Die Erinnerung an vergangene Erfolge hilft sehr den nächsten abzuwarten.
„The Longest Silence“ ist ein Buch von Thomas McGuane, den sie vielleicht auch als Verfasser von „The Sporting Club“ oder „Ninety-two in the Shade“ kennen. Die Titelgeschichte beschäftigt sich mit der langen Stille, die den eigentlichen Reiz des Angelns ausmacht. Denn würden wir andauernd Fische fangen, wären wir ja in der von Skues beschriebenen Hölle. Während man die lange Stille im Lesesessel durchaus amüsant findet, weil ja zwei Seiten später garantiert etwas gefangen wird, ist die wirkliche Stille am Wasser eine völlig andere Sache. Minuten ohne Fisch werden zu Stunden, Stunden verdichten sich zu Tagen, Tage zur Woche, zu Wochen. Es sind die Umstände, die Zeiten ohne Fisch durchaus zum Genuss machen. Die Wälder grün, die Berge grau, der Himmel blau, die Sonne prall, das Wasser klar, das Essen gut, das Bett perfekt, die Stimmung blendend – das kann schon mal drei Tage genügen. Der vierte Tag knickt dann alles. Wälder, Berge, Himmel, Sonne, Wasser, Essen, Bett, alles egal, und die Stimmung wird zum Grundblei. Wann die lange Stille zur viel zu langen Stille wird ist verschieden. Da haben wir alle eine verschiedene Toleranz. Das Phänomen lässt sich in Warteschlangen aller Art schön studieren. Hyperaktive Spurspringer und granitfeste Verharrer versuchen jeweils auf ihre Art das Problem zu lösen. In Angel- und Jagdvideos sucht man die Stille vergeblich, denn der ganze Ablauf erinnert nicht selten an einen halbstündigen Sportfilm, der 100 Knock-outs zum Thema hat. Wenn man das Gleiche als Text versucht, ist man also auf dünnem Eis. Andererseits waren mehr als drei Jahrzehnte nötig, um diese Erinnerungen abzurufen, und das ist in der Tat eine sehr lange Stille. Der Gedanke dies zu schreiben kam mir in eben der Sekunde, in der nach zwei Tagen im Oktober die erste Meerforelle biss. Sie war nicht groß, aber das war nicht wichtig. Der Biss an sich hat keine Größe. Man ist froh und dankbar, dass das Meer eine erste Antwort gegeben hat. Und es fallen einem die Antworten ein, die man früher einmal bekommen hat, die Bisse der Vergangenheit. Die Erinnerungen bekamen flott eine Struktur, und während ich so vor mich hin fischte, fügten sich nicht nur die Gedanken zusammen, sondern ein zweiter und dritter Fisch stiegen zu. Muss wohl an der positiven Stimmung gelegenen haben.
Der Sand-Biss
Der „EZ-Sandaal“ hat zwar ein enormes Format, ist aber extrem leicht und landet sehr unauffällig im Wasser. Ideal auch für ruhiges und flaches Wasser, und während die Meerforelle noch glaubt heute ihren Glückstag zu haben, haben Sie das Glück und bekommen einen Sand-Biss.
Erst vom Sand, dann vom Strand, dann vom Wasser, sagt uns ein dänisches Merkwort für Meerforellenangler, dass eigentlich nur für Fliegenfischer Sinn macht. Vom Sand meint dabei, dass man aus mindestens zehn Meter Entfernung erst mal das flache Randwasser absucht. Vom Strand heißt am Spülsaum stehen und werfen, und dann, nicht eher, geht man ins Wasser. Diese einzig richtige Annäherung an die Ostsee wird oft anders interpretiert, und es ist immer wieder amüsant zu sehen, wie Fliegenfischer mit breiterer Brust als die meisten Sattelpferde von John Wayne in die Ostsee stürmen, als gelte es mit einer Rinderherde den Rio Pecos zu queren. Im äußersten Bereich der möglichen Wattiefe ratschen sie Schnur von der Rolle und feuern ihre Fliege zum Horizont. Mit dieser Linksfahrermentalität fängt man auch Fische, aber jedenfalls nicht die, die mal hinter einem waren. Leider wird die vorsichtige Annäherung nicht oft genug belohnt, um die Stürmer und Dränger von ihrer Watwelle abzuhalten. Sonst wäre ja das „Ätsch!“ der Zögerer auch lauter. Es ist aber ein gutes Gefühl, wenn man alles richtig macht. Bekommt man einen Biss, ist es nicht selten ein großer, erfahrener Fisch. Ich habe noch nie eine Kleine am Rand gefangen. Das flache Wasser verstärkt noch den Eindruck, und eine 60er im Randwasser ist ein bleibender Eindruck. An der Ostseite von Langeland habe ich mal eine gefangen, die war noch etwas größer. Das Wasser hatte keine 30 cm, und ich würde ja gerne sagen, die Forelle war dreimal so lang. Stimmt aber nicht. Zweieinhalbmal. Mein bester Flachwasserbiss aller Zeiten.
Der JWD-Biss
Die „Pattegrisen“ erzeugt entweder keinen oder einen sehr deutlichen Angriff. Also, wenn schon ein JWD-Biss, dann gern mit dieser Fliege, die in den meisten Fällen sehr gut sitzt.
Janz weit draußen, das ist fast so wie das Sportabzeichen, ultima thule unserer Reichweite. Man muss an der Oberkante seiner Wathose waten, einen gnädigen Rückenwind haben, den perfekten Wurf rausfeuern und dann noch eine tragende Böe erwischen. Der Biss kommt unmittelbar nach dem Einschlag der Fliege, den man fast 40 Meter weit draußen ohnehin nicht gesehen hat. Während man in genau dem Moment noch der absolute Sportheld ist, folgt danach die Szene, in der man einem Affen ähnelt, der zu viele Bananen tragen will. Die Forelle stürmt in Richtung Strand, man hält mühsam die Spannung und hat letztlich den Fisch acht Meter vor sich, derweil der eben noch so gnädige Wind mit den Wellen aus den anderen dreißig Metern eine Häkelarbeit gemacht hat. Die muss man in aller Ruhe entflechten und auf die Rolle nehmen. Damit kehrt der Heldenstatus zurück und wenn alles gut geht, dann keschert man die Forelle, die man auf den weitesten Wurf aller Zeiten gefangen hat. Mir ist das an der Nordspitze von Langeland gelungen, mit gutem Südwind, und ich haben später in der Hütte das Vorfach, die Schnur und ein Stück vom Backing vermessen, um es überhaupt selbst zu glauben. Eine Kilo-Forelle, aber Junge, was für ein Wurf.
Der Hosenboden-Biss
Die „Pearl Magnus“ hat sich bei mir zum Klassiker entwickelt. Sie folgt dem Original, insbesondere bei den roten Augen, der Körper ist aber der vom „Flaskerenser“. Damit kann man sich gern mal hinsetzen und auf einen Hosenboden-Biss warten.
Fliegenfischer sitzen zu wenig. Wir sind viel zu agil und zu aktiv. Das führt zu FADS – FliegenfischerAufmerksamkeitsDefizitSyndrom. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit sollte man sich darum setzen. Ideal geeignet sind glatte, kaum überspülte Felsen in geringer Wassertiefe. Kurz mit der Hand auf scharfkantige Muscheln und Seepocken testen, und schon hat man sein Wohnzimmer gefunden. Nach wenigen Minuten ist man Teil der Umgebung und macht erstaunliche Beobachtungen. Grundeln und Stichlinge kommen aus ihren Verstecken, Krabben und Plattfische werden munter. Wenn es an dieser Stelle Forellen gibt, hat man nicht selten innerhalb von einer Viertelstunde das, was der Jäger Anblick nennt. Stellen Sie sich einfach vor Sie säßen in einem Boot. Ein Zielgebiet für die Fliege suchen, schön vorsichtig werfen, und man bekommt ihn – den Hosenbodenbiss. Das klappt so häufig, dass ich es sehr regelmäßig versuche, was dann wieder zu Häufigkeit führt. In keinem Fall aufstehen und wild drillen, sondern alle schön ruhig abwickeln. Sie könnten beobachtet werden. Von Meerforellen und Menschen. Nur zu schnell bekommt man Besuch im Wohnzimmer, und dann ist die Ruhe der Umgebung ruiniert und eine mögliche zweite Forelle auf und davon.
Der Vorfach-Biss
Mit keiner Fliege habe ich häufiger einen Vorfachbiss erlebt als mit zwei „Blue Worm“ am Vorfach. Das ist wohl die Gier auf die leckeren Würmer.
Jeder Fischer hat seine Einholtechnik, und meine geht so: Wenn ich einen Wurf draußen habe, nehme ich mir zunächst fest vor mich mit den Schuhen keinen Zentimeter zu bewegen. Das ist wichtig! Dann stripe ich meine Fliege fast bis zur Schnurschlaufe ein und führe sie mit der Rute seitlich rechts, bis nur noch eine kleine Restbewegung möglich ist. Das wäre der potentielle Anhieb. Bei wenig Wind und Welle kann man die Fliege dann neben sich sehen. Den Kubikmeter Wasser um sie herum schön aufmerksam im Blick halten. Da wird man aber hunderte, ja tausende Male nichts sehen. Kurz abwarten und die Fliege sacken lassen. Nix! Also mit einem Rollschlenker wieder etwas Schnur ausbringen, einen zweiten nachsetzen, derweil ein paar Schritte seitlich gehen und den nächsten Wurf ausbringen. Der Vorfachbiss kommt in der Seitenbewegung oder in der Schlusspause, und man wird den Fisch nur selten vorher sehen. Plötzlich ist er da. Wie ein Filmschnitt. Leerer Kubikmeter Wasser, ein Sekundenbruchteil vergeht, Fisch! Diesen Zeitspeed nun bloß nicht auf die eigene Reaktion übertragen. Wichtig ist nämlich schön ruhig zu bleiben. Sagen Sie beim Biss mindestens: Gott schütze Margrethe die Zweite! Dann hat man eine Chance. Drei Meter Rute und drei Meter Vorfach, das ist ein kurzer Kontaktweg, und oft zupft man der Forelle die Fliege aus dem Maul und schaut sich dann peinlich berührt um, ob das jemand gesehen hat. Passiert mir auch immer wieder. Im Idealfall sieht man Fliege und Fisch, aber ehrlich gesagt hab‘ ich das auch schon versemmelt. In jedem Fall ein erinnerungswürdiger Biss.
Der Countdown-Biss
Der „Modul Wurm“ ist meine aufwändigste Fliege. Ich hüte die Muster wie meinen Augapfel und beende damit oft meinen Angeltag. Wenn ein Coutdown-Biss kommt, dann natürlich auf den langen Wurm.
So, jetzt werfe ich noch zehnmal und dann packe ich ein. In der Hütte warten die Sauna und der Ofen, Lasagne und Wein, eine warme Decke und ein gutes Buch. Wenn man diese Dinge erst mal im Kopf hat, geht man gar nicht so ungern ans Ufer. Trotzdem muss die Form gewahrt werden und ich mache immer zehn gezählte letzte Würfe und einen allerletzten elften. Auf die letzten Zehn habe ich schon einige Bisse bekommen im Laufe der Jahre, auf den Allerletzten noch nie. Ich höre nach einem Countdown-Biss nicht etwa konsequent auf, sondern setze mir noch eine halbe Stunde und zähle dann wieder. Meerforellen schwimmen zwar auch allein, aber selten. Die Verlängerung muss einfach sein. Bin ja nicht wegen Lasagne hier.
Der Schlepp-Biss
Wenn man schon mal eine Fliege über eine längere Watstrecke ziehen möchte, dann sollte die so flach laufen wie der „Sommerfuchs“. Ein Schlepp-Biss ist immer ein besonderer Witz, zumal wenn es ein guter Fisch ist. Ihre Freunde werden sie gehörig veräppeln, aber das macht nichts. Sagen Sie einfach:“ Werfen wird überschätzt!“
Völlig unverdient, mit sehr viel Glück und darum selten, fängt auch der Fliegenfischer mal einen Schleppfisch, und ich habe ein ganz paar auf meiner Liste. Die Fliege fischt, wie wir alle wissen, nur im Wasser, und darum haben viele von uns die Angewohnheit, mit der Fliege im Schlepp ihren Standort zu wechseln. Das bietet sich ja ab einer gewissen Gewässergröße an, und man sieht es auch am Fluss. Im Meer geht man oft weite Wege von Riff zu Riff, von Muschelbank zu Muschelbank oder zu Badewanne, Felsen, Tangwald oder Ufer oder was auch immer das Ziel sein mag. Dabei zieht man die Fliege an langer Schnur hinter sich her, und wenn es dann im Rücken zupft und zerrt, dann hat Petrus mal wieder gelächelt. Die Chance ist immer da.
Der pechschwarze Biss
Im Laufe der Jahre sind die „Muddler“ in meiner Dose zahlreicher geworden. Ich habe immer eine Handvoll dabei und fische mich damit zuversichtlich dem pechschwarzen Biss entgegen.
Die Nacht kann eigentlich gar nicht so dunkel werden, dass man gar nichts mehr sieht. Es gibt aber im August und September Nächte, die sind wahrlich pechschwarz. Eine der besten Regeln für das Nachtfischen ist es ja zu gehen wenn die Fledermäuse fliegen. Flagermus heißen sie auf Dänisch, und den Tipp habe ich von Svend Saabye. Was aber, wenn man die Fledermäuse vor Dunkelheit nicht sieht? Dann geht man trotzdem, und kann dann einen Biss erleben, den man bis zum Schluss nur mit den Ohren begleiten kann. Man sieht nichts. Keinen Wirbel, keinen Sprung, kein Silber im Mondlicht. Man fühlt und hört den Fisch, und das ist ein sehr intensives Erlebnis. Oft drillt man den Knoten in den Spitzenring und sieht immer noch keinen Fisch. Spätestens dann ist es Zeit für Rotlicht, und der Kescher wäre besser als die Hand. Oder ist er, wie meiner viel zu oft, mal wieder am Ufer im Basislager?
Der Sawyer-Biss
Wenn es mir tatsächlich einmal gelingt, einen Fisch auf Sicht anzugehen, dann mit meinem „Seepferdchen“. Ich gönne keiner anderen Fliege diesen Moment.
Die Situation eine Meerforelle sehen und anfischen zu können ist eine Sternstunde am Meer. In Häfen sieht man nicht selten Forellen, die unter spiegelglatter Oberfläche die Kanten abschwimmen und Futter suchen. Der Seglerhafen in Kerteminde hat da ein paar ganz notorische Exemplare, die ich mir nach dem Einkauf im Super Brugsen, der liegt gleich um die Ecke, manchmal anschaue. Fischen ist im Hafen verboten. An windstillen Tagen kann sich die gleiche Situation am Strand ergeben, und einen bummelnden Fisch anzuwerfen, die Fliege vor ihm leicht ansteigen zu lassen und den Biss zu erleben, hat Kreideflussformat. Sawyer pur, selbst Skues wäre begeistert. Wie oft das gelingt? Selten, sehr selten, und dann meist an den Tagen, an denen man auch Meeräschen aufspüren konnte. Sonne, wenig Wind, hohe Aufmerksamkeit und kurze Würfe begünstigen den Erfolg.
Der aufrechte Normal-Biss
Der „Sea Habit Bucktail“ ist die vorläufige endgültige Antwort auf die Frage nach dem besten aller Meeresstreamer. Unerreicht gut auf Meerforelle, Wolfsbarsch und Makrele. Ideal für den Aufrechten-Normal-Biss.
Dieser Biss macht sicher mehr als 90 % unserer Erfolge aus. Man fischt so vor sich hin, und aus heiterem Himmel kommt auf halber Strecke ein Widerstand. In Millisekunden ahnen wir dass da draußen weder Kraut noch Stein am Werk sind und eine Sekunde später haben wir Gewissheit. Fisch! Es ist immer wieder ein Wunder, dass in einem so großen Meer eine so kleine Fliege in den Blick einer Forelle kam. Wie halten Sie es eigentlich mit dem Anhieb? Ich fische bei Widerstand einfach weiter, mache also den nächsten Strip, vielleicht noch einen, und wenn wirklich alles fest wird, dann erst nehme ich die Rute hoch und setze noch einen Strip. Oft folgt die Forelle danach dem ungewohnten Zug ein paar Meter und entscheidet sich verzögert zur Flucht. Darum weiß man oft nicht, was man da gerade fast schon gefangen hat. Die Schnur also schön unter einem Finger der Rutenhand kontrollieren. Ist es eine 60plus, wird sie in aller Regel die Wurflänge einfordern. Ab da kann man mit der Rolle arbeiten. Bei kleineren Fischen nimmt man die Schnur auf die Rolle, wenn sich die Situation stabilisiert hat.
Der „ich fisch‘ ja noch gar nicht Biss“
Die „Green Eyed Magnus“ mit den japanische Glasaugen fischt sich wunderbar an ruhigen Tagen und bei klarem Wasser. Da kann schon mal ein Biss kommen, wenn man noch gar nicht fischt.
Den Klassiker dieser Art erlebt man nicht selten auf Äsche oder Hecht. Äschen stellen sich gern hinter einem watenden Fischer ein, um die von ihm losgetretenen Nymphen zu fressen. Lässt man vor einem Fliegenwechsel das Vorfach hinter sich treiben und sucht in den Dosen herum, ist ein Biss gar nicht so selten. Und Hechte stehen manchmal genau da, wo man sich für einen Wurf angestellt hat. Man schlappt seinen Streamer aufs Wasser, arrangiert noch eben die Schnur und den Schusskorb, und sieht sein Büschel Flashabou in einem Wirbel verschwinden. Die Meerforelle ist weder frech noch cool und kommt nur aus Versehen zu nahe an einen vorsichtig watenden Fischer heran. Dann kann es aber passieren, dass man im Zusammenhang mit der Wurfvorbereitung, einem Fliegenwechsel, dem Anzünden einer Zigarre oder Pfeife genau dann einen Biss bekommt, wenn man eigentlich gar nicht fischt. Ich habe bei Pao Strand so hundert Meter südlich der Spitze, dort wo der Weg knickt, beim Pfeife anzünden mal eine Forelle gefangen, die sich meine grünäugige „Magnus“ auf dem Sand liegend gegriffen hat. Von allen Bissen, bei denen ich nicht fischte, war das der Schönste. Zumal eine Plus60iger ins Netz kam.
Der Trockenbiss
Der „Sea Beetle“ entspricht bis auf seinem Flügel aus funkelndem Kunsthaar dem britischen „Foster Beetle“ und hat sich sehr auf Meerforellen bewährt.
Man kann jeden Tag an der Ostsee mit der Trockenfliege fischen. Es macht nur keinen Sinn. Wenn aber ein sanfter ablandiger Wind von der Kante eines etwas höheren Ufers Insekten ins Wasser weht, dann kann es zu der ersehnten Situation kommen. Sie ist jedoch seltener als ein perfekter Ringelwurmtag. Steigende oder oberflächeninteressierte Forellen sind ein Jackpot. Ich fische dann gern eine „Stimulator“, die bei mir den „Daddy Longleg“ und die „Henry-Goddard Caddis“ abgelöst hat. Da muss man nämlich nicht die Fliege wechseln, wenn es oben nicht klappt. Einfach ziehen und als Streamer fischen. Der Biss auf eine unbewegte Trockene am Meer ist ein Highlight, also nicht zu früh einknicken und den Versuch abbrechen. Schön vorsichtig werfen und noch vorsichtiger abheben. Bloß keine Hektik. Das sind keine Satzregenbogen am See, das sind wilde Forellen zwischen Tang und Steinen. Ein Trockenbiss ist eine Trophäe an sich.
Die schwedische „Dicke-Dukka“ lässt sich sehr langsam und präzise führen. Und nicht jeder kennt und hat sie.
Die „dit und dat Bisse“
Ohne „Brenda“, eine Grub-Fliege mit Perle, gehe ich nicht ans Wasser. Sie ersetzt jede Sinktip
Es dauert ein bisschen sich zu erinnern, und ohne Zettel geht es nicht, aber dann hat man eine Liste aller Fischarten, die einem in mehreren Jahrzehnten an die Fliege gingen, die eigentlich eine Meerforelle fangen sollte: Dorsch, Seeskorpion, Sandaal, Flunder, Scholle, Steinbutt, Glattbutt, Köhler, Pollack, Knurrhahn, Regenbogenforelle, Lachs, Grundel, Wolfsbarsch, Meeräsche, Lippfisch, Makrele, Hornhecht, Stöcker, Aland, Hecht und Barsch. Hat der Fremdling eine gute Größe und einen guten Geschmack, erinnert man sich ja noch lieber an seinen Fang. Platte, Dorsch und Wolfsbarsch sind mir auf dem Küchentisch besonders willkommen. Aber auch alle anderen geben uns ja die Rückmeldung, dass wir etwas richtig machen. Selbst ein Seeskorpion, der früher so viel häufiger war, sollte mit Achtung wieder ausgesetzt werden. Die Dänen nennen ihn Kopenhagener, weil er ein großes Maul hat und so gierig ist. Immerhin, er hat gebissen und uns die lange Stille verkürzt, denn jetzt mal ehrlich, lieber ein kleiner Fisch an der Angel als große Erinnerungen im Kopf. In diesem Sinne, fangen Sie eine.
Ingo Karwath
Zum Thema Trockenbiss bitte hier klicken. Dort wartet ein ausführlicher Artikel über die „Stimulator“:
Möchten Sie noch mehr von den Meerforellen lesen, dann in „Strandforellen“. Siehe Home und dann rechts im Shop.