Dubbing mischen

Dubbing selber zu mischen ist vermutlich die fängigste aller Bindetechniken.

Eine entschärfte Kaffeemühle ist der beste Dubbingmixer. Wer kein Dremel hat, füllt einen Esslöffel Sand ein.

Stellt man auf WordPress einen Bericht ein, so wie ich gerade, dann kann man zunächst privat speichern und dann in der Vorschau prüfen, wie es einem bis dahin gelungen ist. Diese Vorschau lässt sich auf Desktop, Tablet oder Mobil einstellen. Das Tablet ist mit um die 10 Zoll Bildschirmdiagonale die durchschnittliche Mitte von Flächen, mit denen wir uns informieren und unterhalten. Die eigentliche Fläche unserer Kurzweil ist jedoch der Fernseher, der im Format eines alten Meisters an der Wand hängt. Früher waren nur Dia-Leinwände so groß, und ich weiß nicht, ob Sie schon einmal einen Diavortrag über Fliegen gesehen haben. Ich habe auf der EWF 2009 mal zwei gehalten, und bekam herzliche Lacher, als ich mit meinem Laptop den Projektor unterkeilte, um den richtigen Winkel zur Leinwand zu bekommen. Das lag daran, dass alle meine alten Bilder noch Dias waren, während ich im Prinzip aber schon auf Digital umgestellt hatte. Das war ein schmerzlicher Vorgang, technisch nur zu vergleichen mit dem Verlust der Schreibmaschine, obwohl der Wechsel zum PC eher eine sofortige Freude war. Meine Leicas lagen mir aber mehr am Herzen als meine Olympia Monika. Letztere kostete auch kaum mehr als ein Objektivzwischenring. Will man heute ein Foto auf Dia-Niveau beurteilen, muss man es auf dem TV Bildschirm öffnen. Gehen Sie doch mal zu Wikipedia auf den Eintrag Eintagsfliegen und nehmen Sie das Foto der Rhitrogenia germanica als Vollbild auf den Fernseher. Oder am auch am PC, falls ihr TV nicht im Netz ist. Schaut man nur auf den Körper, erkennt man in den Körpersegmenten eine dunkelbraune Mitte, die an beiden Seiten ins hellbraune ausläuft und an einer Seite zusätzlich in eine cremegraue Tönung übergeht. Das ist jedenfalls das, was ich sehe. Was eine Forelle sieht wissen wir nicht. Wir wissen aber alle zu genau, was sie tut, wenn ihr etwas nicht gefällt. Irgendetwas löst den Reiz aus zu steigen, und wieder etwas löst den Reiz aus den Stieg 10 cm unterhalb der Fliege abzubrechen und in die Ausgangsposition zurückzukehren. Sollte das der kleine krumme Draht sein, der hinten aus meiner Fliege hervorsteht, dann gibt es für mich keine Lösung. Daran kann ich nichts ändern. Aber ich habe meinem Fisch ja fünf Variablen angeboten: Die Schwanzfibern, den Körper, die Beine, die Flügel und die Proportionen. Das kann man schwerlich eine Variablenkontrolle nennen, und natürlich ist mein Zugang unwissenschaftlich. Ich angel ja nur. Aber auf nettem Niveau. Nun muss ich sicher nicht beschreiben, mit welchen Winkelzügen wir nun versuchen diese Forelle zu fangen. Der letzte Zug ist immer die Rückkehr zum Bindestock. Und eine sehr gute Annahme ist die, den Körper als Reizauslöser zu begreifen. Denken Sie an einen Teller mit Steak, Bohnen und Ofenkartoffel. Was löst Ihren Reiz aus? Der Körper ist das Steak einer Fliege. Alles was sie an Kalorien bietet steckt da drin. Also schauen wir uns die Rhitrogenia noch einmal an.

Ein Zupfer ist wie eine Prise eine beliebige Dubbingmenge, die man mit Daumen und Zeigefinger entnimmt. Die Menge an sich ist egal, aber die relative Gleichheit führt zum gewünschten Ergebnis. In Rezepten nennt man das auch ein Teil.

Und mischen ein neues Dubbing. Zwei Zupfer mittelbraun, zwei Zupfer hellbraun, ein Zupfer creme, ein Zupfer mittelgrau, und, weil ich einen Hauch von oliv sehe, einen halben Zupfer oliv. Und siehe da, am nächsten Tag steigt die Forelle und fasst zu. Alles das, genau das, bringt auf den Punkt was Fliegenbinden und Fliegenfischen ausmacht. Völlig egal wie groß der Fisch ist. Biotische und abiotische Umweltfaktoren führen dazu, dass Eintagsfliegen einer gleichen Art an verschiedenen Gewässern verschiedene Farben haben können. Oder dass, z.B. bei Eisen im Wasser, bei eigentlich gleichen BWO’s ein Farbton wie ein leichtes Orange hinzukommt. Es macht also keinen Sinn eine Tüte Dubbing zu kaufen, auf der „Rhitrogenia germanica Dubbing“. Besser man betrachtet Dubbing wie ein Maler seine Farben und mischt sich das zurecht, was am Wasser die Fische überzeugt. Durch Versuch und Irrtum wird man klug, und es kann sein, dass man mit völlig unerklärlichen Mischungen Erfolge hat. Da sieht dann das Auge der Forelle etwas anderes als wir. Das Grundwerkzeug zum Mischen ist eine elektrische Kaffeemühle mit stumpfen Messern. Man kann entweder einen Esslöffel Sand hineintun und ein paar Impulse geben, oder die Messer mit einem Dremel entschärfen. So ein Gerät kostet kleines Geld und macht viel Freude. Es ist mehr wert als eine neue Rute mit Rolle. Dubbing mischen und Hechel mischen sind nach meiner Überzeugung die beiden fangträchtigsten Veränderungen, die man einer Fliege mit auf den Weg geben kann. Eine gelbe Fliege mit einer grauen Hechel fängt enorm gut, und sie wird noch besser, hat man im Dubbing drei Gelbtöne und einen Hauch Grau und Orange verarbeitet und die Hechel aus hellgrau und mittelgrau gemischt. Da man ja irgendwo anfangen muss, hier ein paar bewährte Mischungen von A.K. Best:

Slate-Winged Drake. 2 tan, 2 white, 1 yellow.

Light Hendrikson. 1 tan, 1 ginger, 2 white, ½ pink.

Blue-Winged Olive. 3 white, 1 ginger, 1 olive, ½ yellow, ½ gray.

Baetis Dun. 1 cream, 1 ginger, 1 brown.

Light Cahill. 2 white, ½ yellow, ¼ tan.

Rusty Spinner. 2 tan, 1 orange, 1 yellow, 1 cream.

Pale Morning Dun. 1 ginger, 1 cream, ½ olive, ¼ yellow, ¼ gray.

Pale Evening Dun. 1 white, ½ yellow, ¼ ginger.

Dark Blue Dun. 1 dark gray, ½ olive.

Ingo Karwath