Mini Leech

Vierzig Jahre Lure zupfen – und nur ein Muster bleibt.

Zum Herbst noch mal frisch befüllt. Die 7er Clips mit den Mini-Leeches. Schwarzgelb, orange, oliv, weiß, braun und magenta. Wenn es da nicht beißt, dann schwimmt da nix!

Dieser Streamer hat sich im Laufe der Jahre zu einer Form entwickelt, die mir fast schlafwandlerisch von der Hand geht. Der 10er Haken, auf den ich ihn binde, ist stets die Größe, die mir im Vorrat zuerst ausgeht. Einen Namen hat er nicht, aber ich denke man kann ihn der Kategorie „Leech“, Sparte „Mini Leech“ zuordnen. Die ersten kopfschweren Lures, die in meinen Dosen auftauchten, waren „Tadpoles“ und „Leadheads“ aus England, und beide Namen beschreiben sehr ähnliche, eigentlich gleiche Muster. Marabou war schon vorher ungemein beliebt, aber man band es als Flügel ein, bei Fliegen wie „Appetizer“ und „Jack Frost“. Die „Tadpoles“ versetzten es nach hinten. Das war in den USA schon länger bekannt, besonders bei den „Leeches“ vom Henry’s Lake. Dann kassierte der Bugger-Hype alle diese Ideen ein und wurde zu einem weltweiten Phänomen. Ein Bugger-Merkmal ist der Chenillekörper mit der Palmerhechel. Darum: Kein Chenille, keine Hechel, kein Bugger. Die Kombinationen sind jedoch so vielfältig, dass man sie kaum fassen kann. Bei meiner kleinen „Leech“ lege ich Wert auf einfache Materialien und ein klein wenig Mühe. Der Streamer ist nach vier Jahrzehnten Lure zupfen das letzte verbliebene Muster in meiner Box. Einzig „Mason’s Houdini“ kann konkurrieren. Manchmal fische ich trotzdem eine von den alten Lures. Man fühlt sich ja fast schon wie Halford, wenn man mal eine „Sweeny Todd“ anknotet. Obwohl, unser extratrockener Kollege hätte uns damit nicht am Fluss sehen wollen. Seen waren ihm jedoch von Herzen egal.

Das Marabou für den Schwanz muss von mittlerer Qualität sein. Nicht das ganz Gute von oben und nicht das Klumpige von unten. Das Mittlere spielt in der Position am besten.
Für den Körper nehme ich bei kalten Farben Silberbraid, bei warmen Farben Goldbraid. Das trägt schnell auf und verbindet sich gut mit dem Lack darunter.
So wie man es für Intruder auch macht, wird eine Portion Marabou, wieder die mittlere Qualität, in einer Schlaufe zu einer Hechel versponnen.
Im Ergebnis wird der Goldkörper völlig verdeckt, aber im Wasser blitzt er sehr schön zwischen den Fibern hervor.
Eine magentafarbene Grizzlyhechel bildet den Abschluss zum Goldkopf. Sie erzeugt nicht nur einen „fliegigen“ Eindruck, sondern ist auch strömungsaktiv und belebt das Marabou.

Ingo Karwath