Chocolate Drop – Trockenfliege des Monats 6

Ein Fundament anlegen und lackieren, und 2/3 des Hakens mit Dubbing bewickeln.

Ein Bündel Fuchshaar einbinden und die Enden noch nicht stutzen.

Mit einem Bussard zu fischen ist die Antwort des Trockenfischer auf den Streamerfischer, der in der Dunkelheit mit seiner großen Fliege die besten Chancen hat. Lange bevor Streamer überhaupt erfunden wurden, beschrieb G.C. Bainbridge 1816 in seinem „The Fly Fisher’s Guide“ die „Bustards“, eine Serie von großen Nassfliegen. Im Laufe der Jahrzehnte verloren sich die Fliegen als Gebrauchsmuster, aber ihr Name ist geblieben. Die größte Köcherfliege, die bei uns fliegt, ist die meist nachtaktive Phryganea grandis, die Teichköcherfliege. Sie erreicht bis zu 28 mm Länge, bei bis zu 60 mm Flügelspannweite. Die bekannte Caperer, Halesus radiatus, ist so um die 5 mm kürzer, aber ebenfalls ein nachtaktiver Leckerbissen. Der sehr späte Schlupf setzt oft mit der Dunkelheit ein, und deckt den Tisch für die Fledermäuse, vermeidet aber die Schwalben. Die beliebteste Antwort des Trockenfischers beim abendlichen Schlupf war ja die „Weiße Motte“, von der man so gar nichts mehr hört. Die Motte geht von der Hoffnung aus, dass man noch irgendwas sehen kann. Aber irgendwann muss man kürzer und kürzer werfen um sie noch sehen zu können. Dann wird es Zeit für einen Bussard. Die großen Köcherfliegen kennt man auch unter den Namen Great Red Sedge, Murragh und Northern Bustard. In Irland sagt man Murrough. Darum hat es sich von 1816 bis heute eben eingebürgert, dass man eine sehr große braune Sedge „Bustard“ nennt, und dabei die Bindewiese und ihren eigentlichen Namen ignoriert. Etwa die „Hoolet“, die „Cinnamon Sedge“ oder die „Red Sedge“, sind die auf Größe 8 oder gar 6 gebunden, nennt man sie schlicht und einfach „Bustard“. Denn selbst gegen den Himmel gehalten kann man sie nicht mehr unterscheiden. Ein neuer Stern gegen denselben scheint mir aber die „Chocolate Drop“ zu sein, mit der Dennis Moss seit den frühen 90ern experimentiert und die nach seiner Aussage für die meisten seiner Fische über 5 lbs verantwortlich ist. Da man in Irland sehr viel Wert auf das Dubbing legt, hier das Rezept: Haar zunächst orange färben, dann mit einer Mischung aus claret, black und fiery brown noch einmal färben. Für den praktischen Binder möchte ich vorschlagen diese Mischung eher mit fertigem Dubbing zu blenden, sagen wir 50% braun, 20 % schwarz, 20 % claret und 10% orange. Mit diesen Anteilen kann man spielen, bis man einen Schokoladenton hat. Aber nicht nur das Dubbing ist besonders, sondern auch die Bindeweise und bei neueren Mustern das Haar. Mir ist es in dreißig Jahren Benutzung von Polarfuchs nie in den Sinn gekommen, damit Trockenfliegen zu binden. Aber genau damit bindet man in Irland Spent Maifliegen und Sedges. Es ist immer wieder erstaunlich wie Techniken und Materialien zwischen den Bindebereichen hin und her wandern und neu interpretiert werden. Die Ideen liegen immer auf der Hand, sind völlig offensichtlich, oft auch schon erprobt und in Nischen vorgestellt, und auf einmal kommt so eine Welle und hebt sie in modische Höhen. Erst die Jahrzehnte werden es dann ergeben, ob ein Muster die Zeiten überdauert. Das muss uns nicht kümmern, denn wer ohnehin noch keinen Bussard in den Dosen hat oder einmal einen neuen versuchen möchte, der kann es von 2022 bis 2025 ja erstmal mit der „Chocolate Drop“ versuchen.

Die Einbindestelle des Haares mit Dubbing abdecken und damit einen Thorax schaffen. Vorher die Hechel anlegen.

Chocolate Drop.

Eine Hechel winden und die Fliege abschließen. Die Hechel unten kürzen. Danach das Haar vorn und hinten stutzen und den Kopfknoten lackieren.

Chocolate Drop. Haken: Gr. 10 bis 6; Bindeseide: schwarz; Körper: Dubbing, schokofarbig; Flügel: Fuchshaar, schokofarbig; Thorax: Dubbing, schokofarbig; Hechel: Hahn, dunkelbraun.

Ingo Karwath