
Irgendwas geht immer.
Liebe Fliegenbinder und Fliegenbinderinnen!
In einem Artikel, der vor vielen Jahren nicht gedruckt wurde, habe ich mal geschrieben, der Wels gälte in Asien als Aphrodisiakum, und viele Welsangler sähen so aus, als hätten sie das auch nötig. Die ins Land gegangenen Jahre brachten es mit sich, dass ich solche Sätze nicht mehr schreiben würde, aber im Juni müsste ich unwillkürlich daran denken, weil ich einen Wels hakte. Der zweite Waller meines Lebens. Den ersten fing ich 1968 am Pressegger See in Kärnten, ich war 12, und der Turbler, auf den er biss, war ein Geschenk meiner Eltern und in dem Jahr gerade auf den Markt gekommen. Daher weiß ich das so genau. Der Fisch schleppte mich mit meinem gelben Schlauchboot ab, aber nach einiger Zeit bemerkten die Menschen im östlichen Strandbad meinen Kampf und ein Nachen mit zwei Männern kam heraus zu mir. Der Waller war schon ziemlich müde, und einer der Männer nahm meine Rute und griff sich den Fisch. Ich war der Held im Strandbad. Der Held in der Ferienpension. Der Held im Jagd- und Angelladen in Hermagor. 5-minute-fame mit 12. Der Fisch wurde komplett gegessen, nur nicht von mir. Ich mochte keinen Fisch. Da wir bei uns im Verein Welse töten müssen, entwickelte sich der zweite Waller, 120 cm und 12 Kilo, eher zum Problem. Folie auslegen war schon mal gut, aber aufhängen und abziehen wäre eine noch bessere Idee gewesen. Da war kein Fame in Sicht. War alles eher peinlich. Aber der Drill am 25er Vorfach, von 21 bis 22 Uhr, war ein Erlebnis. Fluchten, ja, Sprünge und Saltos, klar, hatte ich auf Lachs und Steelhead schon erlebt, aber so eine stetige Kraft noch nicht. Es fühlte sich an wie eine Gehwegplatte mit Flossen. In völliger Unkenntnis des Wallergriffes fasste ich ihm mit vier Fingern ins Maul und zog ihn auf den Deich. Blut wohin man schaute. Mein Blut. Ja, sagte ein Spezialist später zu mir, die Kleinen haben noch spitze Zähne. Aber verpflastert ging es mir schnell besser, und das Filet, muss ich sagen, schmeckt echt lecker. Jedoch setzte ich mich danach erstmal an den Bindetisch und band, nein, keinen Wallerstreamer, eine 16er „Blue Dun“. Nicht eben das, was man nach einem Aphrodisiakum erwartet. Aber Boden unter den Füßen. Darum mein Rat für diesen Sommer, raus und fischen, grillen und genießen, Rosé und Augustiner, die Erlebnisse warten gleich unter den Wellen. Der FliegenBinder macht im Juli und August Sommerpause. Entsteht trotzdem Material, damit ist zu rechnen, setze ich es unter Juni auf. Einen schönen Sommer uns allen. Tight Lines.
Ingo Karwath, am 5.7.2025