Block Leather Reel Case

Obwohl eigentlich ein Pingel, gehe ich mit meinen Rollen recht sorglos um. Ich habe natürlich die dazugehörigen Beutel, aber wenn ich aufgetacklet habe und die Fischerei begonnen hat, ändert sich meine Einstellung. Der Sammler und Archivar in mir nimmt eine kleinstmögliche Größe ein, und ich gehe mit meinen Sachen vereinfacht gesagt durch dick und dünn. In der vergangenen Saison bin ich da ein wenig ins Grübeln gekommen, weil mir auffiel, wie liebevoll einige Angler mit ihren Lachsrollen umgehen. Selbst einfache Rollen werden mit Schutzhüllen hin und her transportiert und erfahren eine so fürsorgliche Behandlung, die eigentlich in keinem Verhältnis zu ihrem Preis steht.

Für Erstversuche sind die Nähte ganz manierlich.

Man kann nun nicht den Fehler machen das zu veräppeln, derweil man selber 400 Gramm schwere Sammlerstücke am Stock hat, deren Wert ja eigentlich lächerlich ist und auch zum Spott herausfordert. So nach dem Motto: Der hat’s nötig! In jeder Rolle steckt die Erinnerung an gefangene Fische und vergangene Drills, und nicht zuletzt haben Fischer wie Lee Wulff und Mike Crosby mit tausenden von gefangenen Lachsen an technisch einfachen Rollen wie Ultimate, Beaudex und Pflueger 1498 zur Genüge bewiesen, dass sammelwürdige Trommel-, Stempel- und Scheibenbremsen eben nicht nötig sind. Obwohl, eigentlich ist gerade eine alte Pflueger inwendig enorm clever gebaut.

Beim allerersten Etui musste ich den Deckel ansetzen.

Aber Argumente für und wider dies oder jenes sind müßig, denn es tue und fische ein jeder was er oder sie mag. Mir ist es jedenfalls so ergangen, dass die gute Behandlung von eher einfachen Rollen für mich ein Weckruf war und ich beschloss, mich auch um meine mehr zu kümmern. Natürlich im Prinzip auf hohem Niveau, aber ein Blick auf die Seiten von Arne Mason, der sehr schöne Lederetuis macht, ergab bei der Berechnung Dollar in Euro plus Fracht, Steuer und Zoll einen Preis von etwa 600 Euro für ein festes Etui. Der Blick in meine Werkzeugschublade mit Lederwerkzeug drängte in Anbetracht dieser Summe ein „Mach‘ es selbst“, DIY, in der Vordergrund und ich bestellte beim Lederversand Berlin 5mm starkes Bullenleder. Mit meinen Vorerfahrungen, Lederrohre, Rutenkappen, Gürtel und Messerhüllen hatte ich schon mal gemacht, war dann ein Block-Leder Etui gar nicht mal so schwierig. Es besteht ja nur aus fünf Teilen. Was ich jedoch lernen musste war, dass Leder bei dieser Arbeit ein Schnittmuster mehr oder weniger ignoriert und, weil es hier und da mal 0,5 mm dicker oder einfach fester ist, die Naht sehr unterschiedlich annimmt, obwohl alle Maße auf den Millimeter stimmen. Also findet Punkt nicht zu Punkt. Beim ersten Versuch musste ich darum die Klappe extra ansetzen. Beim zweiten Versuch war ich schlauer und habe mit Überständen gearbeitet und dann erst abgelängt. Der ganze Vorgang ist allerdings so komplex, dass man ihn mit Worten kaum begleiten kann. Man würde sich den Mund fuselig reden. Oder schreiben. Darum demnächst auf Youtube: Mach‘ es selbst. Ein Film für Fliegenfischer. Block Leather Reel Case. IK