Wuff, wuff!

Ist es in der EU eigentlich legal Tierhaare ohne korrekte Auszeichnung zu verkaufen? Oder kann man das abmahnen.

Hätten Sie einen Moment Zeit für mich, bitte? Dann holen sie doch mal Ihre Lachsdosen aus der Weste, Tasche oder Kiste hervor und halten eine für einen stillen Moment an Ihr Ohr? Kann man ein leises Bellen hören?

Das könnte nämlich daran liegen, dass Sie Fliegen mit Hundehaar gebunden haben. Und das soll jetzt auch gar kein Vorwurf sein, sondern ein Aufruf. Uns ist doch allen klar dass in Asien Hunde gegessen werden und dass aus dieser Ecke schöne Felle in den Handel kommen. Die werden von hier nach da geschickt, gefärbt, in Streifen geschnitten und zu Jacken vernäht, die dann mit Fantasienamen in die Läden kommen. Kojote, Schakal, Goldschakal, you name it. Der weltweite Bindehandel ist mit dem weltweiten Pelzhandel vernetzt, oder sollte man sagen vernerzt, und natürlich landen Felle von dubioser Herkunft auf unseren Bindetischen. Wir sind nur ganz kleine Lichter in dieser Sache, Verbraucher im Promillebereich, aber möchten Sie mit ermordeten Hunden oder gequälten Füchsen angeln gehen. Ich möchte das nicht.

Ich bin doch so schon bei jedem Grenzübertritt ein Illegaler, weil ich für meine Jungle Cock Fliegen kein Zertifikat habe. Man hat sie mir als legal verkauft, aber eine Bestätigung auf Papier hat man vergessen beizulegen. Die letzten drei Bälge bekam ich aus England. Die augenfällige Augenfeder könnte offensichtlicher nicht sein, jeder Zöllner könnte sie erkennen lernen, aber was habe ich denn sonst noch in den Dosen. Amsel zum Beispiel, von unserer Nachbarskatze erlegt und im Garten hinterlassen. Mit ganz schlechtem Gewissen habe ich ein paar Skuesnymphen damit gebunden. Ich bewerte das als Grauzone.

Ähnlich wie bei Lachsforelle, alias Zuchtregenbogenforelle, oder Karbonadenfisch, alias Dornhai und Steinbeißer, hat sich der Bindehandel Fantasienamen ausgedacht, die für nichts weiter gut sind als fetten Nebel. Nehmen wir Templedog. Der Name entstand, weil Hakan Norling sein Bindematerial in einem Hotel vergessen hatte und auf die Frage, um was es sich denn handelt, Templedog antwortete. Seither ranken sich Gerüchte um dieses Haar und keiner will die Antwort hören. Wuff!

Oder Artic Runner. Können Sie sich noch an den Ikea Skandal mit den Fleischklößchen erinnern? Alle mögen Köttbullar, nur Paula nicht, die mag kein Pony. In Island kommt das Pferd erst in die Wurst, dann in den Bindehandel. Das muss man mögen, zumal wenn die Tochter reitet. Hü, mein Alter!

Vergleichsweise neu ist die Begeisterung für Nayat, einer auf Island für die Zucht eingeführten Ziege aus dem Himalaja. Wieder jede Menge Nebel, und keiner sagt Ziege. Die 6,90 Euro, die wir für ein kleines Bündel Haar bezahlen, reichen vor Ort vermutlich für eine halbe Ziege.

Ich möchte nicht binden mit gequälten Füchsen und Waschbären, mit ermordeten Hunden und Bären, und nicht mit irgendeinem Material, das mit einem Fantasiennamen auf der Tüte zu mir kommt. Ich will deshalb auch nicht gleich auf die Barrikaden und auf Andersdenkende schießen, ich verlange eine schlichte Sache. Ich hätte gern, dass der Handel sich auf eine freiwillige Auszeichungsverpflichtung festlegt. Was ist da in der Tüte? Wo kommt es her? Wurde es gejagt oder gezüchtet?

Also: Waschbär. Finnland. Pelztierfarm. Oder: Waschbär. Kanada. Jagd. Und: Hund. China. Hinterhofkäfig.

Das kann doch nicht zu viel verlangt sein. Wo leben wir denn. Ich gebe doch nicht 1200 Euro für eine Lachsrute bei einem Händler aus der mir solche Dinge in die Dose lügt. Wo bleibt denn da mein Karma wenn ich unter Gottes Himmel am Fluss stehe. Kennen Sie einen Grünen Politiker? Geben Sie ihm eine Kopie hiervon. Danke.

Ingo Karwath