Im August rauben die Hechte gern am Schilf, in den Seerosen und im Wurzelwerk. Da stehen die zarten Kleinen, und der extraleichte „Baitfish 2.0“ ist die beste Wahl.
Einen kleinen oder großen Haken mit einem kurzen Kopffundament bewickeln und ein Bündel spitzig ausgezupftes weißes Kunsthaar zwei Drittel nach hinten und ein Drittel nach vorn einbinden. Die vordere Portion dann nach hinten umklappen.
Ein etwas kürzeres Bündel unten mit der gleichen Technik einbinden und oben etwas Flash in Silber oder Pearl auflegen.
Im August findet man an den Rändern der Teiche und Seen Schwärme von kleinen Fischen, die sich zu Kohorten zusammengefunden haben, die an unser Bildungssystem erinnern. Man trifft auf Krippen und Kindergärten, die Brütlinge, man findet Schwärme mit Rotaugen und Rotfedern von 5 bis 10 cm, die Grundschule, sieht gelegentlich auch mal die weiterführenden Schwärme um 15 cm und eher selten die Oberstufe, Jungs und Mädchen von plus 20 cm Länge. Dabei haben die Fische eine große Vorliebe für Deckung, stehen gern in umgestürzten Bäumen, unter Seerosen oder nahe am Schilf. Füttert man sie ein wenig an, werden sie leichtsinnig, und man muss nicht lange warten, bis der erste Pfeil auf sie zuschießt. Die Hechte, die man so findet, sind meist nicht sehr groß, aber das kann man nicht wirklich wissen und es lohnt sich besonders im August, in diesen Kleinfischrevieren zu fischen. Da die überwiegend kleinen Happen die Hechte wohl nicht wirklich satt machen, hat man im Sommer oft den Eindruck, die Hechte rauben mehr als sonst. Kann aber auch sein man hat Ferien und ist überproportional häufig am Wasser und der Eindruck entsteht nur deshalb, weil man so viel im Schilf steht. Es ist wohl ein problematischer Ansatz, wollte man Hechte für selektiv erklären, aber ich habe in der Tat schon mitten unter eifrig raubenden Hechten gestanden und nichts gefangen. Und es waren Hechte und keine Rapfen, ich konnte es sehen. Das ist aber lange her und war zu einer Zeit, als eine gelbrote „Matuka“ meine einzige Hechtfliege war. Sind die Hechte hinter den Kleinen her, benötigt man einen möglichst echt aussehenden Streamer und nicht einen Staubwedel aus Paris. Der „Baitfish 2.0“ ist so ein Muster, und es hat ordentlich Vorschusslorbeeren. Angeblich eine der besten Fliegen vom Wollaston Lake, wenn die Hechte zickig werden. Was könnte man dazu groß sagen. Der vermutlich beste Hechtsee der Welt, eine seit Jahrzehnten aktive Lodge mit den besten Guides, und dann dieses Statement, man muss zustimmen. Natürlich nicht ohne Lackmustest, bei dem man bekanntlich einen Streifen in eine Flüssigkeit hält, und in diesem Fall einen Streamer. Ergibt sich genug Aufregung, könnte man die Testfarben des pH-Wertes womöglich auf der Stirn wiederfinden, so ins Rötliche, aber das geht sicher nur mit einem ohnehin schon hohen Blutdruck. Der Streamer von Barry Reynolds ist in jedem Fall eine gute Wahl für die Brütlingsfischerei am Schilfrand. Damit fängt man so gut, dass man dann im September auch mal zum Popper greifen mag, der aufregendsten, aber am schlechtesten hakenden Hechtfliege überhaupt.
Die Kunststoff-Dumbbellaugen unter dem Hakenschenkel einbinden, dann tragen sie mit dem Hakenbogen zur Schwimmlage des Streamers bei.
Eine Portion Kunsthaar in „tan“ oder „root beer“ vorbereiten, die etwas kürzer sein soll als die erste weiße Portion und die Spitzen auszupfen. Dann nach dem 2/3 Prinzip einbinden und etwas Flash in der Farbe „root beer“ auflegen.
Das vordere Drittel der Haare nach hinten legen und einen Kopfknoten machen. Mit sehr wenig Epoxy den oberen Kopfbereich fixieren. Wenn man die Fliege anschaut, möchte man im Kehlbereich noch einen Hauch Rot einbinden. Das gehört aber nicht mehr zum Original und wäre dann der „Baitfish 2.5“. Das sieht dann so aus. Auch lecker!
Ingo Karwath