Ballydoolagh Bomber

Hecht-Tipp für November. Aber nur für Sinkschnurfischer.

Vor Jahren habe ich zu Weihnachten ein paar Exemplare von „Fly Fishing for Big Pike“ bestellt und an Freunde verschenkt. Das Buch wurde von Alan Hanna in Irland geschrieben und von Paul Morgan von Coch-Y-Bonddu Books verlegt. Die ganze Geschichte begann damit, dass Alan Hanna gefragt wurde Ed Jaworowski auf Hecht zu guiden, und so ergab ein Wort das andere und der innere Zirkel international vernetzter Autoren wurde auf Hanna aufmerksam. Man bedrängte ihn sanft ein Buch zu schreiben, und das tat er dann. Der Star des Buches ist, neben dem Hecht, der „Ballydoolagh Bomber“. Ich habe natürlich sofort ein paar gebunden, aber nach der Lektüre so aus der freien Erinnerung, und hatte die Köpfe verkehrt herum aufgeklebt. Das war nach der ganzen Schnibbel- und Schleifarbeit ein Ärgernis, und irgendwie hatten dieser Streamer und ich unser erstes Date versaut. Ich legte die Dinger in eine Dose und die Dose ins Regal, und so kommt man natürlich nicht zueinander. Für einen See unweit unserer Haustür kam mir dann allerdings die Idee, den „Ballydoolagh“ noch einmal richtig zu binden und auch wirklich zu erproben. Was soll ich sagen. Verschwendete Jahre liegen hinter mir. Für die Fliege muss man sich zunächst eine Sinkschnur besorgen, und für die braucht man eine weitere Rolle, will man nicht ständig hin und her spulen. Kaufen war bei mir ja gestern, also habe ich eine gebaut, etwas auf die Schnelle, aber im Ansatz ganz okay. Ich stelle sie später mal vor. Das Ethafoam für den Kopf schnitt ich aus einer zerbrochenen weißen Bodenmarkierung aus der Turnhalle. Der Streamer ist im Ansatz recht einfach. Aber etwas Geduld mit der Rasierklinge und einem Schleifstäbchen braucht man schon. Ein elektrischer Nagelschleifer bringt einen enorm voran, aber bitte eigene Schleifköpfe kaufen. Sonst wird Ihre Frau sauer auf mich. Hanna empfiehlt Blöcke von 2 mal 2 cm in 1 cm Dicke zu schneiden. Mir gefallen 2 cm mal 2,5 cm besser. Erklärung siehe unten. Wie schon bei der ersten Annäherung an diesen Streamer gefiel mir das Ergebnis im Prinzip nicht. Insbesondere das Loch, das man gemäß der Original-Anleitung längs bohren soll, kann leicht misslingen. Und trotz viel Zap-a-Gap im Loch verdreht der Kopf letztlich doch. Aber mit ein paar Veränderungen habe ich zu einem Stil gefunden, mit dem ich mich anfreunden kann. Eine wichtige Entscheidung war, außer der Krampe, beim Kopf keine Perfektion mehr anzustreben. Man kann an den Kanten schon etwas rumschnippeln, aber es ist materialehrlich, wenn das nicht perfekt ausgeht. „Closed cell foam“ ist außerdem nur ein Wunschgedanke. Das Material müsste „relativly closed cell foam“ heißen. Es nimmt im Laufe der Zeit doch Wasser an, kann aber ausgepresst werden. Überzieht man den Kopf mit Farbe und Epoxy, dringt irgendwann auch Wasser ein, aber man kann ihn nicht mehr pressen. Da man seine Streamer ohnehin verfischt und am Grund anbaut, kann man die nächste Generation gut verändern. Neudeutsch evaluieren. In jedem Fall ist der „Ballydoolagh“ eine „must eventuell have“ Fliege und ein schöner Grund für eine 10er Sinkschnur, oder, so wie Hanna es fischt, einen Shooting Head.

Aus weißem Ethafoam einen Block von 1 cm Dicke, 2,5 cm Länge und 2 cm Höhe schneiden.

Einen diagonalen Schnitt so ansetzen, dass man auf 1 cm an einer kurzen Seite und 1,5 cm an einer langen Seite eine Ecke abtrennt.

Einen Hechthaken mit einer kleinen Edelstahlkrampe vorbereiten.

Einen 5 mm tiefen Schlitz in die Unterseite schneiden, mit einem Zahnstocher spreizen und mit Zap-a-Gap füllen. Den Kopf auf die Krampe und den Haken setzen und mit Klammern pressen.

Jetzt alle Kanten und Ecken noch einmal trimmen und den Block so gut wie möglich abrunden. Man kann diesen Schritt aber auch lassen.

Ein Bündel weißes Bucktail einbinden.

Eine Hechel einbinden und Augen aufkleben. Fertig ist der „Ballydoolagh Bomber“, den man natürlich mit anderen Farben und auch Flash aufmotzen kann. Das Original ist jedoch so still wie dieses Muster.

Der „Ballydoolagh Bomber“ ist im Prinzip wie ein „Booby Streamer“, nur eben 15 cm lang und für Hecht. Man zieht ihn mit einer Sinkschnur auf den Grund, und wegen seines Kopfes schwimmt auf und fischt hängerfrei in der Tiefe. Um ein möglichst leichtes Vorfach zu haben, fischt Hanna mit Climax Saltwater Tippet 50 lbs. Die Balzer Schlagschnur für Brandungsfischer ist mit einiger Sicherheit Climax Saltwater Tippet! Beweisen kann ich es nicht. Sein Vorfach ist 120 bis 240 cm lang und besteht je zur Hälfte aus Nylon und Climax. Den „Bomber“ knotet er mit einem „three turn half blood knot“ an. Mit dieser Kombination erlebt er nur noch 5% Verluste durch Hechtzähne, meist bei Oberflächenbissen. Das findet er okay. Meine Lösung ist anders. Ich gebe einen halben Zentimeter Ethafoam (s.o.) zu und fische 30 cm Titan mit Mini-Snap und Pitzenbauer-Ring zum Anknoten.

Ingo Karwath