Klassiker aus Dänemark

Erfolgsmuster für jütländische Auen.

Jydsk Chilimps: Schwanz aus roten Hechelfibern, Körper grüne Wolle, Ovalgold gerippt, Körperhechel und Kopfhechel braun.

Fischen, besonders Fliegenfischen, und ganz besonders auf große und seltene und schwer zu fangende Fische wie Meerforellen und Lachse, wird viel zu oft zu einer geheimnisvollen Angelegenheit hochstilisiert. „Man muss!“ den Fluss kennen, „man muss!“ zur richtigen Zeit kommen, „man muss!“ die richtigen Fliegen, die richtige Technik haben, und dann, vielleicht, vielleicht, hat man Glück und fängt einen der begehrten Fische. Aus diesen vielen „man muss!“, die einem immer wieder vorgebetet werden, ergibt sich für einen Newcomer ein depressiver Ansatz. Es hat sich bei mir im Laufe der Jahre der Eindruck verdichtet, dass die Eingeweihten mit ihren vielen Bedenken eigentlich nur ihre eigenen Erfolge glorifizieren und gleichzeitig andere von ihren Fanggewässern fernhalten wollen. In dieser hohen Kunst, für die ich selbst so viel Verständnis habe, haben es viele Völker weit gebracht.

Irlandsfluen: Schwanz aus Goldfasan, Körper Floss mit Ovalsilber, Hecheln badger, Flügel Dschungelhahn.

Nehmen wir die Dänen! Seit den Zeiten des Alten Gorm, Harald Blauzahn und Sven Gabelbart, welcher Geschichtsschüler könnte diese Namen je vergessen, übt sich der einzelne Däne, übt sich das ganze dänische Volk in einer sanften Auflehnung gegen die Gewalten. Nicht das man nicht zusammenhält, ganz im Gegenteil, aber den Staat mit einer vagen Steuererklärung zu erfreuen ist ein dänischer Volkssport. Und Touristenfischer, zumal solche aus Deutschland, mit einem vagen und freundlichen „man muss!“ in die Irre zu leiten ist ebenfalls ein beliebtes Hobby. Äußert man, selbst nach einem großen Einkauf im örtlichen Angelgeschäft, den Plan hier oder da zu fischen, hört man sofort Bedenken. „Ja, einige Fische sind schon da, aber nicht viele.“ – „Das Wasser ist etwas zu warm.“ – „Die letzten zwei Wochen wurde nichts gefangen.“ – „Man muss nach einem Gewitter fischen, dann sind die Forellen wach.“

Rode Djaevel: Körper aus rot lackierter Seide, Flügel Stockente oder Krickente, Hechel braun.

Schon wird man zum Bedenkenträger, und statt fröhlich loszufahren und mit den Erfahrungen, die man nun mal hat, Forelle bleibt Forelle, ob nun 30 cm oder 75 cm, ein paar schöne Stellen mit der Nassfliege zu befischen, hat man den depressiven Ansatz verordnete bekommen. Lässt den Plan fallen oder führt ihn nur halbherzig aus. Derweil die Anderen die großen Fische drillen. 

Godnatfluen: Schwanz rote Hechelfibern, Körper Chenille, Hechel weiß, Flügel aus schwarzem Kalbhaar.

Ja klar ist die Meerforelle der Fisch der sieben Nächte und tausend Würfe. Aber das kann der erste Wurf der ersten Nacht sein oder der letzte der siebten! Die beiden Hauptmethoden der dänischen Fischerei, Zweihand, Sinkschnur, große Fliege und Einhand, Schwimmschnur, kleine Fliege haben Jütland früher mal in Hälften geteilt. Der Norden fischte eher schwer. Aber das kann man so nicht mehr sagen. Immer noch haben beide Methoden ihre Anhänger. Und beides fängt den begehrten Fisch, der sich seit 1849 spätestens zum 5. Juni in den dänischen Flüssen einfindet. Der „Grundlovstag“ markiert den Beginn der Aufsteigersaison. Vom Beginn der Saison bis zum frühen Herbst sind die dämmerigen und dunklen Stunden die beste Angelzeit, später im Jahr, zumal bei dunklem Wetter, fischt man besser am Tage.

Johannes: Schwanz aus roter Wolle, Körper Pfauengras mit Ovalgold, Flügel aus weißen Hechelspitzen, Hechel braun.

In aller Stille, könnte man meinen, für den interessierten Touristenfischer aber doch zugänglich, haben die dänischen Fliegenfischer fängige dänische Fliegen erdacht. „Johannes“, „Maja Nr. 2“ und „Hagebro“ sind Karup-Fliegen, die „Krogsgaard“ Serie und auch die „Jydsk Chilimps“ sind vergrößerte Bachforellen-Klassiker. Die „Gute Nacht Fliege“ von Poul Wellendorf ist in der Tat eine gute Nachtfliege, die „Skjern Fancy“ ebenfalls, und die „Irlandsfluen“ ist ein Import. „Raeven“, „Isbjornen“ und „Rode Djaevel“ sind Fliegen von E.G. Michelsen, einem Könner der Zunft.

Krogsgard Nr. 4: Körper aus Floss, Flügel Kalbschwanz, Hechel Hahn oder Henne, alles schön schwarz.

Obwohl dänisches Design in der ganzen Welt begehrt ist und diese Fliegen sicher überall gut sind, verbleiben sie leise in ihrer Heimat. Dort leben sie ein aktives Leben und haben sich mit modernen Bindematerialien wohl mal ein wenig verändert, auch haben Angelgeschäfte erkennbare Hausmuster. Wenn man nicht selber bindet, kann man sie vor Ort in der Regel kaufen. Dann fährt man ans Wasser, bringt einige Entfernung zwischen sich und die nächste Brücke und kann selbst in einem kleinen, dicht besiedelten Land meist in aller Ruhe fischen. Mit den Erfahrungen, die man schon hat, mit den Erfahrungen, die den Fliegen ja nun einmal eingebunden sind, schafft man bald eigene Geheimnisse.

Hagebro Fluen: Schwanz aus Tippet, Körper rote Wolle mit Ovalgold, Flügel weißer Kalbschwanz, abgeschlossen mit brauner Hechel.
Krogsgaard Nr. 2: Körper aus braunem Floss mit Ovalgold, Flügel Kalbschwanz weiß unter Eichhorn, Hechel ginger.

Es ist ja doch so. Wenn Fische da sind, und wenn sie aktiv sind, ist alles einfach. Man wirft rüber, die Fliege quert den Fluss, und wird genommen. Da muss man gar nichts dazu tun. Es passiert einfach. Man muss nur da sein. Und das, genau das, ist die große Kunst der Dänen. Man kann es schwer in Worte fassen. Es ist zu fröhlich für stur, zu faul für Flow, zu entspannt für fokussiert, zu lässig für hungrig, und doch ist es all das zusammen, was die Dänen ausmacht. Sie sind da und fangen. Das müsste man lernen können! 

Isbjornen: Schwanz aus roter Wolle, Körper Flachsilber mit Ovalsilber, Flügel Bucktail unter Eichhorn, schwarzer Kopf mit weißem Auge.
Skjern Fancy: Schwanz aus roter Wolle, Körper Pfauengras, Ovalgold gerippt, Körperhechel und Hechel braun, Flügel aus weißem Kalbschwanz.

Dies ist ein altes Fliegenlexikon von 1993. Die „Raeven“ und „Maya Nr. 2“ waren leider nicht in der Dose. Ich reiche sie nach sobald ich sie finde.