Editorial

Silvesterzander auf „Kilowatt“. Siehe Cliff Watts „Kilowatt“

Liebe Fliegenbinder und Fliegenbinderinnen!

Irgendwie stecke ich gerade fest, und es ist kein guter Gedanke, sich mit einem Emerger zu vergleichen, denn im März bekamen wir neue Fenster und eine neue Hauselektrik und der Schornstein wurde gemacht, alles höchst erfreulich, aber mein Männerhöhlenleben musste da übel zurückstehen. Übelst. Nur zwei Artikel im März. Beschämend. Da guckt man aus Verzweiflung Anglerfilme auf YouTube, aber viele von denen sind so doof, dass man weglaufen möchte. Hört auf zu moderieren, möchte man den Leuten zurufen. Ihr könnt es nicht. Ohne Ton geht’s aber. Zum Glück gibt es Rolf Nylinder, den Ingmar Bergman der Fishing Filme. Es gibt keinen besseren Trost. Der April startete mit furiosem Wetter, so schön warm, aber bevor ich meine Ausrüstung zusammengesucht hatte, war es schon wieder kalt. Ich verfolge die Wetterberichte für Ralswiek und Faaborg für kommende Ausflüge, und so langsam zeigt sich ein Silberstreifen am Horizont. Ich war auch schon in Eckernförde und Kiel am Strand, aber mit Schaufel und Eimerchen, die zu schwingen mir als Großvater ja auch Spaß macht, aber damit fängt man nix. Voller Sehnsucht stand ich einmal bis zu den Knöcheln im Wasser und schaute hinaus wie Robinson. Meine Tochter hatte Mitleid. Aber der Tag wird kommen. Zwei Kurztrips sind geplant, und im Mai habe ich in Kiel eine längere Anstellung als Dobby, bekomme aber von 17 bis 21 Uhr eine Socke. Tja, ohne Harry Potter versteht man das nicht. Mein neues Bindezimmer ist nicht fertig, aber so fast fertig, dass man ein Bild machen kann. Der Epizentrum meiner kleinen Welt steht wieder. Ja, gut, Epizentren stehen nicht. Sie sind. Mai und Juni sind wunderbare Monate vor uns, weil man als Fliegenbinder wieder direkt arbeiten kann. Binden, fischen, binden. Oft just in time, unter Zeitdruck und zu wenig. Man schafft mal gerade drei Fliegen zwischen Feierabend und Abendsprung, weil man ja los muss und die Natur und das Licht nicht auf uns warten. Das sind schöne Momente. Ich fühle mich wie eine fitte Maifliege, die ihre Flügel entfaltet. Die Computer-Saison ist ebenso vorbei wie die Zeit am Grund. Keine Forelle, keine Schwalbe in Sicht, ich denke das klappt mit dem Flug. Ich hoffe, der eure auch.

Herzlichst und mit besten Wünschen

Ingo Karwath, am 23. April 2024