Die „Maxwell-Blue“

Die hat was!

Die „Maxwell Blue“ hatte bei Chamberet die no 51 bei den „Araignees Seches“ und ist inzwischen ein verschollenes Muster. Oder haben Sie mal von ihr gehört? Unter Lachsanglern hat der Name Sir Herbert Maxwell natürlich einen Klang, denn er schrieb 1898 „Salmon and Sea Trout“. Für Angler völlig unerheblich, aber aus seiner Feder stammt auch das Buch „Rainy Days in a Libary“, und so hat man eine Ahnung was er tat wenn es regnete und der Fluss anstieg. Aber er fischte nicht nur auf Lachs. 1887 schrieb er in der „Field“ über seine Experimente mit roten und blauen Forellenfliegen und erschütterte damit das Weltbild der Colouristen um Halford.

Die Fibern der Entenfeder bleiben am Kiel.

Man findet die Fliege bei E.C. Gregg 1940 in „How to tie Flies“, aber mit einer völlig anderen Bindeanleitung. Der Körper aus grauem Floss, mit Ovalsilber gerippt, Schwanz und Hechel in „light blue“. Gregg war ein durchaus viel gelesener Autor zu seiner Zeit, auch wenn 1940 und die Folgejahre vom Krieg geprägt waren, gab es nach 1945 ein enorm starkes Bedürfnis nach Erholung, Freizeit und Fischerei. Legendär ist ja die Story von Jack Hemingway, der als OSS-Fallschirmspringer eine Fliegenrute ins umkämpfte Frankreich mitnahm. Er hatte natürlich auch eine Rolle, Schnur und Fliegen mit, aber wir wissen nicht welche. Die „Maxwell Blue“ kam vermutlich mit amerikanischen Soldaten nach Frankreich und erfuhr dort ihre Verwandlung in eine französische Fliege. Die Hasenwolle hat ja durchaus einen grauen Touch, aber mehr Ähnlichkeiten kann man beim besten Willen nicht erkennen.

Hasenwolle gelb gerippt, ein Klassiker.

Die „Maxwell Blue“ ist eine außergewöhnliche Fliege. Sie sieht aus wie eine „Universelle“, die ihre Flügel abgeworfen hat. Ihre Proportionen passen irgendwie nicht, und der lange Schwanz aus Entenfibern ist für eine Trockenfliege unüblich. Man nimmt ein Segment, bei dem rechts und links 5 bis 8 oder so Fibern abstehen. Der Körper ist aus Hasenwolle und wird gelb gerippt. Sie fällt einem modernen Fischer auf, weil man in den Entenfibern einen Shuck erkennen kann, eine Nymphenhülle, der das Insekt gerade entsteigt. Und da ist sie wieder, die Erkenntnis, dass unsere alten Kollegen sich Fliegen gefummelt haben, die supermodern ihrer Zeit voraus waren, jedoch ohne den theoretischen Hintergrund, mit dem dann viele Jahre später die Emerger-Binder an die Öffentlichkeit kamen. Es ist sicher richtig sich jeder Fliege mit der Annahme zu nähern, der Binder hat sich etwas Gutes dabei gedacht. Gleich nach Fehlern oder Macken zu suchen, wie so manches Fliegennörgeli im Netz, ist der falsche Ansatz. 

Ist das noch eine „einfache“ Hechelfliege?

Rezept: Trockenhaken Größe 10 bis 16; Bindeseide: gelb; Schwanz: Segment einer Entenfeder; Rippung: gelbe Seide; Körper: Hasenwolle; Hechel: Hahn, ginger.