Die „Mop Fly“

Sie ist das Sams unter den Nymphen. Nervig und sympathisch zugleich.

Die Chenille-Würmer singen geradezu im Chor: Binde mit uns!

Die „Mop Fly“ wurde im Prinzip am 15.6.1837 in den USA erfunden, denn unter diesem Datum finden wir das Patent von Jacob Howe für den Mopp, Patentnummer US241A. Auf der „Gorch Fock“, dort war ich mal Segelbesatzung bei der 48ten und 49ten AAR, Auslandsausbildungsreise, hatten wir zum Deck wischen noch Mopps mit einer runden Holzplatte mit eingebohrten Löchern, in denen die langen Fransen befestigt waren. Ich nehme an der Ur-Mopp hat so ähnlich ausgesehen. Jeder deutsche Haushalt hatte bis in die 80iger Jahre einen echten Mopp, aber dann kam mehr und mehr der Wischmopp auf, bei dem man den Bezug auswechseln und waschen kann. In den 1990er Jahre wurde in Asien der Microfaser-Chenillemopp erfunden, und flotte 160 Jahre nach Jacob Howe findet das Patent von 1837 eine fängige Verwendung.

Einen Jig-Haken beperlen.

Die kleinen Chenillewürmer auf einem Chenillemopp ziehen einen Fliegenbinder natürlich magisch an. Solche Hinterkörper musste man früher noch selbst kordeln, und nun konnte man sie zu hunderten und auch noch farbig von einem 1-Euro-Mopp schneiden. Dazu geht man in einen Supermarkt und schaut sich die Chenille-Mopps an. Es gibt sie als Lappen, als Handschuh, als Füßling und als Wischer. Beliebte Farben sind gelb, grau, grün und beige. Ein Mopp liefert genug Chenillewürmer für Jahre und Jahre. Die Szene der Wettkampffischer nahm sich der Idee an und die „Mop-Fly“ blühte für eine Zeit im Verborgenen. Aber sie existiert schon länger.

Chenille direkt hinter der Perle einbinden.

Der Fliegenbinder Jim Estes, in den USA kein Unbekannter für extravagante Bindeideen, hatte schon Ende der 1990er in einem One-Dollar-Shop einen grünen Micromopp gesehen und sofort erkannt, dass die grünen Würmer auf dem Mopp erstklassige Imitationen für den Sourwood oder Catawba Worm ergeben würden. Er band ein paar Exemplare und trat mit seiner Idee an „Umpqua“ heran, den größten Fliegenvermarkter der Welt. Dort qualifizierte man die Fliege als regional und lehnte sie ab! Ab da war sie für fast zehn Jahre ein Geheimtipp. Da aber nichts lange geheim bleibt und ständig Neues erfunden wird, kam die „Mop-Fly“ so um 2012 in eine sichtbare Umlaufbahn. Sie bietet enorm viel Volumen und kann in ihrem Gewebe ordentlich Wasser aufnehmen. Dadurch erreicht sie ein einzigartiges spezifisches Gewicht, mit dem sie am Grund die Steine und Kiesel umschmeichelt.

Die Fliege mit etwas Dubbing in einer Schlaufe abschließen.

Die Bindeweise ist simpel. Einfach einen Haken beperlen, Mop-Chenille einbinden, etwas Dubbing zur Abdeckung und fertig. Natürlich geht ab da die Wissenschaft los, und Hakenform, Perlengewicht und Farbe, Chenille und Dubbing und Zugaben werden eifrig diskutiert. Unbestritten ist, dass die „Mop-Fly“ die besondere Eigenschaft hat, durch ihr wasserschweres Eigengewicht und die fette Raupenform in der tiefen Strömungsschicht über der Gewässersohle viel besser zu verbleiben als andere Nymphen. Sie ist sozusagen der Fischerdübel der Nymphenfischer. Hat sie sich unten eingestellt, will sie fett dort bleiben. Ob man sie für die eigene Dose akzeptieren möchte ist Geschmackssache. Chenille ist ein klassisches Material und bringt eine gewisse Würde mit sich. Haken und Perle sind uns vertraut, die Fliege ist eine redliche Bindearbeit, und sie hat schon einen gewissen Witz. Ich habe ein paar, sogar etliche, denn wie sollte ich sonst zu Erkenntnissen kommen, die ich hier zu Bildschirm bringe. Ehrlich gesagt wollte ich die „Mop-Fly“ nicht mögen und hier polemisch runterputzen, aber ich mag sie. Sie hat was.

Ingo Karwath