„A Dabbler and a half“

Man kann es nur mit Guinness vergleichen. Mehr ist immer besser.

Ein hübsches Fundament winden und ein paar Fasanenfibern als Schwanz einbinden. Dünnes Ovalsilber und breites Flachsilber gleich mit fixieren.

Einen Körper mir Dubbing, hier „claret“, wickeln und mit dem Flachsilber rippen.

Meine geplante Reise zu den irischen Maifliegen, die dann hoffentlich zu guten Bekanntschaften mit irischen Bachforellen führt, nimmt langsam Gestalt an. Ich kenne mein Ziel, mein Hotel, habe einen Ghillie für fünf Tage und ein Boot für die Abende. Die Flüge habe ich noch nicht gebucht, weil ich auf einen Tag Verlängerung hoffe oder aber einen Besichtigungstag in Dublin organisieren könnte. Ruten und Rollen benötige ich nicht, denn ich habe eine Loop 10 Fuß Sechs, eine Sage 10 Fuß Sieben und eine CTS 11 Fuß Sechs. Rollen sowieso, und passende Schnüre auch. Meine Erfahrungen mit der Lough-Fischerei liegen aber gepflegte Jahrzehnte zurück, und ich war mal fast ein Lough Currane Regular, als es noch viele Meerforellen und keine Lachsfarmen gab. Ich habe also eine grobe Ahnung wie das geht. Hinzu kommen viele Tage an Seen, Talsperren und Teichen, und in der Tiefe meiner Vorräte fand ich noch eine volle 10er Meerforellendose und eine angefangene Maifliegendose mit Nassfliegen. Per Mail kam eine Liste mit Dingen und Fliegen, die ich haben sollte, und obwohl ich Mut zur Lücke habe, ist die Aussicht eine Fliegenliste abzuarbeiten einfach zu reizvoll. Die Muster waren mir weitestgehend vertraut, aber von „Long Shank Dabblern“ hatte ich noch nicht gehört. Eine Nassfliege auf einem Streamerhaken. In Irland nennt man sie auch „a Dabbler and a half“, und Lough Sheelin, mein Ziel, scheint ihr Ursprung zu sein. Der „Dabbler“, seit den 90er Jahren aus der Szene nicht mehr wegzudenken, entstand durch einen Bindeirrtum. Donald McClarn hatte sich telefonisch von einem Freund das Rezept für die „Gosling“ holen wollen, band das Muster aber nicht mit einem vollen Hechelkranz, sondern hat die Fibern im Stil der „Mosely Mayfly“ zu einem oberen Halbkreis verdichtet. Von da an ist es Geschichte und der „Dabbler“ ist wohl in jedem irischen Boot vorhanden. Jede bekannte Nassfliege wurde „gedabblert“, mit Stil und Vernunft, aber es gibt auch wilde Kombinationen, die alle guten Ideen auf einem Haken versuchen. Einen Sedgehog-Rücken mit einem Dabbler-Dach, mit Daddy-Beinen und einen Muddler-Kopf, sonst aber wie ein „Green Peter“. Das ist das Kinderteller-Prinzip, bei dem man Ketchup und Mayo mit Nutela und Streuperlen auf die Nudeln tut, weil das ja alles klasse ist. Nicht mein Ding. Eine Fliege sollte eher wie ein Steak sein, ein Statement in sich und für sich. Warum der „Dabbler“ von 1990 bis heute nicht intensiver in der baltischen Fischerei angekommen ist … ist mir kein Rätsel. Da ist es ja letztlich so, dass wir uns alle an der „Magnus“ messen lassen müssen. Ein grauer Palmer mit roten Augen fordert all die Klimmzüge mit Augen und Sparkle und Speyfibern und UV-Beinen heraus. Jetzt noch eine irische Fliege, die dänische nass macht, das will wohl keiner. Ich habe mal einen „Dabbler“ für die Ostsee gebunden, um ein Argument zu haben. Bisschen voll und dicht für Welle und dunklen Himmel, für den windstillen Tag kann man das ausdünnen. Man sieht auf einen Blick der fängt. Ein paar „Dabbler“ sollte man schon in der Dose haben, normale und lange, wenn man an kleinen Teichen oder größten Teichen am Ufer steht. Sollte sich lohnen.

Eine weinrote Hechel von vorn nach hinten winden und mit dem Ovalsilber gegenrippen. Am Kopf eine weitere Hechel einbinden und den Vorderbereich füllen.

Drei Bündel Mallardfibern so einbinden, dass sie oben und rechts und links wie eine Haube um die Fliege stehen. Oder einen gefalteten Fibernslip auflegen und mit loser Schlaufe einbinden. Man sagt „cloaked“, also wie mit einem Umhang bedeckt.

Amherst als Schwanz, Bisam als Dubbing, Hennenhechel in rusty dun, Mallardfibern von der grauen Seite – für Meerforellen unwiderstehlich.

Ingo Karwath