Hecht (fast) ohne Hänger

Das „Monaghan Mono Rig“.

Ja gut, das ist ein Wurmhaken, und hakt auch etwas schlechter als ein Normalhaken, aber wir lassen unsere Kritik mal stecken und wickeln und expoxieren etwas Blei dran.

Jede Generation von Fliegenbindern wird sich vermutlich neu mit dem Thema hängerfreier Fliegen auseinandersetzen. Blättert man in alten Katalogen, findet man ganz erstaunliche Lösungen, die alle etwas gemeinsam haben. Sie funktionieren nicht. Der Beweis für diese Aussage ist schnell geführt, denn es gibt diese Köder nicht mehr. Der Keelhaken war ja ebenfalls für Jahrzehnte verschwunden. Die Dinger haken einfach nicht gut genug. Moderne Keelhaken versetzen die Ebene von Vorderschaft und Hakenspitze und legen die Hakenspitze höher. Das muss sich erst einmal bewähren. Obwohl ich schon die Erfindung und den Untergang des Keelhakens mitgemacht habe, bin ich nicht müde auch die neuen Haken zu erproben.

An den kleinen Vorderschaft wickeln wir eine 60 lbs. Mono-Schlaufe und ziehen zwei Perlen auf.

Wie wir alle habe auch ich Hecht-  und Zanderecken, an denen ich eine enorme Hängerchance habe. Mein Umgang mit diesen Stellen ist der, dass ich sie nur anwerfe, wenn ich ohnehin gleich einpacken will. In der Regel schaffe ich keine zehn Würfe. Da genau dort aber Fische stehen und es überdies an späten Winternachmittagen dann schön dunkel ist, ist die Chance Biss vor Hänger recht hoch. Ich führe kein Buch über die Ergebnisse, aber ich würde schon sagen, dass ich bei zehn mutwillig riskierten „last minute“ Hängern einen Fisch fange. Das bedeutet im Umkehrschluss aber neun verlorene Streamer, und das ist selbst für einen Binder Grund genug, jede nur erdenkliche Mode hängerfreier Streamer zu erproben. Die Idee, an den gefährlichen Stellen alte oder einfach gebundene Streamer zu verbrauchen ist ja auch ein Konzept, aber man ruiniert zusätzlich das Vorfach. Und hinterlässt der Unterwasserwelt einen Streamer mit einem Stück Draht als Schmutz. Das ist zwar weniger schlimm als ein Karton Waschmittel, aber gut ist das trotzdem nicht. Der aufrechte Normalhaken, und aufrecht ist hier nicht als Raumlage gemeint, hat sich als der beste Haker bewährt. Da beißt die Maus keinen Faden von ab, hätte meine Oma gesagt. Darum ist es sicher richtig, wo immer es geht so einen Haken zu fischen. Die ehrlichen Verkäufer von Fachgeschäften sind ganz bestimmt die beste Quelle für Hakeninfos. Denn die Lohnlisten der Hakenfirmen reichen weit in die Szene hinein.

Aus 0,8 mm Edelstahl biegen wir uns einen Shank, hängen ihn vorn ein und sichern den Draht mit Bindeseide und Sekundenkleber.

Eine sehr gute Lösung, vielleicht die beste überhaupt, ist das „Monaghan Mono Rig“ von Paul Monaghan. Der es inzwischen auch auf eine Lohnliste geschafft hat, aber die Idee ist markenlos umsetzbar. Nur nicht hakenlos. Der Vorteil aber ist der, dass der Markt für Texas- und Carolina-Rigs schwer umkämpft ist und entsprechend viele Haken auf dem Markt sind. Das die eigentlich für Gummiwürmer und Bass gedacht sind, muss uns ja nicht bekümmern. Darum kosten sie ja auch nur ein Drittel vom „lasst-uns-die-Fliegenbinder-abkassieren-Preis“.

Dieses Bild zeigt nur die Anprobe für einen Flashtail. Das Röhrchen kann man mit einem kleinen Karabiner, mit einem QuickClip oder einer DIY-Lösung fixieren.

Der Haken muss überhaupt nicht bebunden werden und hat den Vorteil, dass im Gegensatz zum „Brammer Custom Hook“ und Nachahmern die Lücke zwischen Vorderschaft und Hakenspitze nicht verkleinert wird. An die Nylonschlaufe kann man einen Flashtail, einen Wiggletail oder einen Waggletail einhängen. Aber Vorsicht, für einen Stinger ist sie nicht gedacht. Der eingehängte Shank vorn kann so gestaltet werden, dass er zu einer bestimmten Tubenlänge passt. Das System hat verschiedene Vorteile gegenüber dem Brammer-Haken, denn es ist deutlich flexibler und kann auch nachträglich für Tubes benutzt werden, die dafür eigentlich gar nicht gedacht waren. Kommt man mit seiner normalen Tube an einer Hängerstelle, ob Holz, Kraut oder Steine, tauscht man nur den Haken gegen das „Mono Rig“ und ist gerüstet. Das rechnet sich. 

Der Flashtail ist eingehängt. Jetzt zieht man eine Tubefly auf den Shank und kann (fast) hängerfrei fischen.

Ingo Karwath