Lachsfliege des Monats 10

Im Gegensatz zu Gummibärchen, da nehmen alle die roten, ist die „Yellow Ally’s Shrimp“ erste Wahl.

Die „Ally’s Shrimp“ ist in meinen Dosen ein klein wenig häufiger vertreten als jede andere Fliege. Ich binde sonst immer fünf Stück von einem Muster und einer Größe, also z.B. fünf „Blue Charm“ in Größe 4 und fünf „Blue Charm“ in Größe 8. Der Gedanke dahinter ist der, dass ich drei Muster für mich eigentlich ausreichend fände, aber bei nur dreien keine Möglichkeit sehe, noch eine zu verschenken. Ein Steintreffer hinten und man hat nur noch zwei, ein Hänger vorn und nur eine verbleibt. Und das ist zu knapp. Die drei müsste man eifersüchtig hüten. Als Fliegenbinder verschenkt man am Wasser gern mal eine Fliege, das ist gute Tradition, und wird damit ein Fisch gefangen, steht man ein klein wenig mit in der Sonne. Von der „Ally’s“, die ich auch sehr gern binde, sitzen schon mal zehn 4er in Reih und Glied. Ich verschenke sie manchmal auch aus pädagogischen Gründen, weil sie so schrecklich falsch gebunden wird. Kann doch nicht sein, dass ihr Erfinder, Alastair Gowans, sich extra auf einem Fischkutter auf und ab und hin und her schaukeln lässt, um überhaupt auf die Idee zu kommen, so geschehen 1979, und irgendwelche ignoranten Binder lassen den unteren Flügel weg. Ich bekenne mich da selbst schuldig, hab‘ mich aber gebessert. Also, das geht nicht, der muss, sonst kann man ja gleich die Fehlinterpretationen aus Vietnam kaufen. Die „Ally’s“ hier im Original zu binden lasse ich mal weg. Da kann man dem Meister im Internetz selbst bei zuschauen. Aber ich möchte mal eine Lanze für andere Farben brechen, und da ist die „Yellow Ally’s“ vermutlich die beste Wahl, zumal im Sommer, früh am Vormittag, Grilse im Pool, Lachse aber auch, und die kleine Gelbe fliegt hinaus über den Fluss. Haben Sie das Bild? Eine Sehnsucht für 2021, hoffentlich geht es der Welt und uns dann schon besser, denn jetzt mal ehrlich, die zweitbeste Impfung wird doch sein, sich mal wieder eine Lachsfliege ins Ohr zu werfen. Warum nicht mal eine Gelbe?

Den Haken mit einem Fundament bewickeln, selbiges lackieren und gelbes Bucktail als Schwanz einbinden.

Der klassische Körper ist hinten rot und vorne schwarz und mit Ovalsilber gerippt. Für die Gelbe ist grünes Floss mit Gold eine gute Wahl.

Der Flügel besteht aus grauem Eichhorn und wird später mit Tippetfibern getoppt. In der unteren Hechelposition wiederholt man das, lässt aber die Tippetfibern weg.

Die Tippetfibern müssen ausgerichtet sein, damit der Eindruck kleiner schwarzer Augen entsteht.

Zum Abschluss windet man eine schöne gelbe Hechel, die der Fliege ihren Namen und ihren Charme gibt.

Legt man die großen Drei nebeneinander, also „Ally’s“, „Ally’s Yellow“ und „Cascade“, erkennt man die schöne Chance, ohne Risiko intuitiv eine zu nehmen oder einer theoretischen Eingebung zu folgen und auf Licht- und Schattenstimmungen, Wasserfarbe, Strömung und Temperatur zu achten. Da hat jeder so seine eigenen Ideen. Die Fliegen sind verschieden offensiv, und verschieden wirksam. Aber wirklich verkehrt machen kann man eigentlich nichts.

Ingo Karwath