Top Salmon Flies

Stories and fly patterns from great anglers. Von Teemu Tolonen.

Das Buch „Top Salmon Flies“, vom finnischen Autor in Englisch vorgelegt, beginnt gleich vorn mit einer ganzseitigen Anzeige und verweist wenig später auf mehr Content im WWW und auf Instagram und Facebook. Very modern. Es hat 116 Seiten und stellt uns acht Angler mittleren Alters vor. Hinzu kommen 25 Fliegen von eben diesen acht Männern, und in den Kapiteln werden diese Fliegen und verschiedene Techniken und Taktiken diskutiert. Die meisten der Fliegen kann man beim „Verleger“ des Buches kaufen, denn der Verleger ist in diesem Fall der Fliegenfischershop Speybrothers. Die ISBN scheint ungültig. Die Kennziffer 952 steht für Finnland. Man muss also zur Kenntnis nehmen, dass dies eine neue Sorte Buch ist. Im Prinzip ein dicker Katalog. Aber andererseits auch wieder nicht. Es geht von dem Konzept aus, es gäbe „great salmon anglers“, und folgt dieser Vorgabe ganz eifrig damit, jede Menge Lob und Bewunderung auszuschütten, in der altbekannten Form eines Zitierkartells, also einer lobt den anderen aber so was von im Kreis, dass es fast schon lustig ist. Ich habe diesen Grundton zu Anfang nicht ganz verstanden und mir nur die Fliegen angeschaut, und fand die auch nett, aber so ganz behaglich fand ich das Buch nicht. Es ist ein mit bestimmten Absichten konstruiertes Werk, mit dem sich eine bestimmte neue Kohorte von Kuchenverteilern in der Lachsszene in Stellung bringt. So im Schnitt 20 Jahre jünger als die alten Männer um Frödin, und ich will meine Meinung auch gar nicht als Kritik verstanden wissen. Natürlich halten die Alten die Jungen vom Suppentopf fern und holen sich selbst die besten Stücke. Da geht es um Jobs in der Szene, mit denen man richtig Geld verdient bei den einschlägigen Firmen, und um unbare Leistungen wie mal ‘ne entspannte Woche am Alta im Wert von 20.000 oder so Euronen. Aber das muss den Leser nicht interessieren, ist es doch wie im Theater, wo ich ja auch nur das Schauspiel schaue und die gefochtenen Schlachten im Hintergrund des Ensembles nicht kenne. Mir genügt, auch in diesem Buch, die Oberfläche. Und da muss man echt sagen, die jungen Wilden bringen doch mal frischen Wind, denn die ewige Runderneuerung von schon bekannten Fliegen aus immer der gleichen Ideen- und Verdienstschmiede bringt uns ja auch nicht weiter. Das Konzept des „great salmon anglers“ ist ja so ähnlich wie das vom „großen weißen Jäger“ und zutiefst lustig. Aber die vergeblichen Klimmzüge ein solcher zu werden sind unterhaltsam und auch für das Fußvolk interessant. Die Fliegen kann man sich alle im Internet anschauen, also die Seite von Speybrothers aufrufen, die angebotenen Lachsfliegen nach Beliebtheit sortieren und nachbinden. Da bietet das Buch natürlich mehr. Die Tipps sind wertvoll und stammen von Leuten, die wirklich fischen. Teilweise in einem Umfang, der auf eine ernste Störung hinweist. Da kann sich der psychisch gesunde Zweiwochenfischer mit Familie und Hund entspannt zurücklehnen und genießen. Mit den Fliegen und Tipps wird man den einen oder anderen Fisch mehr erwischen, und das ist mir persönlich „great“ genug. Lesetipp: 4 von 5 Fliegen.

Ingo Karwath