfischer sind von einer Dose Nymphen im alten Stil nicht selten fasziniert, denn so ganz ohne Goldköpfe kennen sie ihre Lieblingsmuster gar nicht. Ich will nun bestimmt nicht zurück in die alte Zeit und die Köpfe miesmachen, aber ich habe in dem alten NDM Katalog aus den 90ern ein Missing Link aufgespürt. Eine Trockenfliege dieses Namens gibt es ja schon, und diese Fliegen hier sind eher Trockenfliegen mit Köpfchen. Sie heißen ganz schlicht „Goldköpferl“ und kommen in den Farben braun, rot, rotbraun, schwarz, gelb und grün. Sie muten an wie eine Trockenfliege, der man eine Perle mitgegeben hat. Die zudem die kleinstmögliche Variante sein sollte, die man aufziehen kann. Eine 2 vor dem Komma ist richtig, je nach Hakengröße 2,0 bis höchstens 2,8. Der Effekt ist der, dass die Fliege gut eintaucht, aber allein schon wegen der Bindeweise nur bedingt zum Grund strebt. Die Hechel wirkt wie ein Fallschirm und arbeitet gegen den freien Fall, der ansonsten mit Tuck Cast und Lack bei haar-und fibernloser Bindeweise angestrebt wird.
Goldköpferl hellbraun: Haken Gr. 12 bis 16; Perle: 2,2 bis 2,8 mm; Bindeseide: braun; Rippung: Golddraht; Schwanz: Hechelfibern, hellbraun; Körper: Truthahnfiber, hellbraun; Hechel: hellbraun.
Goldköpferl grün: Haken Gr. 12 bis 16; Perle: 2,2 bis 2,8 mm; Bindeseide: grün; Rippung: Golddraht; Schwanz: Hechelfibern, braun; Körper: Truthahnfiber, grün; Hechel: braun.
Goldköpferl schwarz: Haken Gr. 12 bis 16; Perle: 2,2 bis 2,8 mm; Bindeseide: schwarz; Rippung: Golddraht; Schwanz: Hechelfibern, schwarz; Körper: Truthahnfiber, schwarz, Pfauengras; Hechel: schwarz.
Goldköpferl Fasan: Haken Gr. 12 bis 16; Perle: 2,2 bis 2,8 mm; Bindeseide: braun; Rippung: Golddraht; Schwanz: Fasan; Körper: Fasan; Hechel: braun.
Da unten hin will ein „Goldköpferl“ nicht, unter den Apnoetauchern ist es so eher der Urlaubsschnorchler, der seinen prall mit Luft gefüllten Bauch nicht runter bekommt. Je nach Strömung arbeiten „Goldköpferl“ unter der Oberfläche und im Mittelwasser, und sind auch sehr gut geeignet, mit der Nymphe stromab zu fischen. Das ist ja lange nicht so angesehen wie das Stromauffischen, obwohl natürlich ein Strike Indicator von der Größe eines norddeutschen Pudelmützenbommels da einen bequemen Renomee-Gleichstand erzeugt. Ich rate dringend dazu ein paar zu binden, und bin natürlich pädagogisch wertvoll auf dem Weg, von drei je ein Gramm schweren Nymphen an einem Vorfach abzuraten. Ja, gut, kann man machen wo erlaubt, aber es ist grundsätzlich ein Irrweg die Wettkampffischer zu bewundern und nachmachen zu wollen. Am Anfang allen Wettfischens steht der Tabakgeruch von Benson & Hedges, der entscheidende Sponsor in den 60er in UK, und obwohl ich den Kubanischen zugeneigt war, gibt zurzeit keine, finde ich schon, dass ein ungesunder Anfang als Stallgeruch bleibt und man sich bemühen sollte, den Irrweg Competition nicht weiter als Werbung zu benutzen. Aber ich denke der Drops ist gelutscht, weil immer mehr Firmen ihre Umsätze so aufbessern möchten. Andererseits ist es natürlich sehr nett, wenn sich das Fliegenfischen über diesen Ansatz verjüngt. Die ins Land gehenden Jahre werden dann schon bewirken, dass man einsam und von völliger Stille umfangen an einem bewaldeten Bachlauf eine kleine Bachforelle angrinst, die ein 16er „Goldköpferl“ nahm. Derweil Jüngere die Competition leben.
Ingo Karwath