Die „Surface Stonefly“, eine Erinnerung an die Plastik-begeisterung der 50er Jahre.
Ein 6er Bomberhaken trägt einen Schlaufenflügel aus gelbem Antron.
Lee Wulff hatte Ende der vierziger Jahre eine Idee, die er im nächsten Jahrzehnt dann realisierte. Er stellte Gussformen für Fliegen her, besorgte sich eine Plastikeinspritzmaschine, und begann mit der Produktion von Plastikfliegen. Durchaus nicht allein, er hatte finanzielle Partner, und die Idee war eine industrielle Fertigung von Fliegen. Ein Arbeiter gießt die Körper, einer setzt die Flügel ein, ein dritter die Hechel, einer verpackt und einer versendet. Ich vereinfache. Jeder Fliegenbinder erschauert bei dem Gedanken, dass ein urproduktiver Prozess, nur zu vergleichen mit der Herstellung eines Pfeiles oder Speeres, dermaßen verunstaltet wird.
Den Körper bindet man ebenfalls aus gelbem Antron. Das Material hat hinten die Neigung sich zu bewegen. Man sollte es kurz anschmelzen oder einen Tropfen Lack auf den Bürzel geben.
Den „Lee Wulff Plastikfliegen“ war denn auch kein Erfolg beschert, die Szene nahm sie nicht an, aber ein kleines Einkommen konnte man damit schon erwirtschaften. Eine Fliege hatte sich für Lee als so erfolgreich erwiesen, dass er ihre Herstellung nur für sich allein weiter betrieb oder veranlasste. Ein Sohn von Joan Wulff produzierte hin und wieder Körper und Fliegen.
Mit weißer Bindeseide entweder Bucktail oder Eichhorn einbinden. Mit einem Tropfen Lack wird der Faden durchscheinend gelb.
Lee Wulff hatte eine große Vorliebe für Badger oder Grizzly. Hier ist eine Grizzlyhechel montiert.
Die „Surface Stonefly“ in den Farben gelb, grün, beige und chartreuse war bei Lee Wulff hoch im Kurs. Sucht man auf amerikanischen und kanadischen Seiten im Internet, kann man die Fliege finden und kaufen. Leider gibt es zwei Bindeweisen, die nichts taugen. Einmal die Perle, und zweiten die bunte Stecknadel. Die Perle in einer Nylonschlaufe und die gebogene Nadel wirken auf den ersten Blick sehr überzeugend, bis man sie einmal, nur einmal an einen Ast haut, an einen Stein oder Felsen. Dann zerspringen meist beide Plastikköpfe und geben die Hechel frei. Viel besser ist die Methode der „Olson Midge“, deren vorletzter Bindeschritt heute als „Klinkhamer“ bekannt ist. Den Körper einer „Surface Stone“ binde ich gern aus Antron oder auch Acetat-Floss. Schaumstoffe sind mir zu schwimmfähig. Das Muster ist im Prinzip ein „must have“, denn wenn Lee Wulff das so für sich entschieden hatte, wer bin ich anderer Meinung zu sein.
Man zieht die Schlaufe mit einem Faden durch gedoppelte Alufolie.
Stutzt den Flügel auf etwa 5 bis 8 mm.
Mit einem Hauch von Flamme schmilzt man das Antron zu einem Pilz.
Ein gesunder Tropfen Lack in die Mitte und ein kleiner auf dem Kopf sichern die Fliege, die so gebunden dem Plastikoriginal fast völlig entspricht.
Ingo Karwath