Pallaretas

Die „Pallareta“ gibt’s nicht.

Auch nicht in grün.

Die „Pallareta“ ist eine spanische Nassfliege, die Louis Carrere 1937 in seinem Buch „Mouche Noyee“ beschrieb. Sie hat einen gelben Leib, ist schwarz gerippt und trägt eine graue Hechel. Im Manuscrito von 1624 findet man sie nicht, obwohl man in vielen Seidenkörpern eine Ähnlichkeit erkennen möchte. Sie muss später entstanden sein und soll vermutlich eine gelbe Steinfliege imitieren. Weil nun die Astorga-Fliegen nach der Überzeugung belesener Fliegenhistoriker rundum behechelt waren, ist es eigentlich Unfug dann von einer spanischen Bindeweise zu sprechen, wenn die Fibern nur oben sitzen. Das Besondere der spanischen Bindeweise ist nach meiner Ansicht, dass keine Hechel gewunden wird! Die Fibern werden, weil zu lang, in Bündeln eingebunden und um den Körper verteilt aufgerichtet. Entweder rundum, 360 Grad, obenrum 180 Grad, oder in einem Sektor wie ein Flügel. Entscheidend ist nicht die Position der Fibern, sondern dass sie an keinem Kiel sitzen, durch eine kleine Seidenschulter aufgerichtet werden und von einem spanischen Hahn stammen. Der in spanischer Erde kratzt, auf spanischem Mist steht, und im Idealfall den Curueno fließen hört. Die Vögel werden bekanntlich lebend gerupft, und das ist umstritten, aber 100 % aller spanischen Hähne sind der Meinung, dass Weiterleben im Vergleich zu Hühnerbrühe die bessere Lösung ist. Coq de Leon aus den USA ist wie französischer Käse aus Polen. Eine gewisse Ähnlichkeit ist da. Gallo de Leon ist das Original.

Pallareta mit gewickelter Hechel, also französisch.

Durch Carrere erst hat sich eingebürgert, dann von einer spanischen Bindung zu sprechen, wenn je sechs Strähnen Hechelfibern oben und rechts und links verarbeitet werden. Eine Strähne sind 6 bis 8 Fibern. Nach der Originalanweisung soll man die Fibern auf eine weiße Kachel legen, die Spitzen an einen Punkt, dann greifen, ablängen und an den Spitzen halten und einbinden. Dadurch verteilen sie sich genau richtig. Es wird eine magere Fliege. Die spanische Montage ist hier ein spärliches Dach. Und zwar ohne Flecken, also Indio, nicht Pardo. Carrere schrieb für die Hechelfarbe gris auf, kennt aber da schon fünf Schattierungen auf seiner Seite der Berge, und nennt für die spanische Montage explizit Indio plateado. Nehmen wir an dies ist die Ur-Pallareta, der Patient Null. Wahrscheinlich hat Carrere den Unterkörper aus Blei dazu erfunden, und damit wandelte sich die Pallareta-Nassfliege zur Pallareta-Nymphe. 

Viel Blei, ein Körper wie ein Football, gern lackiert, und eine am Kiel gebundene Hechel rundum, was man französisch nannte, wohl um es vom Spanischen abzusetzen. Das ist die „Pallareta de Carrere“. Also, halten wir fest, allein die unbeschwerte, spanische Pallareta kann auf drei Arten gebunden werden, nämlich rundum, halb oder Sektor, und dann noch französisch, also mit einer echten Hechel. Diese vier Varianten kann man beschweren, macht dann acht.

Ritz-Pallareta mit gewundener Hechel.

Die „Grüne Pallareta“ oder auch „Ritz Pallareta“ hat zwar einige Nähe zur Carrere „Favourite“, ist aber mit rotem Schwanz und Silber verschieden genug, um sie als eigenständige Fliege zu begreifen. Irgendwie mögen die Franzosen ihren Ritz nicht so. Viele Bücher umschiffen seinen Namen, seine Fliegen. Ich weiß nicht warum.

Schnipp!

Die „Pallareta de Ritz“ kann man leicht und schwer binden. Und es gibt zwei Varianten, einmal die mit dem langen Schwanz, und dann die kupierte. Ich binde stets lang, kürzen kann man immer noch. Lang fängt besser, aber wie sollte man das beweisen. Fassen wir mal zusammen. Zwei Gewichte, zwei Hinterteile, und wie oben vier Möglichkeiten der Behechelung, ergibt sechzehn Variationen. Das sind dann schon 24 Fliegen, die sich legal „Pallareta“ nennen können

Goldgelbe echte Seide, sechsmal lackiert, und Indio-Fibern. Ist das Patient Null?

Wunderbar, oder? Warum einfach, wenn’s auch kompliziert geht. Aber jetzt, wo alle Klarheiten beseitigt sind, oder, wie es ein Kollege so gern sagte: Gestern standen wir noch am Abgrund, heute sind wir schon einen Schritt weiter!, könnte man doch mal ein paar „Pallaretas“ binden. Fangen Sie mit zwei an. Französisch schwer de Carrere, französisch schwer lang de Ritz. Und immer sinnig, wie meine liebe Oma sagte. Fliegen sind kein Grund für heiße Diskurse. Die Komik, die uns Federmenschen zufällt, müssen wir annehmen. Zu der Vermutungen, dass Louis Carrere einen Dr.-Titel hatte, kann ich nur sagen die Franzosen sind die Österreicher des Westens. Sie lieben Titel. Carrere wird an viel zu vielen Stellen ohne Titel genannt, was dafür spricht, dass er nicht zum Kreis der promovierten Meinungsbildner gehörte. Ähnlich wie Howard bei Big Bang.

1937 – am 14. August machte sich Hemingway wieder auf den Weg nach Spanien. Franco hatte Bilbao genommen und das Baskenland besetzt.