Die „Universelle“ hat das typische Hercule Poirot-Problem. Sie ist Belgierin! Nicht Französin.
Die „Universelle“ ist eine in Vergessenheit geratene belgische Trockenfliege, die gerade weil sie belgisch ist dringend der Wiederbelebung bedarf. Belgien ist das liebenswerte Zentrum Europas. Bei mir hat das mal mit Leffe angefangen, zuerst das helle, dann das braune, und von da an hat es mich auf eine Entdeckungstour in die belgische Bierwelt verschlagen, die kein Ende finden wird. Dazu gibt es zu viele. Es macht einfach Freude zu sagen: Ich trink‘ mal ein Bierchen! – und dann die verkorkte Literflasche Chimay hinter dem Rücken hervorzuholen. Da ich außerdem beim Lachsangeln sehr, sehr nette Belgier getroffen habe, und als Europäer das Land ohnehin schätze, ab und zu Pralinen aus Brüssel verschenke und Pommes und Muscheln mag, ist meine Fliegendose für eine belgische Fliege ein offenes Haus.
Die „Universelle“ findet man in der englischen Ausgabe von Dr. Pequegnot auf Seite 120 beschrieben, in seiner 1975 selbst verlegten Ausgabe „Repertoire de mouche artificielle francaises“ jedoch auf keiner Seite. Er schreibt, die Fliege sei um 1930 in der Region von Charleroi von Albert Delcourt erfunden worden. Im Geschäft Sougné in Brüssel wurde das Muster später zahlreich gebunden und verkauft, findet aber in der Literatur bei Barbellion, Burnand, Ritz und de Boissset keine oder kaum Erwähnung. Auch die Briten werden nicht sehr aufmerksam. Pequegnot hält die Schwanzfibern für einen zeittypischen Designirrtum. Das glaube ich nicht. Den Irrtum eine Sedge mit Schwanz zu binden hatte man ja dreißig Jahre vorher auch nicht begangen. Ich denke der Schwanz ist Absicht, vielleicht ein zusätzlicher Reiz, der an die Maifliege erinnern soll. Es gibt allerdings auch Sedges, die haben so ausgeprägte Fühler, dass sie nach hinten zeigend wie ein Schwanz anmuten. Etwa die beiden „Murroughs“, P. grandis und P. striata. Eine Fliege hat ja Teile, die sollen imitieren, und Teile, die sollen fangen. Nie annehmen der Erfinder hätte einen Fehler gemacht. Stets denken er hat sich was dabei gedacht. Also lassen Sie die Fibern bloß nicht weg. Das ist keine Sedge, das ist eine „Universelle“! Da die Belgier ein kommunikatives Volk sind und gern reisen, waren belgische Fliegenfischer in Bayern und Österreich oft zu Gast, dazu gibt es eine wunderbare Geschichte von Erich Stoll, auf der Suche nach Äschen auch in Schweden und Norwegen, und der Ruhm der „Universelle“ verbreitete sich in Europa. Da sie mit vier Flügeln gebunden wird geht ihr der Ruf voraus schwierig zu sein, aber das Gegenteil ist der Fall. Sie ist eher einfach zu binden, denn zwei Segmente zusammen stabilisieren sich sehr schön und der Flügel fällt wie von allein in seine Position. Und wenn man eine kann, dann kann man auch gleich drei, denn es gibt die Claire, Foncée und Gris.
Haken: Gr. 8 bis 14; Bindeseide: schwarz; Rippung: Seide, gelb; Körper: Hasenwolle; Flügel: gedoppelte Segmente, Fasanenhenne; Hechel: Hahn, ginger (für claire), braun (für foncée), grau (für gris).