„Ullis Punker“ geht zurück auf die 90er Jahre. Das sind zwar nur 30 Jahre, liegt ja aber doch hinter der Jahrtausendergrenze.
Einen 6er Streamerhaken einspannen, mit rotem Faden ein Fundament wickeln und hinten ein kurzes Schwänzchen aus Lureflash einbinden. Das Material gibt es heute nicht mehr. Man kann es mit einer silbergoldpearl Flashmischung ersetzen. Bei der Gelegenheit gleich Ovalsilber und Allesnäher anwinden.
Weil er dem alten Parey Verlag so viel länger verbunden war als dem jüngeren, hungrigen Jahr Verlag, arbeitete Hans Steinfort unter seinem Namen für den Parey Verlag und zunächst unter dem Pseudonym Hans Falk für den Jahr Verlag. „Fisch und Fang“ und „Wild und Hund“ und die eigenen Bücher waren ihm da natürlich wichtiger, und entsprechend war seine Wahrnehmung im Jahr Verlag zu meiner Zeit so eher süßsauer. Sein interner Spitzname war Hermann Löns. Artikel von Hans Falk kamen pünktlich, komplett, druckreif, und mit einer Honorarforderung, welche die üblichen Honorare, nun, sagen wir mal, locker ignorierte. Auf Betreiben der Geschäftsleitung musste ich den Autoren dann feuern, natürlich nett und verklausuliert, nur um wenig später zu Kreuze zu kriechen und um Artikel zu betteln. Andere Autoren schickten bleistiftbekritzelte Notizzettel, Hans Steinfort schickte die komplette Hängematte. Haken dran, drucken. Für mich war das sehr lehrreich, aber ich bin mir sicher für Hans Steinfort war das ein großes, großes Amüsement. Ich gönne es ihm bis auf den heutigen Tag. Mit dem Niedergang des Parey Verlages am Standort Hamburg ergab es sich, dass Hans Steinfort mit seinem Klarnamen zum Jahr Verlag wechselte, und darum verdanken wir seinem Drei-Seiter in Heft 1/1993 von FliegenFischen die ausführlich beschriebene „Ullis Punker“. Bei mir kam diese Fliege als Witz an, lächerlich in Theorie und Ausführung, und ich wies sie weit von mir. Aber irgendwie krabbelte das Biest in mein Leben und ist bis auf den heutigen Tag in einer meiner beiden Standarddosen. Wie man sich denken kann, muss man eine Menge Erzählmaterial aufschreiben, wenn man über eine neue Fliege drei Seiten lang berichten will, und so beginnt der Thread am Tay im Sommer 91. In der Gruppe an seinem Beat traf unser Autor auf einen Fliegenfischer aus Flensburg, Name Ulli, der trotz der Lachsreise in der Tiefe seiner Tasche eine „Ullis Punker“ fand und ihre Unterwasserwirkung unmittelbar am Fluss vorführte. Hans Steinfort bekam die Fliege geschenkt und band sich ein paar. Im Frühjahr 1992 erprobte er die Fliege, Hans Steinfort fischte gern in der Genner Bucht und umzu, und fing bei schwierigen Bedingungen eine grifflange Steelhead und eine etwas kleinere Meerforelle. Da lächelt natürlich nur der Kenner, denn Steinfort fischte meist eine enorme Zweihandrute mit einer Multiplierrolle, und grifflang bedeutet ca. 65 cm. Von da an war der „Punker“ seine erkorene Lieblingsfliege. Bei mir setzte die Akzeptanz zehn, fünfzehn Jahre später ein, bei Experimenten mit verschiedenen Borstenwürmern, und ich empfinde es als Versäumnis und Fehler, die „Punker“ nicht in meinem Buch „Strandforellen“ in 2008 gewürdigt zu haben. Das tut mir leid. In jedem Fall ist diese 1991 gefundene, 1992 erprobte und 1993 vorgestellte Fliege ein Klassiker der Szene, ein alter Kamerad, und steht im starken Kontrast zu den Klimmzügen, die man heute mit Borstenwürmern so macht. Genau das hat mich auch auf ihre Seite gezogen, weil dieses Muster vom Mainstream immer weiter an den Rand getrieben wurde, und seinem Namen darum lange schon alle Ehre macht. Der Rand ist nämlich immer eine gute Position, um das Ganze zu überblicken, aber natürlich auch die Stelle, von der aus man zentrifugal ganz verschwinden kann. Aber das will ich mal verhindern und stelle die „Punker“ hier noch einmal vor. Die Bindetechnik mit dem Allesnäher ist eventuell von mir, denn nur so kann man zuverlässig und elegant mit dem Silber über die ganze Fliege kommen. Man kann aber auch zweimal ansetzen. Bindeanleitung: Streamerhaken Gr. 4 oder 6; Bindeseide: rot; Schwanz: Lureflash Stummel; Rippung: Ovalsilber und Allesnäher; Hinterkörper: Chenille, rot, mit roter Palmerhechel; Vorderkörper: Chenille grün, mit grüner Palmerhechel. Das Heft von damals, in dem der „Punker“ vorgestellt wurde, zeigt ein wunderbares Gebetsroither Foto von Horst Hansen als Titel. An der Ostsee auf Mefos war der Hans leider nie, aber die Natur und besonders die Vögel hätten ihm großartig gefallen. Der „Punker“ sicher auch, ist halt ein „Oarschl“ von Format.
Rotes Chenille einbinden und den Faden bis zur Mitte führen, dort eine rote Hechel einsetzen. Den Chenillekörper winden, die rote Hechel nach hinten führen und mit dem Allesnäher sichern. Den Allesnäher nicht kürzen, nur festlegen.
Grünes Chenille einbinden und den Vorgang mit einer grünen Hechel wiederholen. Die Hecheln sollten die gleiche Fibernlänge haben. Zuletzt das Silber über den ganzen Körper nach vorn führen und die Fliege mit einem roten Köpfchen abschließen.
Ingo Karwath