Hey, Bunny!

Im Mai geht schon was. Die Hechte tummeln sich noch am Ufer und sind heiß auf Hasen.

Eine Bunnyloop auf einem 2er Kamasan B 980. Das ist eben der Haken, der auch für die „Vit Gäddsara“ empfohlen ist. Ich fische mehr und mehr mit den kleinen Haken.

Eine Freundin von mir war Lehrerin an einer Hauptschule, jedenfalls bevor man diese Schulform in Oberschule umbenannte. Jetzt ist sie Oberschullehrerin. Die teils rustikale Schülerschaft hat sich nicht verändert, und so ist es dort üblich, dass man Lehrerinnen unter 40 Bunny nennt, über 40 aber Lady. Etwas rauh im Ton, aber auch charmant. Ich muss da stets dran denken, wenn ich meine Sushirolle mit Hechtfliegen öffne. Dass der Begriff Bunny mal aus dem Playboy kam ist fast vergessen, außer wohl in meiner Generation. Ich habe ihn so zwischen 14 und 16 gelesen, wegen der guten Kurzgeschichten. Heute sind meine Interessen simpler. Für den Hechtfischer sind „Bunnys“ eine ganz andere Nummer. Man kann sie auf Hechthaken binden, aber im Prinzip sind sie dann zu lang. Ein zu langer Schaft bringt es mit sich, dass man viel zu viel Körper hat und darum viel zu viel Kaninchenfell anwinden muss. Fell und Leder saugen sich voll wie das Gel in einem Humidorbefeuchter und lassen sich kaum mehr werfen. Will man das verhindern und setzt den Bunnyschwanz mittig an, verfängt sich dieser trotz der Bunnyloop gern mit dem Hakenbogen. Es gibt zwei Lösungen für dieses Problem. Die erste wäre, man nutzt den Hechthaken wie einen Tarponhaken und lässt vorn zwei Drittel frei, die man zusätzlich hübsch, aber dünn, gestalten kann. Die zweite wäre, einen Karpfenhaken mit Öhr, etwa den Kamasan B 980 oder den Gamakatsu LS 3313, zum Fliegenhaken umzunutzen. Kurzschenklige Salzwasserhaken sind auch eine Option, aber sie sind von der Drahtstärke für Fische von mehr als 100 Pfund ausgelegt, und das ist für Hechte etwas viel.

Einen 5 mm breiten und 10 cm langen Zonkerstreifen einbinden. Das ist sozusagen der Heckmotor der „Bunny“. Man kann ihm vertrauen. Er lockt und fängt.

Mit einem kurz bebundenen oder kurzen Schaft kann man die Vorteile dieser Fliege voll ausschöpfen. „Bunnys“ sind echte Guidefliegen. Simpel, haltbar, fängig. Hat man eine so überschaubare Aufgabe vor sich, einen Streifen Kaninchenfell hinten an einen Haken zu laschen und einen zweiten Streifen ein paarmal um den Schenkel zu winden, kann man sich mit Sorgfalt den Einzelheiten widmen. Die Lederseite von Fellstreifen ist oft sehr schlecht zugerichtet und hat eingebaute Bruchstellen. Schneidet man sich Teile ab, immer darauf achten das Leder zu kontrollieren. Dann kommt es darauf an, welche Länge man verwenden möchte. Ab 5 cm wird es interessanter, über 10 cm beschwerlicher. Ein längerer Streifen spielt seine Beweglichkeit voll aus, aber man muss sich an das Vertrauen herantasten, hinter dem Haken 10 cm Überbiss zu akzeptieren. Oder mehr. Aber der Hecht ist da wie der Zander, er faltet das Ding förmlich in sich hinein. Bevor man den Streifen seines Vertrauens einbindet, muss eine Bunnyloop auf dem Haken befestigt werden. Frisch von der Spule kann 70er oder 80er Nylon sehr lebendig sein, weil noch viel Drall in ihm steckt. Muss ich Loops machen, schneide ich mir einen Meter ab, lege ihn heißes Wasser, so um die 70 Grad, und hänge das Nylon danach gestreckt mit einem kleinen Gewicht auf. Davon knipse ich dann jeweils 5 cm ab und forme eine passende Schlaufe. Mit der Heißluftpistole kann man sie zusätzlich richten, sollte das Material sich immer noch an seine Drehung erinnern. Von diesen Loopstücken habe ich immer einen Vorrat und kann zügig ausgeruhte, gerade, freundliche Schlaufen einbinden. Die Bunnyloop muss sein, sonst hat man an dem Streamer so gar keine Freude. Sind die Schlaufe und der Fellstreifen fest, wickle ich das Crosscut Kaninchen gern in einen Kleber hinein. „Tear Mender“ ist die erste Wahl, aber die Flasche trocknet sehr schnell aus. Schuh- und Lederkleber LK9 von Bindulin ist ebenfalls gut. „Bunnys“ lasse ich gern ohne jeden Kopfschmuck auf die Hechte los. Also keine Augen, keine Perlen, keine Cones oder Gummiheads. Sie sollen sehr langsam fischen, und der Haken genügt, um ihnen eine faule, aufreizende Art des Tanzes zu ermöglichen. Eine Top-Fliege, je simpler je besser, und von den Fliegen, die mit Federn, Flusen und Glitzer bestückt sind wie eine Tänzerin im Moulin Rouge, gar nicht gern gesehen. Wir haben uns viel zu sehr an ihr Lametta gewöhnt. Das hübsche Mädchen vom Lande stiehlt ihnen bei den Hechten oft die Show.

Den Haken mit einem Crosscut Zonkerstreifen bewickeln und die Fliege simpel abschließen. Kein Lametta, keine Augen, keine Rallyestreifen. Der Widerhaken kann ab.

Ingo Karwath