Die JT Special „von“ Yvon Chouinard

Den Haken mit kleinen Kugelaugen bewehren und den Faden bis vor die Spitze führen.

Den Schwanz dort schon einbinden, damit die Fliege schön kompakt wird. So 4 cm sollten es höchstens werden.

Fliegen, die man nicht sucht, findet man zuhauf! Fliegen, die man sucht, findet man gar nicht oder zäh. Das Internet ist voll mit Fliegenbindern, die auf Youtube und Vimeo jedes nur erdenkliche Muster binden, und mich volle zwölf Minuten an ihrem Leben teilhaben lassen, um mir eine Fliege zu erklären, deren Pointe ich auch mit drei Zeichnungen verstanden hätte. So wie Zits, mein Lieblingscomic. Auf der Suche nach der „JT Special“ bringt einen das Web nicht gut voran. Ein erster Schritt ist immer die Seite von Umpqua, und eine Fliege, die es dort nicht gibt, weckt den Verdacht sie sei überflüssig. Aber, großes Aber!, kann auch gut sein das Umpqua die Rechte an der Fliege nicht hat, also bei anderen Shops weitersuchen. Dann im offenen Bereich der US Magazine. Danach aber wird die Luft dünn, und viel mehr Möglichkeiten hat man nicht. Dabei ging meine Suche von zwei Büchern aus, Kaufmann und Brown, und ich habe drei Fotos und eine Bindeanleitung. Das Muster geht auf John Torentson zurück, erlangte aber seine Bekanntheit wohl eher durch einen internationalen Vielfischer. Denn die bei Dick Brown abgebildete Fliege ist von Yvon Chouinard gebunden, und der ist Bergsteiger. Er wurde bekannt mit Felshaken, geschmiedet aus Achsenstahl, 1,50 Dollar das Stück direkt aus dem Kofferraum, entdeckte das Rugbyhemd für Kletterer, ging dann mit seiner Firma Patagonia durch dick und dünn und ich mag ihn sehr, aber die abgebildete Fliege gibt nicht so richtig ihre Bindeweise preis und die Anleitung ist auch doof. Bei Kaufmann findet man nur zwei Fotos der Fliege, aber mit diesen Bildern gelingt die Annäherung an das Chouinard Muster etwas besser. Man erkennt was JT wollte und was Yvon daraus gemacht hat. Das Original hat vier Flügel und ist reichlicher gebunden. Die Chouinard Fliege hat nur einen Schwanz aus Hechelspitzen und ist kürzer und magerer. Und warum, fragen Sie, sollte man die Fliege von einem Fleeceklamottenfuzzi nachbinden, CEO und Umsatz und Planet hin oder her? Na ja, der Mann kommt schon gut rum und ist bestens vernetzt. Er könnte mit dem Finger schnippen und tausende Fliegen regneten auf ihn herunter. Trotzdem bindet er eine und hält die auch noch für die beste Fliege in schwierigen Verhältnissen. Kann man da nicht mehr Vertrauen haben als bei Joe, Jim, Bob und Tom, Durchschnittsalter 28, die uns auf Youtube Fliegen erklären. Trotzdem ist Vorsicht geboten. Die alten Männer mit dem vielen Geld sind nur bedingt vertrauenswürdig. Die mit Cohiba und Rum Clement Tournaire im Boot muss man aussortieren. Die unauffälligen alten Herren aber, old white men, die fischen, fischen, fischen, haben ihren Status verdient. Die, die es immer wieder wegen der Fische auf die Flats zieht, muss man schön im Auge behalten. Chouinard hat seine Passion nie verloren, und einer seiner Freunde, Harrison Ford, sagte über ihn: „Er akzeptiert die Grenze des Menschenmöglichen nicht.“ Und seine Freund Thomas McGuane meinte: „Wenn’s bequem wird, gefällt es Yvon nicht.“ Es gibt viele Gründe seine Fliege in der Dose zu haben. Und sei es nur damit sie zum Hemd passt. In Größe 8 oder 10 eine ideale Fliege für den DIY-ler, der bei seinen Wattouren ja eher kleine Fliegen braucht. Ich bin zwar inzwischen an den Augen operiert und hab‘ meine neuen Fähigkeiten ohne Brille ein Falke zu sein noch nicht erprobt, Coronapause, aber der ungeguidete Fischer sieht die Fische immer nur spät und darum zu nah und meist ja auch nur knietief. Vorhalt und Sinkzeit sind entsprechend kurz, und eine kleine, weiche Fliege macht echt den Unterschied. Die JT geht auch auf Meerforellen ganz hervorragend, passt aber zurzeit nicht in die visuelle Anmutung, die an der Küste erwünscht ist. Außerdem kann der Küstenfischer immer auf die alten Per Karlson Fliegen zurückgreifen, die ja ganz ähnlich aussehen.

JT Spezial. Haken: Gr. 6 bis 10; Bindeseide: tan; Schwanz: 2 Hechelspitzen, cree, glänzende Seiten nach innen, also flared; Flügel: Marabou, tan, unter Bucktail, braun; Augen: Kugelkette.

Maraboufibern vergleichsweise kurz und mager einbinden und auch etwas um den Haken verteilen.

JT Special, die „Patagonia“ Fliege.

Mit kleinen Kugelaugen schwimmt die Fliege aufrecht, also das braune Bucktail oben auf den Hakenschenkel binden. Mit mittleren Kugelaugen oder Barbells schwimmt die Fliege mit der Hakenspitze nach oben, da muss man das Bucktail zur Hakenspitze zeigen lassen.

Ingo Karwath