Wiederansiedlung von Fliegenpopulationen

Von Dr. Cyril Bennett MBE.

Wir müssen aktiv etwas tun für den Schutz unserer Gewässer und Insekten.

In den letzten zwanzig Jahren hat der Fliegenbestand in vielen unserer Flüsse so sehr abgenommen, dass die Herausforderung des imitativen Trockenfischens verschwunden ist, und einen regelmäßig steigenden Fisch zu finden ist bereits ein Problem. Damit eine jagende Forelle sich auf ein bestimmtes Insekt fokussiert, muss diese Art in großen Mengen vorkommen, und erst an dieser Stelle kommen die entomologischen Fähigkeiten eines Fliegenfischers ins Spiel.

Nach einem Vergiftungsunfall kann die stromab Drift von Wirbellosen zu einer relativ schnellen Erholung der unmittelbar an die Einleitung angrenzenden Flussabschnitte führen, aber Bereiche weiter stromab benötigen Monate oder sogar Jahre um sich davon zu erholen, und hier kann ein wenig Hilfe nötig sein. Natürlich müssen langfristige Verschmutzungen wie die mit Phosphaten oder Schlamm zuerst angegangen werden, bevor eine sinnvolle Wiederbesiedlung stattfinden kann.

Nach einem ernsten Vergiftungsunfall mit Insektiziden am River Wye in Surrey haben zwei Millionen Maifliegeneier vom River Test bei Leckford zusammen mit 30 Millionen Blue Winged Olive Eiern vom Hampshire Avon bei Amesbury geholfen, die Insektenpopulation unterhalb der Einleitungsstelle wieder aufzubauen.

Jedoch, das Meiste hier dargestellte ist ja nicht neu; Lunn, Keeper am River Test in Houghton (Hills 1934), zog Maifliegen-Eier vor, setzte Grannom-Eier um und verbesserte die Population von Olives (mit Hilfe von fly boards) schon vor über 100 Jahren.

Diese kurze Abhandlung umreißt einige Methoden, mit denen man Eier sammeln kann, um den Bestand an flussbürtigen Fliegen zu verbessern, aber zwei Dinge müssen beachtet werden:

1. Der Grund für den Bestandsrückgang, und ob dieser immer noch wirksam ist; eine starke Verschlammung oder Phophateinträge z.B. können die Eier flussbürtiger Fliegen vernichten, insbesondere wegen ihrer langen Eiruhe die der BWO (Gilchrist & Bennett 2010, Everall et al 2017).

2. Ein passender Spendeort mit einer guten Population der benötigten Arten.

Die Blue Winged Olive (Serratella ignita)

Von der BWO ist bekannt, dass sie mit überwinternden Eiern einen einjährigen Generationenzyklus hat; die Eier kommen in eine Diapause (angehaltene Entwicklung) in der vorletzten Phase ihrer Entwicklung. Steigende Wassertemperaturen im folgenden Frühjahr beenden die Diapause und erlauben den Eiern zu schlüpfen. Ein Weibchen der Art trägt etwa 1000 befruchtete Eier in einem Eiersack, wenn sie am Abend zum Fluss fliegt und diese in schnell fließendes Wasser (riffles) entlässt. Fliegende Weibchen mit Eiersack werden in einem großen trockenen Insektennetz gesammelt und zu einem geeigneten Ort gebracht, um die Eier zu separieren.

Der Inhalt des Netzes (Weibchen & Eier) wird in eine Schale mit Leitungswasser (Eier kommen gut klar in Leitungswasser und man schließt damit Biorisiken aus – sie müssen jedoch vor dem Schlupf in den Fluss verbracht werden) gefüllt und vorsichtig bewegt, so dass die Eier auf den Boden der Schale sinken können, wo sie sich innerhalb von 24 Stunden an Glasplatten (oder Acrylplatten) heften. Diese Platten werden dann aufrecht in ein mit Nuten versehenes Incubations-Aquarium gestellt. Die Eier werden während der Reifung dunkler. Große Mengen von Eiern können mit wenig Aufwand in relativ kleinen Aquarien über den Winter gebracht werden – eine leichte Belüftung und ein gelegentlicher Wasserwechsel genügen, und natürlich eine unbeheizte Umgebung. Während man so den Einfluss von Schlamm und Phosphaten kontrollieren kann, wird die nächste Generation wieder starke Verluste erleiden, wenn sich die Situation im Fluss nicht verbessert hat. Im frühen März müssen die Eier vor dem Schlupf in den Fluss gebracht werden, und eine Möglichkeit besteht darin, die Incubations-Platten unter einem „fly board“ in der Hauptströmung auszusetzen. Ende Mai kann man von den Eiern eine kleine Probe nehmen und unter dem Mikroskop prüfen, ob die Mehrzahl (meist aber alle) geschlüpft sind. Eier können auch auf der Oberseite von weißen Badezimmerfliesen herangezogen und mit diesen in Nuten an vorbereiteten „fly boards“ ausgesetzt werden.

Die Maifliege (Ephemera danica)

Das Einsammeln der Eier: Die Eier der Maifliege können ebenso gesammelt werden wie die der BWO, außer dass die Eier aus den Weibchen „gemolken“ werden müssen und danach auf Incubationsplatten sinken dürfen und für 24 Stunden nicht gestört werden. Ein Weibchen trägt 4000 bis 5000 Eier bei sich, aber einige werden unweigerlich leer sein, weil sie ihre Eier schon im Fluss abgelegt haben. Die Eier dunkeln während der Reifung (unbefruchtete Eier bleiben weiß) und werden in etwa 24 Tagen schlüpfen. Die Entwicklungsstadien kann man (ähnlich wie bei der BWO) mit dem Mikroskop prüfen und muss die Eier vor dem Schlupf zum Fluss zurückbringen.

Olives (Baetis species)

Weibliche Olives krabbeln an Steinen, Pflanzen usw. herunter und legen ihre Eier unter Wasser. „Fly boards“ (Bretter aus unbehandeltem Holz – je älter je besser) werden in der Hauptströmung des Flusses befestigt und bieten eine angenehme Landefläche auf der Oberseite mit einfachem Zugang zur Unterseite, wo die Eier in sicherer Entfernung zu den Grundräubern abgelegt werden können. Wenn ein Brett (in der Hauptströmung) in einem Abschnitt mit gutem Insektenaufkommen platziert wird, kann man sehr schnell eine große Menge von Eiern sammeln und dann in einen Abschnitt mit geringerem Bestand verbringen.

Grannom (Brachycentrus subnubilis)

Ebenso wie bei Baetis Arten krabbeln die weiblichen Grannoms ins Wasser um dort ihre Eier zu legen. Darum können „fly boards“ benutzt werden, um in der Periode der adulten Emergenz (Mitte April) Eier zu sammeln und an einen neuen Platz zu verbringen; die Eier schlüpfen innerhalb von etwa 21 Tagen. Eierlegende Weibchen werden insbesondere von alten Pfosten im Fluss angezogen; senkrecht aufgestellte „fly boards“ können darum die Anzahl der gesammelten Eier erhöhen.

Dr. Cyril Bennett MBE

Literatur:

Bennett, C.J., 2002. A seven year study of the breeding cycle of the mayfly Ephemera danica on the River Test at Leckford in Hampshire. John Spedan Lewis Trust of the Natural Sciences – Leckford Survey Record No. 7.

Bennett, C.J., 2004. Species Recovery of the Mayfly (Ephemera danica) on the River Wey in Surrey. John Spedan Lewis Trust of the Natural Sciences – Leckford Survey Record No. 79.

Bennett, C.J., 2007. The ecology of a seven year study of the life cycle oft he mayfly Ephemera danica. Freshwater Forum 27, 3 – 14.

Bennett, C., Glichrist, W., 2010. Chapter 22. Riverflies. In: Maclean, N. (Ed.), Silent Summer. The State of Wildlife in Britain and Ireland. Cambridge University Press, Cambridge, UK.

Everall, N.C., et al. 2017. Sensitivity of early life stages of a mayfly to fine sediments and orthophosphate levels. Environmental Pollution.

Hills, J.W., 1934. River Keeper, the life of William Lunn. (London: Geoffrey Bles Ltd.).

Mit freundlicher Genehmigung von Dr. Cyril Bennett.