Scherenetui DIY

Der moderne Fliegenfischer ist ja mit allerlei Gerätschaften behängt, von denen er annimmt, sie im Laufe des Tages brauchen zu müssen. Das war früher nicht üblich, aber eine Hardyschere an einem alten Stück Seidenschnur um den Hals sah man nicht selten. Ich habe die Endjahre der alten Zeit ja nur so gerade noch mitbekommen, aber die Herren in den kakifarbenen Wathosen von Hodgeman mit den grünen Westen von l’Esquimeau waren schon eine Erscheinung. Die Ruten waren gespließt, entweder Brunner oder Pezon, manchmal Hardy und selten was aus den USA. Schaut man in die alten Kataloge, findet man durchaus Gadgets, die man auch damals außen an die Weste hätte hängen können, aber es war einfach nicht üblich. Es gab Fliegendosen von Wheatley, in denen eine Pinzette oder auch eine Schere eingearbeitet war. Im Deckel war ein Lederfutter mit den entsprechenden Halterungen. Eine Bindeschere mit sich zu führen ist für einen Fliegenbinder eine gute Idee, denn nur mit einer spitzen Schere kann man Fliegen umoperieren. So ein spitzes Ding kann man nicht außen an der Weste führen. So oft braucht man sie dann doch nicht. Auch in der Tasche geht es nicht, dazu ist sie zu spitz. Ein passender Schlauch über der Spitze wäre ein Lösung, aber schick ist das nicht. Mit einem DIY Scherenetui jedoch ist man perfekt gerüstet. Wenn man mit Leder umgehen kann oder jemanden kennt der es kann, ist so ein Ding schnell angemessen und genäht. Dauert eine gute Stunde. Bei mir lag noch ein Stück Turnleder herum, das mal in meine Hände fiel, als in der Turnhalle ein kleiner Kasten neu bezogen werden musste. Ein Bier für den Hausmeister und es war mein. Es ist eigentlich nicht standig genug für ein Etui, aber wie so oft konnte ich mal wieder nicht abwarten. Außerdem bekam ich unlängst diesen tollen Stempel geschenkt, als Dankeschön für eine Lederarbeit, und der musste ja auch erprobt werden. Es ist ein guter Grund, extra für diesen Zweck eine Schere zu kaufen. So teuer sind die ja nicht. Außerdem ein Anlass über die alte Zeit nachzudenken, in der viele Dinge noch nicht so optimiert waren und man im Grunde mehr Muße für die Vorgänge einplante. Das Etui aus der Weste, die Schere aus dem Etui zu holen, die Fliegen zu frisieren und das Werkzeug wieder an seinen Platz zu stecken, derweil man den nächsten Wurf plant, kann eigentlich nur gut tun.

Die Schere auf eine Pappe legen und den Umriss zeichnen. Nahtzugabe einzeichnen und die Klappe anfügen.

Die Teile aus dem Leder ausschneiden. Die Druckknöpfe und Nieten anbringen. Innen eine Verstärkung in die Spitze kleben. Teile vernähen, Leder imprägnieren, die Schere einstecken, Klappe verschließen und das Etui in die Weste stecken. Und dann mal schauen wann man eine spontane Spent braucht.

Ingo Karwath