Klassische Trockenfliegen sind eine feste Burg. Sie halten stand. Umlagert von Goldperlen und Bleidraht. Von Fuchshaar und Flash.
„Wie bindet man eigentlich eine Tricolore“?, fragte neulich ein Freund, und kaum hatte ich ein passendes Gesicht zur Frage gemacht, sagte er: „Au weh, ein Vortrag.“ Ja, gut, ist eine Schwäche von mir. Bei solchen Fragen fange ich gern an zu dozieren und werde mit Spott wieder auf den Teppich geholt. Um es einfach zu machen beginne ich mal mit André Ragot. Der hat aus dem um 1910 in Guincamp erfundenen Urmuster die „Tricolore de Ragot“ geschaffen, und sechs Binder seiner Firma waren tagsein und tagaus nur damit beschäftigt, diese Fliegen herzustellen. Ich schätze die Tagesleistung auf etwa 700 Fliegen! Es gab ihrer drei, die Tricolore no 1, die no 2 und die no 3. Die no 1 mit aschgrau hinten, rotbraun in der Mitte und badger vorn. Im Ragot-Katalog war das die no 141 – Claire. Die no 2 ebenso, aber eine schwarze Hechel vorn. Im Katalog no 142 – Foncée. Die no 3 hatte eine gelbe Hechel vorn, entsprach aber sonst ebenfalls der no 1. Im Katalog no 143 – Jaune. Alle drei hatten einen kurzen schwarzen Körper aus lackierter Seide und rotbraune Hechelfibern als Schwanz, die ein wenig nach unten zeigten müssen. Es gab nur eine Größe, nämlich 12. Haken zuletzt natürlich die Ragot Hausmarke Pearce 801.
Die „Tricolore de Bresson“ von Henri Bresson, dem Zauberer von Vesoul, gibt es ebenfalls in drei Varianten mit den Fäden schwarz, rot und gelb. Mit dem schwarzen Faden verarbeitet man vorn schwarz, dann rotbraun, dann hinten mittelgrau. Mit dem roten Faden vorn dunkelgrau, in der Mitte braun, hinten hellgrau. Mit dem gelben Faden vorn hellgrau, dann ginger und hinten creme. Körper und Schwanz fehlen, und die Hechel wird nicht dicht an dicht gewunden. Eine kielbreite Abstand ist das Minimum.
Zu diesen sechs klassischen „Tricolore“ gibt es noch welche, die ein klein wenig Dubbing auf dem Körper haben. Und man sieht auch welche mit einem sehr kurzen Goldkörper hinten dran. Hinzu kommen andere Hechelkombinationen. Letztlich verbinden nur die drei Hecheln alle Muster, wenn z.B. nur zwei Farben, etwa grau, braun, grau kombiniert werden. Die Variationen kennen kaum ein Ende. Sowohl bei den großen Firmen als auch bei den vielen Bindern für die Geschäfte gab es Veränderungen und Nuancen bei den Hechelfarben, und erst recht außerhalb von Frankreich wurde alles Mögliche als „Tricolore“ vermarktet. Bei Ragot konnte der Binder folgende Bälge kaufen. Die „Cous de coq naturels“ sind: blanc (white), blanc sale (off white), badger, Chinchilla roux foncé (ginger chinchilla), chinchilla roux clair (barred ginger), cock y bondhu, furnace, gingembre (ginger), miel (honig), pelure d’oignon (onion skin), roux moyen (medium red), roux chocolat (chocolate), roux la pointe (red black base). Die „Cous de coq teints“: bleuté (blue dun), fumé (smoke), jaune (gelb), olive clair (light olive), olive foncé (dark olive), noir (black), perle (pearl), gris clair (light gray), cendré mordoré foncé (dark gray russet), cendré mordoré clair (light gray russet), cendré clair (chesnut), cendré foncé (dark chestnut). Bedenkt man noch die Positionen der Hecheln, wird das jetzt echt akademisch wollte man die verschiedenen Möglichkeiten berechnen. Das ist Hechel-Enigma.
Meine persönliche Wahl sind die alten „Ragots“ mit einem kleinen Goldakzent. Man sieht ihn kaum, aber ich mag es so.