Wucherfibern

Mein bescheidenes Starterset von Mistpool aus Schweden. Unverschämt teuer. Dafür bekäme ich auch drei erstklassige Zigarren.

Schalten Sie doch einmal Ihren Computer an und versuchen Sie, in Deutschland EP Trigger Point Fibers oder EP Trigger Point International zu kaufen, die etwas dickere Variante für große Trockenfliegen. Das Ergebnis dieser Suche, die ich auch schon hinter mir habe, war dieser Tage ein Umschlag aus Schweden von Mistpool. Nun bin ich der Letzte, der irgendwelchen überteuerten Kunstfasern das Wort reden möchte und damit einem Typen die Yacht in Florida finanziert, aber ich hatte da eine Witterung aufgenommen, der ich einfach folgen musste. Bei uns wird ja mit CDC und US Bälgen sehr viel Geld verdient, hinzu kommen zahlreiche Dubbing-Gebinde, die ich mir für ‘nen 50er zulegen kann. Sollte nun wirklich jemand ein Material erfunden haben, welches das alles obsolet macht, wäre das für den Fachhandel kein Spaß. Was ja doch auffällt, auffallen muss, ist, dass man Trigger Point Fibers bei uns nicht kaufen kann. Keiner hat es. Möchte man sich also ein Bild machen, eine Meinung aufbauen, muss man international aktiv werden, und so fragt man sich, ob die großen Hühner- und Entenzüchter und Fachhändler da im Hintergrund Lobbyarbeit leisten. Das wäre ein starkes Stück. Ein Material verhindern, um den eigenen Kram im Markt zu halten. Die semiprofessionellen Fliegenbinder muss man auch befragen, denn da gibt es ja etliche, die mit ihren Fingerchen den Markt bespielen und Hakenfirmen pushen oder Material bewerben. Was ist denn mit EP Trigger Point Fibers. Warum höre ich da nix, lese nix, sehe nix. Ein Verriss würde ja auch schon helfen. Damit kann ich hier gleich beginnen. Das Zeug kostet 2 Euro aufs Gramm, und nimmt man mal das allerfeinste, aber wirklich allerfeinste Kobe-Beef als Vergleich her, 1000 Gramm für 1000 Euro, fällt ja doch im Mathebereich der Grundschule auf, dass Trigger Fibern doppelt so teuer sind. Eine bodenlose Unverschämtheit. Der Fachhandel möchte uns sicher vor solchem Wucher beschützen und bietet das Zeug darum nicht an. Warum es dann andere EP Fibern zu einem ähnlich hohen Preis gibt, bleibt rätselhaft. Die Firma Enrico Puglisi bietet das Trigger Point Material in einer Bandbreite und mit einer Farbtafel an, wie man sie schöner seit Halford nicht gesehen hat. Es gibt 45 entomologisch wertvolle Farben, deren Erwerb mich also 450 bis 600 Euros zurücksetzt, denn für 12,90 hab‘ ich es auch schon gesehen. Die Entwicklung des Materials begann 2005, 2008 kam es in den Markt, zunächst mit Watershed imprägniert, was sich als sinnlos erwies. Es schwimmt sowieso. Es nimmt kein Wasser auf, keinen Dreck an. Die Bindeanleitungen auf youtube sind noch spärlich, und an mir nagt folgender Gedanke. Superfängige Fliegen wie Pragers „Prawu“, Gebetsroithers „Oarscherl“ und Fratniks „F-Fly“ sind verstörend einfach. Wenn es gelingen könnte, diese Einfachheit mit einer Farbtabelle a la Halford zu verbinden, ist das das Ende der Trockenbinderei, so wie wir sie kennen. Macht die „Trigger Fly“ den Markt platt? Hechel. CDC. Dubbing. Byebye? Keine Entenflügel mehr aufstellen, nicht mehr braun in grizzly winden, keinen Goldddraht über Pfauenkiel wickeln. Ganz sicher nicht. In einer Fliege, die ich fischen möchte, steckt ja ein Wert an sich. Sie kann so klassisch sein wie ein Jaguar E, und wer würde den nicht fahren wollen. Aber trotzdem brauchen wir die Gelegenheit, Trigger zu erproben und uns eine Meinung zu bilden. Ich will das dieses Jahr wohl machen, und ich möchte dabei nicht allein sein. Also, à poil, ran an den nackten Speck. Kann doch nicht sein, dass Cannabis einfacher zu kaufen ist als diese Wucherfussel.

Die „F-Fly“ ist die eine Vorlage, der man mit Trigger folgen könnte. Im Ergebnis entsteht die „T-Fly“.

Fliegen wie Comparas oder Usuals sind eine andere Spur, die sich lohnen könnte. Komplett aus Trigger, die „Tusual“?

 Ingo Karwath