Barr Flies

How to Tie and Fish the Copper John, the Barr Emerger and dozens of other patterns, variations and rigs. Von John Barr.

Stackpole Books, Mechanicsburg 2007.

Nun denn, wie schreibt man über einen Fliegenbinder, der erfolgreich professionell Fliegen erfindet und sich nicht scheut eines seiner besten Streamermuster „Pimmel“ zu nennen, „Meat Whistle“. Das Ding ist in der Tat ein guter Streamer, aber das kann man von einem Streifen Kaninchenhaar auf einem Jig Haken mit Cone ja auch erwarten. Da gibt es so viele kaum minder fängige Vorläufer wie „Rabbit Fly“ und „Zonker“, dass der altgediente Binder sich zunächst nicht angesprochen fühlt. Jede Barr-Fliege ist eigentlich der gleiche Langweiler, bis man sich einen zweiten oder dritten Blick gönnt. Nehmen wir den „Copper John“. Weil man auf einer „Ritz D“ früher nicht genug Kupfer unterbringen konnte, gab es die heimlich geführte „Ritz Q“, bei der man den Hinterleib aus Kupfer band und den Thorax aus Pfauengras. Ein auf der Hand liegender Trick. Und schon nahe dran an einer guten Idee, aber mehr auch nicht. Haarscharf daneben ist auch vorbei, sagten unsere Schießausbilder früher. John Barr lebt ja auch nicht auf dem Mond oder hinter dem Mars, natürlich kennt er solche Ideen und ist über alle möglichen Vorläufer informiert. Sein Talent ist die Fliegenarchitektur. Er benutzt die gleichen Bauklötze wie wir, baut aber schöner und hat den Vorteil, sich als Meinungsbildner im Fliegenmarkt fest etabliert zu haben. Mein Favorit unter all seinen Fliegen ist der „Barr Emerger“. Während ich seit Jahrzehnten versuche, für kleine Nymphen kleine Hecheln zu finden oder diese mit speziellen Bindetechniken a la Skues einkürze, schnipp, schneidet er sie einfach ab. Darauf wäre ich nie gekommen. Die in dem Buch geschilderte Praxis verfolgt den gleichen Weg der Effektivität. Das muss man mögen. Da es nun nicht möglich ist, nach dieser Buchbesprechung die „Pimmelfliege“ nicht vorzustellen, erledige ich das demnächst mal an anderer Stelle mit einer Bildgeschichte. Ich schwanke diesem Buch 4 von 5 Fliegen als Lesetipp zu geben, und liege eher bei dreieinhalb, weil es mir zu wenig Anerkennung für seine Bindezitate enthält, also woher kommt die Grundidee, weil ich es für zu personenkultig und zu kommerziell halte, aber das sind so kleinkarierte Bedenken des Anstands. Da kann man auch drüber weglesen, und dann sind es eindeutig vier von fünf Fliegen als Lesetipp.

Ingo Karwath

Der Link führt Sie zu den Bindebildern:

Meat Whistle