Mit Scheitel, bitte!

Kennen Sie „Bonnie Craft Cord“? Das Material ist der Untergang des Bindehandels, denn man kann es in Stränge zerlegen, diese mit einem Hundekamm auskämmen und erhält das schönste Kunsthaar, absolut konkurrenzfähig mit den Materialien aus Italien und Südafrika. Leider ist Bonnie Kordel in Europa nicht leicht zu beschaffen, und bei der Recherche über dieses und ähnliche Materialien stieß ich auf einen Thread, der sich mit einer besonderen Qualität der Streamerhaare befasste. Nämlich mit ihrer Neigung zu verfilzen. Das war mit so noch gar nicht in den Sinn gekommen, aber die Fliegenfischer an der amerikanischen Ostküste, die auf Bluefish gehen, haben ein Problem mit zerkauten Fliegen. Der Blaubarsch ist ein notorischer Fliegenzerstörer, und die Diskussion um die Qualität der Haare befasste sich mit ihrer Eigenschaft nicht zu verklumpen und auskämmbar zu sein. Die gleiche Hundebürste, mit der man aus „Bonnie Craft Cord“ Fasern machen kann wird darum mit ins Boot genommen, wenn es auf Bluefish geht. Da nun der Fliegenfischer an sich mit seinem ganzen Gebimmel und Gebaumel an Jacke und Weste ohnehin schon lustig genug aussieht, habe ich mich nicht entscheiden können eine Hundebürste an meine Jacke zu hängen. Aber in Schweden, wie passend, gibt es wunderbare Aluminiumkämme, wie gemacht für den Hechtfischer, mit denen man einen derangierten Hechtstreamer wieder schön frisieren kann. Ich habe keinen Moment gezögert und ihn meiner Sammlung selten nützlicher Gegenstände hinzugefügt. Wenn man bis zum Bauch im Wasser steht und gedankenverloren eine Hechttube kämmt, werden die Kollegen nicht umhin kommen Expertenwissen zu vermuten…

Ingo Karwath