Editorial

Silvesterzander auf „Kilowatt“. Siehe Cliff Watts „Kilowatt“

Liebe Fliegenbinder und Fliegenbinderinnen!

Natürlich hat auch der in sich ruhende Norddeutsche eine gewisse Anspannung im Leibe, wenn er operiert wird, selbst wenn er im Alltag nur zu sehr an die Flensburger Bierwerbung erinnert und die Sorgen weder mit sich noch anderen teilt. Nachdem ich aber diese Prüfung gestern hinter mich brachte und mein Knie jetzt schon einen hervorragenden Eindruck auf mich macht, sitze ich natürlich heute befreit am PC und kann diese Zeilen tippen, die ich mir bisher verkniffen hatte. Optimismus hin oder her, es macht ja keinen Sinn auf ein Jahr auszublicken, wenn man so eine Sache vor sich hat. Beim Schwimmtraining in Kiel wurde mal einer meiner Kameraden angepfiffen, weil er mitten im Becken Pause machte. Auf das Gebrülle vom Beckenrand reagierte er sehr ruhig mit der Meldung: Backbordmaschine ausgefallen, Herr Obermaat!, weil er sich in der linken Wade einen Krampf zugezogen hatte. Mit der festen Hoffnung wieder beide Maschinen bei mir zu haben freue ich mich auf die kommende Saison und es kann sein, dass man mich gleich am 13.3. am Wasser sieht, denn am 12ten darf ich die Krücken von mir werfen. Ich habe mir überlegt dieses Jahr extrem viel zu angeln, denn das letzte ging mir ja wegen des Umzugs verloren. Klar hätte ich mich aufraffen können am Abend noch auf Zander zu gehen, aber hat der Hintern erst mal die Couch gefunden und wurde mit einem Feierabendbierchen beschwert, ist das gar nicht so leicht. An Silvester ist mir noch einmal klargeworden, wie privilegiert ich hier in der Landschaft sitze, der es an nichts mangelt, außer einem Forellenbach. Ja, gut, bis zum nächsten Ostseestrand brauche ich drei Stunden, aber bei den Wolfsbarschen bin ich, den Inselflug nicht gerechnet, in einer. Hechte, Zander, Barsche, Forellen sind kaum 20 Minuten entfernt. Ich möchte das kommende Jahr kleinformatiger halten und viele kleine Ausflüge machen, also meinen Etat mehr splitten und in viele kleine Waagschalen werfen. Ein Freund von mir war letztes Jahr für 12.000 Euro in BC und hat wegen der Umstände keine Steelhead gefangen. Es drängt sich der Gedanke auf, die Eier auf mehr Körbchen zu verteilen. Über diese Körbchen nachzudenken ist natürlich eine Freude, und dann für diese Körbchen Fliegen zu binden übersteigt das noch. Bei mir steht Fünen auf der Liste, dann Rügen, Jütland zur Maifliegenzeit, Tagesausflüge auf die Ostfriesischen Inseln, Österreich, ich möchte eine goldene Äsche in Händen halten, endlich mal eine Renke fangen, vielleicht nach Norwegen, wenn Wasser da ist, dann Herbstäschen und vielleicht noch einmal Rügen. Vermutlich ein zu großer Appetit. Ist wie Kochbücher angucken. Und ganz viel hier bei uns angeln. Mal sehen ob ich mich am kommenden Silvester beim Wort genommen habe. So einen schönen Zander wie 23 erwarte ich nicht. Ich wünsche Ihnen und euch eine gutes neues Jahr 2024 und eine schöne Saison, wo immer man sie findet.

Herzlichst und mit besten Wünschen

Ingo Karwath, am 10. Januar 2024