Die jungen Jahre in London.
Der vermutlich berühmteste Fliegenfischer aller Zeiten, Frederic Michael Hyam, wurde am 13. April 1844 in Spring Hill, Birmingham geboren. Die Hyams waren eine jüdische Familie, und ihr Gründer, Simcha Hyam, wurde um 1740 in Hamburg geboren. Sein Sohn Hyam Hyam heiratete Hannah Lazarus, deren Familie aus der Gegend um Worms stammte. Die Hyams waren im weitesten Sinne in der Bekleidungsbranche tätig, und allein Samuel Hyam (1813 – 1891), einer der Söhne von Hyam Hyam, beschäftigte über 8000 Mitarbeiter. Man hatte Singer Nähmaschinen umgebaut an Dampfmaschinen angeschlossen, und folgte dem bewährten Prinzip bei niedrigen Margen viel und schnell zu produzieren. Da die britische Bevölkerung mehr und mehr von der Stange kaufte, stiegen die Gewinne stetig an. Als Sohn von Samuel Hyam und Phoebe Hyam wurde Frederic als drittes Kind von fünfen sozusagen wohlhabend geboren und hatte dann noch mit sieben das Glück, an der UCS eingeschult zu werden. Die University College School hatte durchaus ein strammes Kurrikulum mit Latein und Griechisch, auch Mathematik, Englisch, Deutsch, Französisch, Zeichnen, Chemie und Physik. Aber an dieser Schule wurde nicht geschlagen. Es gab kein Regiment der Älteren. Religion gab es auch nicht, was der verschieden gläubigen Mittelklasse Elternschaft sehr gut gefiel. Sport wurde angeboten, war aber als Fach noch nicht so ganz erfunden. Einziger Nachteil dieser modernen Schule war nur, sie mit 16 verlassen zu müssen. Frederic stieg in der väterlichen Firma ein und engagierte sich bei den 36th Middlesex Volunteers, bei denen er 1866 Offizier wurde. Er war ein sehr guter Schütze, aber seit jüngstem Alter dem Wasser verbunden und durch und durch Angler. Wir kennen ihn ja als den Advokaten der sehr trockenen Trockenfliegen, aber in den Jahren nach der Schule war er ein Themseangler und fischte mit einer toten Güster am System auf die großen Forellen dieses Flusses. Eine 9lb12oz. Forelle war sein bester Fisch. An einem selbst entworfenen System gefangen, mit drei zusätzlichen nach vorn zeigenden Drillingen. Der Fisch und das System fanden ein Heim in einem Glaskasten von Cooper, Radnow Street, und sind der Nachwelt erhalten. Statt nun nach einem größeren Fisch zu jagen gab Frederic seine Rute auf und erhielt durch einen Freund Zugang zum River Wandle, dem besten Forellenwasser bei London, in nur einer halben Stunde mit dem Zug zu erreichen. Dort fischte man mit der Fliege, und so wurde Frederic im Alter von 24 Fliegenfischer. Nach holperigen Anfängen mit ungeeignetem Gerät wurden seine Fähigkeiten besser und besser, und Seidenschnüre, dünne Vorfächer und kleine graue und gelbe Trockenfliegen brachten Erfolge, und ein weiterer Glaskasten von Cooper mit einer 3lb2oz. Forelle von nur 15 Inch Länge ist noch heute im Besitz der Hyam-Erben.
1872 heiratete Frederic Michael Hyam die einzige Tochter von Samuel St Losky, Florence, und zog mit ihr 1873 in ein eigenes Haus bei Lancaster Gate, 62 Inverness Terrace. Nicht weit vom Hyde Park, eine der besten Lagen in London. Aber schon 1877 zog man um, 35 Inverness Terrace, und verbesserte sich. Frederic verdiente ca. 12.000 Pfund im Jahr. Man kann den Wert des Geldes nur schwer umrechnen, eine Köchin etwa verdiente um die 30 Pfund im Jahr, aber auf der Basis des Goldstandards sind das geschätzt 3.250.000 Euro Jahresgehalt. 22.000 Pfund war sein letztes Jahresgehalt, denn 1888 wurde er Privatier. Da hieß er auch nicht mehr Hyam, denn 1875 hatten sich alle Partner der Firma entschlossen, den Familiennamen in Halford zu ändern. 1877 fischte er erstmals am Test in Houghton, und dem Namen Halford wurde die Bestimmung zuteil, vermutlich der meistgenannte Name unter Fliegenfischern zu werden.
Teil 2 im Mai: Halford und Houghton.