Manchmal ist das Neue an einer Sache ihre Renaisssance.
Ein halbes Fundament anwinden und ein halbes Boobyauge mittig durchstechen und auf den Haken fädeln. Meine Boobyaugen sind 25 mm lang, also sagen wir ein 12 mm Stückchen.
Das Boobyauge kreuzweise überwinden und mit Sekundenkleber sichern. Ob sich die außen aufgeklebten Augen in der Praxis lohnen wage ich zu bezweifeln, aber sie schaffen Zuversicht und das ist gut. Das graue Meer kann frustrierend sein.
Als ich 2018 Gelegenheit bekam die Firma Sage auf Bainbridge Island zu besuchen, hatte man dort ganz neu ein Fly Tying Departement gegründet. Das klingt womöglich ein bisschen großartiger als es ist, oder war, denn die Abteilung war seitlich in einer Halle hinter Raumtrennern untergebracht und sah eher aus wie ein unordentlicher Flur, ein Messie-Space mit Federn und Haaren. Der Grund, warum sich eine Weltfirma ein paar Binder hält, genauer gesagt zwei Bindekollegen, wurde mir eher zurückhaltend erklärt. Unterm Strich habe ich verstanden, dass Fliegen zu einer so umfassenden Mode werden können, dass sie den Tackle Markt entscheidend beeinflussen. Da wird der Binder zum Trüffelhund. Das European Nymphing ist da ein wunderbares Beispiel, denn die speziellen Nymphen und Vorfächer haben eine Hype erzeugt, der in China und Korea nun die Firmen umtreibt, uns dafür Ruten zu pressen und Rollen zu fräsen. Ein Schrotkorn an einen 18er Haken zu zwicken und mit einem langen Vorfach ins Wasser zu schlenkern hat dazu geführt, dass für Millionen und Abermillionen Euro Tackle verkauft wird. So gesehen ist Fliegenbinden wahrlich ein Zünglein an der Waage. Ganz so gravierend ist dieser Input hier nicht, aber ich möchte eine Fliege vorstellen, zu der man unbedingt ein 7 ft. Polyleader in Medium Sink benötigt. Die „Brenda Booby“ lässt sich nur so fischen. Sie steigt in Pausen auf und sinkt auf Zug ab. Das hat sich in Fjorden und in ruhigen Buchten enorm bewährt und ist eine Technik, die man unbedingt in Petto haben sollte. Diese italienische Vokabel bedeutet eigentlich nur im Sinn, aber hat man die Fliege nicht in der Dose und das bewusste Vorfach nicht in der Tasche, hilft einem der Sinn ja auch nicht weiter. Mit einem „Booby“ auf Meerforellen zu fischen ist nun wahrlich nicht neu, und viele von uns haben sich schon vor Jahrzehnten durch alle möglichen Talsperrenmethoden durchgefischt, wie wir sie aus GB kennen. Ich habe da nie etwas gefunden, das ich mit dem ganz normalen Werfen und Einstrippen tauschen wollte. Eine Schwimmschnur und ein Polyleader zu benutzen war mir dabei nicht in den Sinn gekommen. Vielleicht nicht die Idee, aber ganz bestimmt deren Verbreitung verdanken wir Daniel Holm von Nordic Angler. Daniel ist superintensiv und brennt echt an beiden Enden. Aber so was von really, really, really! Er hat lange experimentiert und kam dann auf die Idee mit dem Polyleader. Das erspart den Rollen-und Schnurwechsel von der F oder I auf eine Sinkschnur, und nur diese einfache Basis ermöglicht die simple Verwendung der „Booby“. Die Muscheln und Steine in der Ostsee bekommen einer Sinkschnur gar nicht gut, möchte man sie so wie am See üblich über den Grund ziehen. Natürlich sind solche Gewässer wie die Mariager Förde ideal um „Booby“ zu fischen, und überhaupt ist es eine gute Idee sich für diese Fliege nach Schilf umzuschauen. Hat man Schilf hinter sich, ist der Abschnitt meist gut geeignet. Der Boden ist dort eher weich, weil ein sanfter Wellenschlag feines Sediment liegen lässt und auch das Schilf nicht zerrüttet. Das sollte einen aber nicht davon abhalten, die „Booby“ auch an der offenen Küste zu erproben. Sehr nüchtern betrachtet ist es für eine Forelle egal, ob eine Fliege eine Ab-Auf-Bewegung hat oder eine Auf-Ab-Bewegung. Der Unterschied bleibt aber der Versatz, denn ein Streamer bewegt sich ein Stück auf, wenn wir ziehen, ein „Booby“ bewegt sich ein Stück ab. Der Streamer sinkt in der Pause, der „Booby“ steigt. Das kann durchaus unterschiedliche Reaktionen auf sich ziehen, und ich spalte bestimmt keine Haare, wenn es bei mir beißt. Drum, ein paar „Boobys“und ein Polyleader gehören doch wohl in die Weste. Kostet nicht die Welt und kaum Platz.
Den Faden nach hinten führen und ein Schwänzchen aus orangenbraunem Marabou einbinden. Andere Farben sind selbstverständlich möglich und fängig, auch beim Dubbing, aber dann ist es keine „Brenda“ mehr.
Ein Stückchen Allesnäher einbinden, mit Salmo Supreme Rainbow einen Körper dubben und mit einer orangefarbenen Hechel von vorn nach hinten palmern und sichern.
Ingo Karwath