Junge Kollegen 5 – Meerforellenfliegen frisch aus dem Bindestock

Frisch bezieht sich vor allem auf mich. 2023 wird mein erstes Jahr mit mit dem „Samsø Killer“.

Ein Stück 60er Nylon in den Bindestock einspannen und braunes Fuchshaar und zwei Fäden braunes Krystal Flash einbinden. Das Ganze wie eine Fliege mit einem Kopfknoten beenden und schön lackieren. Dann dem Haken aufbinden.

Der „Samsø Killer“ tauchte 2008 in der Öffentlichkeit auf und erzeugte spontan großes Interesse. Bei mir eher nicht, und bis zu diesem hier habe ich noch nie einen gebunden. Mein Fehler, ich ahne es. Es ist interessant zu sehen, wie sich die Bindeweise im Laufe der Jahre veränderte. Ausgangspunkt aller buggerähnlichen Fliegen ist natürlich der „Woolly Bugger“ himself, und da sich Marabou beim brutalen Werfen mit dicken Knüppeln, auch ohne jemals Fischzähne gespürt zu haben, flott verabschiedet, entstanden an den Flüssen im Gebiet der Großen Seen sogenannte „Steelhead Bugger“ mit Fuchsschwanz. Der schon erwähnte „Woolly Wife“ ist einer davon. Diese Idee an die Ostsee zu tragen lag nicht auf der Hand, datiert noch auf die letzten Jahre des vergangenen Jahrtausends, siehe Thomas Vinge, und setzte sich so überhaupt nicht durch. Das muss Bernd Ziesche bei der Erfindung des „Samsø Killer“ nicht angefochten haben, und er veränderte drei Dinge. Der notorisch eintailende Schwanz erhielt ein Röckchen, dem Hakenschenkel spendierte er ein mittiges Kielauge, und der Vorderschaft des Hakens bekam so viel Blei wie eine Kölner Lötzinnnymphe. Ich übertreibe. Der Erfinder selbst hat in der Diskussion aber präzisiert, meist bei 0,6 bis 0,9 Gramm zu liegen. Also, wiegen und binden gehören hier zusammen. 2014 oder 2015 ergab es sich, dass die Idee mit der Monoverlängerung auftauchte. Der lange Fuchsschwanz wird auf eine Monoverlängerung gebunden und mit etwa 10 mm Abstand hinter den Haken gebunden. Die Verbindungsbrücke wird dann mit Haar abgedeckt. Das verhindert das Eintailen noch besser als das Röckchen und setzte sich durch. Was mich nun in die Gänge brachte das Muster zu binden ist natürlich der Contenthunger des „FliegenBinder“, und ich bin hier der Einkäufer, Küchenjunge, Koch, Gast und Kritiker in einer Person. Mir wurde auch vorgehalten deutsche Fliegen zu ignorieren. Also, die Fliege ist wahrlich kompliziert genug um mich zu locken. Vom Typ her bin ich aber eher der langsame Fischer mit kleinen Fliegen. Ich mag die Schweber und Drifter. Und ich müsste, wollte ich ernstlich zum „Samsø Killer“ wechseln, meine „Woolly Wifes“ mit dem Gäddsara Trick aufgeben. Da bekommt der Schwanz so eine Art Hallermannsche Halskrause aus Mylar an den Ansatz. Aber, mal ganz ehrlich, ich bin auf dem Weg ins Samsø Lager zu wechseln. Der Trick mit dem Nylon ist genial und erzeugt eine völlig hängerfreie Fliege. Der Schwanz tailt nicht ein. Grundhänger sind weiterhin problemlos möglich. Im Vergleich zu allen anderen länglich braunen Fliegen muss man dem „Samsø Killer“ zusprechen, besonders mager und schütter zu sein. Das ist sein Vorteil, und man sollte sich da schon an die Absichten des Erfinders halten. Ich habe bei First Cast und Bernd Ziesche angefragt, ob der „Samsø Killer“ auf Samsø, für Samsø oder eher so allgemein entstand und keine Antwort bekommen. Die Fliegenfischerschule First Cast bietet auch keine Termine für 2023 an. Es sei denn dort auf Social Media wo ich nicht bin, sprich Face und Insta. Ich hoffe da ist alles in Ordnung und wünsche alles Gute. Wenn noch Informationen hier ankommen, reiche ich sie selbstverständlich nach. 

Das Nylon mit Fuchshaar abdecken. Dem 4er oder 6er Haken mittig ein schwarzes Dumbbell unterbinden und die vordere Hälfte doppelt mit Blei bewickeln. Das Bleipäckchen schön lackieren oder verkleben. 

Hinten ein Stückchen Kupferdraht einlegen, einen brauen Körper dubben, vorn eine braune Hechel befestigen, nach hinten winden, gegenrippen, abschließen. Wiegt 1,2 Gramm.

Ingo Karwath