Little Purple Dude

Der kleine Welterklärer in der gefährlichen Welt der Hechte. Noch im Februar binden!

Der „Little Purple Dude“ hat einen gepflegten Medienhintergrund, denn in „Widget the World Watcher“ trat diese Figur Anfang der 90er in Film und Fernsehen auf, um Kindern den Umweltschutz zu erklären. So gesehen einer der sympathischsten Namen für Hechtstreamer, den ich kenne. Deutlich intellektueller als „Brown Musky Fart“ oder „Lipp Ripper“. Der kleine Purplekerl ist, wie man sich denken kann, purple. Lila, leider oft als der letzte Versuch diffamiert, nämlich einen Mann zu finden, ist seit Goethe’s Zeiten die Farbe der Partnersuche im etwas fortgeschrittenen Alter. Alle elf Minuten verliebt sich da einer.

Eine 4 mm Perle aufziehen und aus einem Strang Puglisi Hair eine Portion abschneiden, doppeln, auf 10 cm kürzen und an den beiden Enden etwas spitz ausziehen. Das Material zu einer Art Matte ausbreiten, so 1,5 bis 2 cm Breite genügen, und mit ca. 6 bis 7 cm Überstand als Schwanz einbinden. Es rollt sich dabei um den Haken und verteilt sich wie von allein. Die vordere, kürzere Portion, wenn nötig, noch einmal um den Haken verteilen, nach hinten umklappen und einbinden. Die Wicklung lackieren.

Was man von den Hechten so leider nicht behaupten kann, denn ich habe auch schon 111 Minuten eine „Little Purple Dude“ gefischt und nichts gefangen. Die Fliege ist ein Geheimtipp aus dem Mekka der Hechte, dem Wollaston Lake. Äh ja, sie wäre ein Geheimtipp, wenn das Internet nicht schon voll von ihr wäre. Man sieht sie aber viel weniger als vermutet bei den Kollegen, vermutlich weil sie so einfach ist. Meine private Binderei hat das Muster ein wenig verändert, aber das muss nicht beunruhigen. Lässt man die Perle und den Kopf weg, hat man das Original.

Einen Zentimeter weiter vorn mit schwarzem Haar den Vorgang wiederholen und seitlich etwas Flash einbinden. Eigentlich egal welches, denn im Kern ist Flash eben Flash. Der Haken ist ein 3/0.

Schön sparsam mit Flash umgehen, denn das Muster soll sozusagen minimalinvasiv eintunken und auffällig unauffällig an Mutter und Vater Hecht vorbeitrudeln. Europäische Hechtfliegen neigen zu sehr viel sekundärer Selbstdarstellung, mit der eigentlich der Binder beweisen will was für ein toller Typ er ist.

Den Vorgang ohne Flash knapp hinter der Perle noch einmal wiederholen.

Für einen Guide in Saskatchawan wäre sicher schon der Kopf mit den Augen eine grenzwertige Angeberei, aber ich bekomme die Dinger mit der Post und nicht mit dem Wasserflugzeug und kann mit seinem Urteil leben. Der kleine Purpurkerl, mit Kopf und Augen, lebt in einer 5er WG ständig in meiner Sushirolle. Zieht mal einer aus, weil er in zwei Meter Tiefe einen mietfreien Ast gefunden hat, zieht aus dem Vorrat einer nach.

Für die Kopfportion das Haar vor der Perle mittig einbinden, also im Prinzip 5 cm nach hinten, 5 cm nach vorn. Die vordere Portion nicht nach hinten binden, sondern nur den Faden nach vorn bringen und die Fliege abschließen. Einen sauberen Kopf binden, hier mal hübsch mit purple.

Jetzt Epoxy aufbringen und den 2er Stonfo-Kopf aufschieben. Der presst jetzt die Haare nach hinten, lässt ihnen aber optimal Volumen. Fertig ist der „Dude“, mit ein klein wenig „too much“ Bindefirlefanz, für einen Guide, aber ich bin ja keiner.

Dass die Farbe der Kardinäle, im Altertum hergestellt aus der Purpurschnecke, mal zu einer Spiel- und Fernsehfigur für Kinder werden würde, haben die frühen Päpste so auch nicht vermutet. Wenn der Name dann noch auf eine fängige Hechtfliege übertragen wird, ist man am Wasser geradezu theologisch unterwegs. Nicht zu vergessen die vielen Steelheadmuster, die ebenfalls Purpur tragen. Als kleiner Junge hütete ich in meinem Schatz zwei stachelige Purpurschnecken aus Griechenland. Ein Mitbringsel meiner Tante Laske. Ich habe sie lange schon verloren, aber ihre Farbe blieb.

Ingo Karwath