Eine Zusammenstellung einiger Lieblingsbücher.
Bei Ordnungsarbeiten in meiner Bibliothek kam mir in den letzten Tagen mein Garrison-Buch in die Hand, mit einem beschämend zerfetzten Umschlag. Diesen zu reparieren kam auf meine To-do-Liste, und es wurde mir erst nachträglich klar, dass das womöglich das meistgelesene Buch meiner Sammlung ist. In meinen Anfangsjahren, ich kaufte das Buch 1982, erwarb am 1.6.1984 meine Formen von Preben Torp Jacobsen, besuchte am 6.10.1984 mit Udo und Wolfram mein erstes und letztes Rutenbauertreffen, und hobelte im Winter 84/85 meine erste Gespließte. Weil mir das viele Gerede über Gespließte schon damals auf den Keks ging und inzwischen von einem Rauschen und zu einem weltweiten Dröhnen geworden ist, entwickelte ich mich zum Bamboo-Grinch und ging einen eigenen Weg. Ich rede nicht über Ruten, verkaufe nicht, verschenke nicht, zeige nicht, und beschriften tu ich sie auch nicht. Früher habe ich die Rollenhalter mit meinem Namen graviert, aber das mache ich auch nicht mehr. Das Holz soll einfach für sich selber sprechen. Sein Ego soll mit mir fischen, nicht meins mit ihm. Na egal, ist nicht wichtig. Beim Sortieren meiner Bücher fiel mir jedenfalls auf, dass ich einen ganzen Schwung Bambusliteratur habe, und so kam mir in den Sinn, eine kurze Zusammenstellung dieser Bücher zu schreiben. Bambus braucht den Hauch des Lebens. Beatmung. Das Bambushandwerk blüht nutzlos, droht in den Modellbau abzurutschen. Ruten werden gebaut um beredet, bewertet, ausgestellt zu werden. Modellbau eben. Wir müssen zurück zum Bootsbau. Da muss Wasser ran, ständig.
The Lovely Reed von Jack Howell
Mein Lieblingsbuch. Jack Howell ist Orchestermusiker und hat eine vollständige und intelligente Anleitung zur Herstellung einer Gespließten geschrieben. Boulder 1988.
How to make Bamboo Fly Rods von George W. Barnes
Mein zweites Lieblingsbuch. Ich habe es zunächst nicht gemocht, weil ich den Ansatz zu simpel fand. Der Autor schnitzt sogar das Anfangsdreieck. Inzwischen finde ich genau das ist die Stärke von Barnes. New York 1977.
Stangbygning von Preben Torp Jacobsen
Das Buch, ich habe die Nummer 330 von 1000, bekam ich von Preben mit Widmung zu meinen Ole Vinstrup Formen hinzu. Durch viele Bücher geübt kann ich Dänisch lesen und verstehen, und sicher hat gerade dieses Werk viele junge Rutenbauer auf den Weg gebracht. Hvilsom 1982.
Handcrafting Bamboo Fly Rods von Wayne Cattanach
Vielleicht das vollste Bambusbuch von allen. Die Bauanleitung für einen Cattanach-Ofen kostete mich Wochen meines Lebens, weil man die Teile bei uns nicht bekam, aber der heizt nun immer noch. New York 2000.
Classic Rods and Rodmakers von Martin J. Keane
Dieses Buch widmet sich den bekannten und berühmten Rutenbauern in den USA. Es erzählt ihre Geschichten und rühmt ihre Ruten. Allein die Werkstattfotos sind unbezahlbar, etwa der grummelige Harold „Pinky“ Gillum neben seiner Fräse. Stockbridge 1976
Split and Glued by Vince Marinaro von Bill Harms und Tom Whittle
Das habe ich nur gekauft, um an die legendären Marinaro-Taper heranzukommen. Aber es ist in sich gut und informativ und ich mag die Einstellung von Marinaro. Es geht ihm nur um den Bambus und die Wurfqualität in der Praxis. Harrisburg 2007.
Splitting Cane von Ed Engle
Der Verfasser hat Rutenbauer besucht und berichtet von ihrer Geschichte, ihren Ideen und Anekdoten. Zwischen den Zeilen findet man viele Informationen, die man für den eigenen Rutenbau gebrauchen kann. Auch in Plauderei finden sich Goldkörnchen. Mechanicsburg 2002.
Fishing Bamboo von John Gierach
John Gierach, nach Dana Lamb mein Lieblingsautor, beschreibt seine lebenslange Affäre mit Bambusruten. Man erfährt so einiges aus der Szene um Gierach und Mike Clark, und der Tipp mit Bambus auch wirklich zu fischen liegt Gierach am Herzen. New York 1997.
Best of the Planning Form von Barch und Mc Keon
In diesem Buch findet man in elf Kapiteln gute Tipps zur Herstellung von Gespließten, die aus den bekannten Newslettern ediert wurden. Ich vermag in Bambus zwar keinen kommunizierenden Ausdruck meiner Seele zu erkennen, aber was soll’s, jeder nach seiner Fasson. Hastings 1997.
Gespließte – edle Ruten aus Bambus von Rolf Baginski
Ein deutsches Buch im amerikanischen Coffee Table Format, jedoch mit viel mehr Text und guten Details für den Rutenbauer. Nach Stanley, Stanley mit Hock, dann Nielsen, führte mich dieses Werk zu Clifton Hobeln, spät, aber nicht zu spät. Bremen 2006
The anglers workshop von Letcher Lambuth
Eine limitierte Auflage, ich habe Nr. 1201 von 1250, also so gerade noch eines bekommen, in der man neben den Geheimnissen zur Herstellung einer Spiral Rod den nach meiner Meinung wichtigsten Satz aller Rutenbaubücher findet: Don’t try to make rods for money! Champoeg Press 1979.
Rod Building for Amateurs von Richard Walker
Walker baute seine Gespließten auf einem dreieckigen, mit Tinte schwarz gefärbten Holzstab, oben getapert, auf den man den Spleiß mit Duroglue leimte und dann rechts und links abhobelte. Hohl bauen, convexe Taper etc. pp., alles in einem kleinen Buch versammelt. Beeindruckend. Peterborough 1963.
Fly Rods Galore von George W. Barnes
Nach seinem ersten Buch von 1977 hat Barnes 25 Jahre später noch einmal alles auf den Punkt gebracht. Er baut jetzt nodeless, arbeitet viel mit dem Elektrohobel und hat u.a. fast alle bekannten Binder gebaut und erprobt. Ein umfassendes und originelles Buch. Hastings 2002.
Changing Planes von Kathy Scott
Eine Frau lässt sich von ihrem Mann ein paar Spleiße geben und fängt an eine Garrison 193 zu bauen. Ich musste Vorurteile überwinden um mich da einzulesen, aber das ist mir gut gelungen, denn die Autorin nimmt einen mit in ihre Welt in den Wäldern Maines und baut so nebenbei ihre erste Gespließte, und das macht sie klug und genau und mit Liebe. Hastings 2008
A Masters Guide to Building an Bamboo Fly Rod von Garrison und Carmichael
Das Buch, das uns alle in Gang brachte, die Bibel der Zunft. Man hört hier und da Kritik wegen zu viel Mathematik und zu wenig Anleitung im Ikea-Stil, aber das gehört sich nicht. Gibt genug Bücher mit schönen Bildern wie man den Hobel halten soll. Die beiden Autoren haben die Schleusen geöffnet, alles verraten, die Felder bestellt. Ohne sie wäre es nicht was es ist. New York 1977.
Leider fehlen mir ein paar Bücher die ich gern hätte, aber einige gehen mit dem Preis echt durch die Decke. Da sitze ich noch an. Sicher finde ich sie noch. George W. Maurer fehlt mir, aber ich will die Hardcover Ausgabe. Ich hoffe diese kleine Bibliografie hilft den angehenden Rutenbauern, denn um es mit Jack Howells Papa zu sagen: „If all else fails, read the instructions!“ Und lassen Sie sich von meinem Grinchen nicht täuschen. Ich liebe das Material. Aber Stil und Umfang der Sprache müssen zurück zu Walter Brunner. Und die Ruten gehören ans Wasser. Jede die man hat. Einmal mindestens.
Ingo Karwath