Intruder – Ingo Karwaths Fliegenlexikon Nr. 6

Die ab 1965 im amerikanischen Fernsehen gezeigte Serie „Lost in Space“ und ein zu  Akkordeon-Klängen „Intruder Alert“ warnender Roboter gaben einem Fliegentyp den Namen, der nun die ganze Welt beschäftigt.

Intruder. Shank: 35 mm. Stinger Loop: Senyo’s Intruder Wire, 2,5 cm Schlaufe. Bindeseide: Veevus 10/0 weiß. Tag: Ovalgold. Butt: Chenille, gelb. Augen hinten: Dschungelhahn. Schwanz: Straußengras natur, Amherst-Fibern orange. Rippung: Kupferdraht. Körper: Flat Braid, gold. Körperhechel: Sattelhechel, orange. Hechel: Polarfuchshaar, orange, in einer Schlaufe, Straußengras natur in einer Schlaufe, 12 Amherst-Fibern orange in einer Schlaufe. Flügel: 2 Hecheln, rot, Mirror Flash. Augen vorn: Dumbbell Eyes. Kopf: Dubbing, purple.

Skanditruder. Shank: 35 mm. Stinger Loop: Senyo’s Intruder Wire, 2,5 cm Schlaufe. Bindeseide: Veevus 10/0 weiß. Tag: Ovalgold und Floss, orange. Schwanz: Polarfuchs, orange. Rippung: Ovalgold. Körper: Flatbraid, gold, Dubbing, orange. Hechel: Badger, orange. Flügel: 1. Schwinge Fuchshaar, braun, orange, Angelhair orange. 2. Schwinge Fuchshaar, dunkelbraun, schwarz, Angelhair peacock. Hechel: Hahn, schwarz. Wangen: Dschungelhahn.

Squidro. Shank: 35 mm. Stinger Loop: Senyo’s Intruder Wire, 2,5 cm Schlaufe. Bindeseide: Veevus 10/0 weiß. Butt: Ice Dub, purple. Hintere Hechel: Flex Floss, weiß, Polarfuchs blau, Flashabou, blau. Körper: Flatbraid, silber, Dubbing, purple. Vordere Hechel: Flex Floss, blau, Polarfuchs blau, Flashabou, blau. Augen: Dumbbell. Kopf: Ice Dub, purple.

Dann wollen wir mal die Luft ablassen. „Intruder“ sind im Tandem gebundene Schleppfliegen, an denen man den vorderen Hakenbogen abkneift. Ich belege das mit „Fly Fishing for Pacific Salmon“, von  Ferguson, Johnson und Trotter, veröffentlicht 1985. Die Fliegen auf der ersten und zweiten Tafel haben eindeutig „Intruder“-Gene. Das, könnte man meinen, ist auch schon alles. Und das ist es auch, aber ein paar Details wären doch zu nennen. In einem meiner Lieblingsbücher über Steelhead, in „Lee Richardsons BC“, wird der Skagit River auf drei Seiten mehr so nebenbei erwähnt. Dass dieser Fluss mal einen weltberühmten Wurfstil und eine ebensolche Fliege hervorbringen würde, stand damals noch in den Sternen. Die ganze Luftkalligrafie der Skagitwürfe, oft nicht minder lustig als ihre Namen, bei „Perry Poke“ muss ja wirklich jeder an einen Proktologen denken, gehört zum „Intruder“ wie Speck zu Bohnen. Die Entwicklung bekam einen besonderen Schub mit der 100 Fuß langen Rio „beer can“ Schnur und den Großspulen T12 und T14. Damit ließen sich Schußköpfe spleißen, mit denen man die bis zu 25 cm langen „Intruder“ überhaupt werfen konnte. Schnur und Fliege entwickelten sich gemeinsam. Inzwischen ist alles Mainstream, aber in den 90igern hielt der Intruder-Clan die Dinge unter Verschluss. Ed Ward, Jerry French und Scott Howell waren der Anfang. Im Sommer 1993 entwickelten sie am Alagnak River den „Intruder Nr. 1“. Das Urmuster.

Fifth Element. Shank: 35 mm. Stinger Loop: Senyo’s Intruder Wire, 2,5 cm Schlaufe. Bindeseide: Veevus 10/0 weiß. Gewicht: Bleiaugen hinten. Butt: Ice Dub, stahlblau. Körper: Flatbraid, pearl. Flügel: Polarfuchs, blau, Mirage Flashabou, pearl, Polarfuchs, purpur, Angel Hair, purpur. Hechel: Laser Dub, purpur, Goldfasan, Schwanzfederfibern, Fasan, Körperfeder, schwarz gefärbt, Flashabou, purpur. Wangen: Dschungelhahn.

Hoh Bo Spey. Shank: 35 mm. Stinger Loop: Senyo’s Intruder Wire, 2,5 cm Schlaufe. Bindeseide: Veevus 10/0 weiß. Butt: Ice Dub, rot. Rippung: Ovalsilber. Körperhechel: Perlhuhn. Hechel: Marabou, schwarz, Marabou, rot, Amherst-Fibern, rot, Krinkle Mirror Flash. Wangen: Dschungelhahn.

Deuce Wigalo Blue. Shank: 25 mm. Stinger Loop: Senyo’s Intruder Wire, 2,5 cm Schlaufe. Bindeseide: Veevus 10/0 weiß. Tag: Krystal Flash, chartreuse. Hintere Hechel: Grizzly, chartreuse. Schwanz: Kaninchenstreifen, blau, 4 cm. Legs: Flex-Floss, blau, 8 bis 10. Flash: Holografic, blau. Körper: Ice Dub, blau. Hechel: Schlappen, blau. Kopf: Dumbbell Augen, Ice Dub, blau. Dingleberry: 5 mm Perle.

Im Prinzip ist ein old school „Intruder“ eine langer Haken, dem man hinten eine kleine Nylonöse aufbindet. Dann wird eine dreiteilige Fliege gebunden, mit einem hinteren und vorderen Materialkranz, die je nach Material strömungsaktiv konstruiert wird. Die Konstruktion ist das Leitmotiv, nicht das Material! Der Haken wird abgekniffen, das Hinterende gefeilt, man führt das Vorfach durch das up eye, durch die Nylonschlaufe, knotet einen Haken in eine Schlaufe und mit einem Stück Isolierung von einem doppeladrigen Antennenkabel befestigt man dann die Hakenschlaufe am Draht. Das Vorfach verläuft also oben durch die und über der Fliege. Das hat der Markt weniger gut angenommen, und die feste Schlaufe hat sich als Methode etabliert. Die Oldtimer fischen immer noch old school! Einen alten „Intruder“ einen klassischen „Intruder“ zu nennen ist vielleicht etwas gewagt, denn es ist ja eine durch und durch unklassische Fliege. Aber will man das wahre und echte Grundprinzip einhalten, muss man dreiteilig binden, mit einem erkennbaren Mittelkörper. Der vordere und hintere Hechelkranz werden mit einem Aufsteller gestützt, den man stets zuerst einbinden muss. Das kann eine Dubbingkugel sein, auch „butt“ genannt, oder aber eine steife Hechel, Hirschhaar oder Fuchs. Der Aufsteller stellt dann das weichere und strömungsaktive Material auf. Wenn man von hinten auf einen „Intruder“ schaut, wird man an eine Krake erinnert. Die Straußen- oder Rhea- oder Amherstfibern schlängeln sich einem Alien gleich durch das Wasser. Der Name entstand, als Ed Ward am Alagnak ein Muster testete und beim Anblick der letztlich erfolgreichen Variante sagte Jerry French: „Intruder Alert!“. So kam die Fliege zu ihrem Namen.  Wie man sich denken kann erzeugt eine wild aussehende Fliege eine wilde Binderei, und aus den Anfängen entstanden jede Menge Variationen, die letztlich nur den „strung out hook“, den angehängten Haken Gr. 4 oder 2 gemein haben. Der eigentlich zu kleine und möglichst nicht zu lang angehängte Haken soll verhindern helfen, Fische tödlich zu haken. Die ganz frühen „Intruder“ hatten sehr große und 8X lange Streamerhaken und waren tödlich. Die Fische waren in jeder Hinsicht zu tief gehakt, tief im Maul, tief im Fleisch. Aus den wilden Anfängen entwickelte sich der „sweet spot“ der „Intruder“-Länge, und der liegt bei 35 bis 75 mm für den Shank. Auf kürzeren Shanks kann man die Dreiteiligkeit nicht realisieren. 

Dirk Wiggler Olive. Shank: 25 mm. Stinger Loop: Senyo’s Intruder Wire, 2,5 cm Schlaufe. Bindeseide: Veevus 10/0 weiß. Butt: Ice Dub, oliv. Hintere Hechel: Big Patch Hechel, gelb, Flex Floss, oliv, Marabou, oliv. Vordere Hechel: Schlappen, schwarz. Augen: Dumbbell. Kopf: Ice Dub, schwarz

Moal. Shank: Tiemco 811S. Stinger Loop: TUF Line 45 lbs.. Haken: Gr. 2, Gamakatsu Octopus, rot. Hinterkörper: Kaninchen, cross cut, pink. Körper: Kaninchen, cross cut, schwarz. Kleber: Tear Mender. Bindeseide: Veevus 10/0 weiß. Flash: Mirage Flashabou. Hechel: Ice Dub, schwarz. Perle: Tungsten.

Fish Taco. Shank: 35 mm. Stinger Loop: Senyo’s Intruder Wire, 2,5 cm Schlaufe. Bindeseide: Veevus10/0 weiß und schwarz. Butt: Ice Dub, rot. Körper: Ice Dub, purpur. Rippung: Kupferdraht. Körperhechel: Sattelhechel, grizzly. Flügel: Straußengras, rundum, Flashabou, schwarz, rundum. Hechel: Perlhuhn.

Und aus dem Grundmuster entstanden Ableger, die man in der Bindeweise genug unterscheiden kann, um sie klassifizieren zu können. Ein „Skanditruder“ überträgt das bewährte Prinzip des aufgestapelten Fuchshaares auf die Shank-Kontruktion, sieht damit letztlich aus wie eine Tube, kann aber mit großen Augen deutlich viel schwerer gebunden werden und gibt dem in Norwegen fischenden Amerikaner ein solides Heimatgefühl.  Ein „Squidro“ wiederum ist ein „Intruder“ mit Gummibeinen, bei dem das dreiteilige Prinzip zwar gewahrt wird, aber statt Rhea oder Strauß wedeln preiswerte Gummibeine in der Strömung. Eine sehr fängige Fliege, aber mit deutlichem Gummi-Mack Einschlag. Für Fliegenfischer: Das sind diese bunten Dorschwürmer über dem Pilker!. Na, und eine „Moal“, Mother of all Leeches, ein Puschelintruder, verwirft alle diese Stile und ist im Prinzip ein Borstenwurm für Steelhead. In Schweden und Dänemark ist das Bindeprinzip lange bekannt, aber jetzt wurde es in den USA neu entdeckt und belebt. „Moals“ fangen fast noch besser als „Intruder“, können aber eine Pest  im Wurf sein.. Dazu kommt die große Gruppe der halben „Intruder“, denen die Dreiteiligkeit fehlt. Sie werden auf einem kurzen Shank, 15 mm bis 35 mm gebunden, und haben nur einen Hechelkranz. Die „Hoh Bo Spey“ ist so ein halber „Intruder“, und im Moment eine der höchst gehandelten Fliegen der Szene. Der „Dirk Wiggler“ wäre ein weiteres Beispiel. Wenn Sie das ohne den Zusatz „steelhead fly“ bei google eingeben, kommen Infos über den Pornostar Dirk Diggler. „Intruder“ sind junge Fliegen, von jungen Guides, und deren Humor führt dann eben zu Namen wie „Fish Taco“, „Dirk Wiggler“ oder „Fur Burger“. Das soll aber niemanden abhalten sie zu binden und zu fischen. Man muss sich in den Stil hineinfinden, und eine Fliege kann leicht mal eine halbe Stunde Bindezeit erfordern. Im Moment ist das alles so ungeordnet wie die Pflanzen und Tiere vor Linné, die Lachsfliegen vor Kelson, die Gene vor Beadle und Tatum. Aber es wird einer kommen und den Laden ordnen. Bis dahin machen wir es wie im Weinseminar: Das ist ein Minisquidro mit Taco-Einschlag und leichtem Skandtiruder Abgang. Sehr interessant! 

Fur Burger. Shank: 25 mm. Stinger Loop: Senyo’s Intruder Wire, 2,5 cm Schlaufe. Bindeseide: Veevus 10/0 weiß. Butt: Laser Dub, blau. Hintere Hechel: Sattelhechel, blau, Straußengras, schwarz je 10 Fibern seitlich. Körper: Flatbraid, blau. Flügel: Polarfuchs, schwarz unter blau, Straußengras, blau, Angelhair, blau. Hechel: Perlhuhn, blau.

Foxy Dog Intruder. Shank: 35 mm. Stinger Loop: Senyo’s Intruder Wire, 2,5 cm Schlaufe. Bindeseide: Veevus 10/0 rot. Butt: Ice Dub, stahlblau. Hintere Hechel: Perlhuhn. Hinterer Flügel: Polarfuchs, schwarz, Flashabou blau, Goldfasan, Körperfeder, schwarz gefärbt. Körper: Flatbraid, silber. Front Butt: Ice Dub, stahlblau. Vorderer Flügel: Polarfuchs, schwarz, Flashabou blau, Goldfasan, Körperfeder, schwarz gefärbt. Vordere Hechel: Perlhuhn.

Minitruder. Shank: 15 mm. Stinger Loop: Senyo’s Intruder Wire, 1,5 cm Schlaufe. Haken: Gamakatsu Octopus Gr. 6. Bindeseide: Veevus 10/0 weiß. Hintere Hechel: Polarfuchs, rot, Schlappen, rot, Flashabou, pearl. Körper: Ovalsilber. Vordere Hechel: Polarfuchs, schwarz, Schlappen, schwarz, Flashabou, pearl. Augen: Dumbbell. Kopf: Ice Dub, schwarz.

Ingo Karwath