Skues Maifliegennymphe

Mich erreichte eine Leseranfrage, ob es von Skues eine Maifliegennymphe gäbe, und wenn nicht, warum nicht. Ja, das ist in der Tat verwunderlich und eine Baulücke im Nymphengebäude unseres würdigen Ahnherrns. Er schreibt dazu, dass Forellen Maifliegennymphen zwar nehmen, aber mit einem eigenartigen Zugriff, als ob sie Angst davor hätten. Sieht man den Buckel dieser Bewegung an der Oberfläche, ist die Forelle oft schon wieder weit weg. Was man jedoch nicht sieht, ist eine Forelle in Position, die in Ruhe und rhythmisch Maifliegennymphen eine nach der anderen erhascht, so wie sie es sonst mit kleineren Eintagsfliegennymphen ja auch macht. Der Fisch in Position ist die wichtigste Schnittmenge von Skues und Halford. Vor dem Hintergrund dieser Beobachtung hatte Skues also beschlossen, keine Maifliegennymphen zu entwickeln. Er gibt aber einen Ausblick und schreibt über einen Freund am Kennet, der mit Maifliegennymphen blendende Erfolge hatte (Nymph Fishing for Chalkstream Trout, Seite 48). Viele Jahre später, in einem Gespräch mit Neil Patterson, sagte Frank Sawyer, von dem es auch keine Maifliegennymphe gibt, dass er durchaus mit beschwerten Maiflegennymphen einverstanden sei, wenn ein Gast die zu seinem eigenen Vergnügen fischen möchte. Wollte der Gast jedoch ihm, dem Riverkeeper, ein Vergnügen machen, dann sollte er auf solche Nymphen verzichten (Chalkstream Chronicle, Seite 239). Ich persönlich glaube, dass diese beiden berühmten Nymphenfischer die Finger von der Maifliegennymphe gelassen haben, weil diese Fliege ein Politikum ist, ein Gral der Trockenfischer. Es gab schon Konflikte genug wegen etwas Maulwurfsdubbing auf einem 16er Haken. Und bis heute wird an den Chalkstreams diskutiert wie man fischen muss und was verboten gehört. Eine Nymphe auf einem langschenkligen 8er Haken hätte in den prägenden Jahren des Nymphenfischens von 1920 bis 1960 zu viel Sprengkraft gehabt und die vorsichtige Diplomatie auf der Suche nach Gleichgewicht und Frieden schwer gestört. Skues hat schon Recht mit seiner Beobachtung, aber wir legen für ein Steak ja auch mehr Begeisterung an den Tag als für eine Scheibe Hartwurst. Eine eher weiträumig jagende Forelle hat dann eben eine Position von der Größe eines Wohnzimmers, und das muss selbst einen konservativen Nymphenfischer nicht davon abhalten einen Versuch zu wagen. Also, nicht schüchtern, denn wann erlebt man das schon mal.

Ingo Karwath