Fly Tying with A.K.

Patterns & Problem Solving with New Materials & Techniques, Stackpole Books 2008

Fliegenbinden ist ein Handwerk, das man teilweise durch Zuschauen lernen kann. In etwa so wie ein japanischer Lehrling, der seinen Meister beobachtet. Für eine Zeit kann man das gut so machen, aber dann wird es Zeit Hand anzulegen. In unserer Lehrtradition wird man dabei Stück für Stück begleitet und angeleitet, vereinfacht könnte man sagen, der Meister spricht, hat einen pädagogischen Plan. Dass man nicht mit uns redet, sondern dass das Material zu uns sprechen soll, sind wird nicht gewöhnt. Anleitungen zum Fliegenbinden sind für gewöhnlich eine Konserve, entweder gedruckt oder gefilmt, und im Prinzip eine Mischung der Lehrtraditionen. Man redet sozusagen mit uns, und dann muss man am Bindetisch still vollziehen, was die Anleitung einem mitgegeben hat. A.K. Best hat Abertausende von Fliegen für den Verkauf gebunden, und Hunderten von Bindeschülern das Handwerk gelehrt, und er ist weltweit der Fliegenbinder, dem mein größter Respekt gehört. In seinem Buch „Fly Tying with A.K.“ hat er seine Erfahrungen als Produktions-Binder und als Kursleiter zu Papier gebracht. Viele Dinge, die oft unausgesprochen bleiben und irgendwie vorausgesetzt werden, von der Bobbinführung bis zum Materialschnitt, werden gründlich erklärt. Acht Kapitel beschäftigen sich mit der Lösung von Bindeproblemen, 9 weitere mit Tipps zu bestimmten Materialien. Dabei hat A.K. eine besondere Vorliebe für Kielkörper und ist sicher der Binder, der auf diesem Gebiet die meiste Erfahrung hat. Kielkörper sind wie Segmentflügel. Man kennt sie zwar, meidet sie aber. A.K.‘s Buch eignet sich für den Bindeanfänger ebenso wie für den fortgeschrittenen Binder. Tröstlich für uns alle ist seine Erklärung, warum Bindefäden manchmal reißen, denn es liegt sowohl an ihrem Alter als auch an ihrer Fabrikation, dass etliche Meter mal schwächer sein können und man sich wundert, warum einem andauernd der Faden bricht. Das Buch zu lesen, ohne mindestens einen neuen Kniff zu lernen, halte ich für unmöglich. Ich gebe mal einen für lau weiter. Material, das man oben auf dem Haken haben möchte, immer in der 10.30 Uhr Position starten. Die erste Wicklung fixiert es, der zweite Turn hebt und dreht es in die korrekte Stellung, denn das Drehmoment des Fadens, so A.K., ist unser Freund. Lesetipp: 4 von 5 Fliegen.

Ingo Karwath