Undistructable

Durable – Resilient – Tough – Robust – Irrepressible!

Eine Fliege ist ein Köder, den man hunderte, ja tausende Male auswerfen kann, und irgendwann wird sie zerstört sein. Von den Würfen, von den Fischen, von den Steinen, von Nässe und Trockenheit, denn ewig haltbar ist sie nicht. Missachtung und Vernachlässigung vernichten jedoch mehr Fliegen als der Zahn der Zeit, denn wenn man sich nicht nachhaltig um sie kümmert, verrotten und verrosten sie in einer Woche. Fliegen sind in jedem Fall zerstörbar, und manche sind so schlecht gebunden, dass sie schon bei den ersten Würfen den Pfuschtod sterben. Tinsel rutscht nach hinten ab, Pfauengras ribbelt sich auf, die Hechel streckt sich wieder zur vollen, ungewundenen Länge, und der Flügel segelt frei und hakenlos in den Fluss. Aber Fliegenbinden ist ein Handwerk, und einem guten Handwerker passiert das nicht. Natürlich ermüden Federfibern und Haare so oder so, aber das ist ihr natürlicher Tod, und ihre Basis, ihre Stumpen und Reste, verbleiben am Haken. Ich kenne drei Methoden, einen wirklich haltbaren Haarflügel zu binden, und die stelle ich hier einmal vor.

Der kalifornische Fliegenbinder Ed Haas öffnete zunächst das Hakenöhr und band den Flügel dann zwischen den Hakenschenkel und das Schlaufenöhr, mit den Haarspitzen nach vorn. Die Enden des Haares zeigen eher nach unten als nach oben.

Dann hat er nach hinten windend diesen Spalt geschlossen und die Haare zwischen den Drähten verklemmt. Danach kann man die Fliege ganz normal aufbauen, ohne den Flügel zu berühren.

In einem letzten Schritt legt man den Flügel um und windet einen kleinen Kopf.

Bei einer ähnlichen Methode befestigt man die Haare unter dem Haken mit den Spitzen nach vorn.

Dann fädelt man sie mit einer Nylonschlaufe durch das Öhr nach oben. Und überwickelt sie fest bis zum späteren Knickpunkt.

Danach beendet man die Fliege wie üblich und legt die Haare nach hinten um und wickelt einen kleinen Kopf.

Bei der „flared wing“ Methode steckt man die Haare von hinten in das Schlaufenöhr und verklemmt sie möglichst flach und breit zwischen den Drähten. Mit dem Bindefaden fixiert man so, dass eine gewisse Breite erhalten bleibt.

Dann bindet man die Fliege fertig und legt die Haare nach hinten um und wickelt einen kleinen Kopf. Der gewünschte Effekt ist, dass sich der Flügel mehr auffächert.

Nachtrag: Beständig, stabil, robust, haltbar, solide, unverwüstlich, unkaputtbar, langlebig, haltbar, strapazierfähig, dauerhaft, resistent, widerstandsfähig, zäh, stählern, taff, resilient – unsere Sprache kennt eine ganze Menge Wörter für diesen so erwünschten Zustand, von geflügelten Wörtern wie „hart wie Kruppstahl“ oder Stein oder Eiche ganz zu schweigen. Die Inuit, die im Prinzip nur drei Wörter für Schnee haben, denn höhere Zahlen sind ein Hoax, bleiben da weit hinter uns zurück. Haltbarkeit ist also eine zivilisatorische Sehnsucht, und wenn sich unsere Fliegen mitten im schönsten Pool auflösen und wir unzivilisiert fluchen, stehen wir mal einen kurzen Moment neben uns. Bindet man jedoch a la Haas und s.o., dann bleibt der gute Eindruck vom fliegenfischenden Gentleman erhalten. Wenn man auf so was steht.

Ingo Karwath