Das zweite Lachsfliegenbuch von Teemu Tolonen.
In Band 2 von „Top Salmon Flies“ werden 11 Lachsfischer und 2 Lachsfischerinnen aus sechs Regionen vorgestellt, zusammen mit 47 Fliegen aus ihrem Repertoire. In den Interviews erfährt man so einiges über ihren Lebensweg, ihre Einstellung zur Fischerei und natürlich viele Tipps und Tricks. Ein Impressum sucht man vergeblich, die angegebene ISBN wird von Suchmaschinen als ungültig bewertet. Merkwürdig. Band 1 hat die gleiche Macke. Band 2 wirkt trotzdem insgesamt ‚buchiger‘ als Band 1, hat ein frisches Layout und zeigt alle Fliegen ganzseitig vor einem schwarzen Hintergrund. Zweiundzwanzig mal dreißig Zentimeter groß hat das Werk fast Coffee Table Format, ist aber mit seinen 200 Seiten auch noch angenehm in der Hand zu halten. Nicht nur dass Kolleginnen gewürdigt werden, wenn auch nur zwei, das ganze Buch öffnet sich der Lachswelt mehr als der Vorläufer und hat auch den lustigen Anspruch vom ‚großen Lachsangler‘ deutlich gemildert. Die Reise geht nach Spanien, Island, GB, in den baltischen Lachsraum, nach Norwegen und Kola. Natürlich macht der Verfasser in einer Mischkalkulation hier und da Werbung für Tackle, bestimmte Haken oder Materialien, und wohl auch für Lodges. Aber die in den Content eingebundene Werbung kommt doch ganz angenehm rüber und stört nicht. Man muss ja auch mal ehrlich sagen, dass wir sonst überhaupt keine Bücher mehr hätten. Für das eigene Ego kann man wunderbar im Internet schreiben, und ein mit 8% honoriertes Buch würde bei einem Preis von 40 Euro und 1000 verkauften Exemplaren dem Autoren 3200 Euro brutto in die Tasche spülen. Davon geht ein guter Teil ans Finanzamt, und zurück bleibt die Überlegung, dass für den Restbetrag keiner den Computer auch nur anschaltet. Ein Buch wie „Top Salmon Flies“ gibt es nur deshalb, weil Autorenschaft Freude macht und das Leben gestaltet, weil es den Laden „Speybrothers“ befeuert, weil man hier und da unbare Freebies bekommt, die, wie laue Tage am Midfjardara, ja auch einen erheblichen Betrag vom Konto abziehen würden. So um die 2000 pro Tag, je nach Saison. Und steuerlich absetzen kann man die Fischerei noch zusätzlich. Wir Leser und Leserinnen müssen also das Mitleid für unsere Autoren sorgfältig steuern. Ich bin jedenfalls sehr dankbar für die geleistete Arbeit und habe einige der Fliegen in meine Dosen aufgenommen, und hatte auch schon Erfolg damit. Das ist unbezahlbar. Mir gefällt auch das gewandelte Credo des Buches, das nun eher den Gedanken vertritt, ein besserer Lachsangler zu werden. Und besser ist ein weites Feld, streben doch manche von uns nach dem 25 Kilo Lachs und andere nach Eichendorffs Mondnacht als Gefühl. Kann ja sein, dass die „Kultasirppi“ von Seite 138 irgendwann einmal Triumph und Gemüt ideal verbindet. Ab 15 Kilo breitet unsere Seele ja allein schon deshalb ihre Flügel aus, um die 117 cm zwischen ihren Spitzen anzeigen zu können. Ich wäre offen dafür. Lesetipp: Vier von fünf Fliegen.
Ingo Karwath