Cliff Watts „Kilowatt“

„You know what, Ingo,“ sagte Eric, „du bist ein old boy. Du denkst immer noch eine Fliegenschnur ist zum Fliegenwerfen. Aber das war gestern. Heute ist sie dazu da eine Sinktip zu werfen, und die Fliege hängt dann da dran rum!“

Der Jig 90 ist ein scharfer, starker und sehr hochwertiger Haken. Den müssen die Gummifischer mit uns teilen.

Da war sie, die Erkenntnis, auf die ich so lange gehofft hatte. Mit diesem einen Satz begann ich Skagit zu kapieren. Klarer konnte man es nicht erklärt bekommen. An meiner 5/5 T11 baumelte an kaum einem Meter 18lbs. Maxima eine „Kilowatt“, und im Verlaufe der Zeit war mir klar geworden, dass diese ganze Luftkalligrafie mit der Schnur ein grober Unfug ist. Einfach den Kopf mit einem sanften Single Spey in Position bringen, und mit einem zweiten touch-and-go fliegen lassen. Das kann ich auf beiden Schultern gleich gut, oder gleich schlecht, wie auch immer, und die ganzen Ballettübungen von Perry Poke, Circle C, Snap T und Snake Roll waren Vergangenheit.

Es lohnt sich, wenn man Haken und Augen vorbereitet, dann geht das Binden flott von der Hand.

Praktisch gestaltet sich Skagit-Fischen so, dass man einen Pool mit z.B. 5/5 T11 anfischt und eine leichte Fliege nimmt, dann eine schwere, und zum Schluss wieder eine leichte. Das kann je nach Wassermenge und Strömung variieren. T11 bedeutet ein Fuß dieser Spitze wiegt 11 Grain. T14 und T18 entsprechend mehr. Die Guides haben verschiedene Ansätze. Der Eine lässt uns die Spitze mehrfach wechseln, der Andere rät zu einer mittleren Spitze und Fliegenwechsel, ein Dritter mag 10 Fuß Maxima in 30 lbs. und verschieden schwere Fliegen.

Das schwarze Marabou enthält ein kleines Highlight Flashabou.

Eine Fliege, welche die Guides immer wieder anfordern, ist die „Kilowatt“. Ein sehr ähnliches Guidemuster läuft unter „Christmas Tree“, oder einfach ‚give me something kilowattish‘! Zum Glück hat sich das Internet schon auf diese Fliege eingeschossen, und ich hatte sie in einem Artikel bei BC Outdoors gefunden, Januar 2018. Man muss bei einem Foto manchmal gar nicht lange überlegen. Die ist es, dachte ich, und machte mich auf Haken zu erproben.

Das Chenille sehr fest und in ein Lackbett wickeln.

Einmal fündig geworden begann ich mit dem Muster zu spielen, und addierte einen kleinen privaten Touch. Ich binde die Augen mit weißer Bindeseide ein, gebe Zap-a-Gap auf die Wicklungen und gehe dann mit Silber von Traun River Products darüber. Ist die ganze Chose trocken, mixe ich eine kleine Portion 5-Minuten-Epoxy und überziehe den Kopf. Das ist mir dann kompliziert genug, und man kann es der fertigen Fliege nicht ansehen.

Der Flügel wurde aus drei blauen Varianten von Flashabou gemischt. Schon jetzt erkennt man das Potential der Fliege.

Die Guides haben aber die Angewohnheit, alle aufgebogenen Fliegen von Klienten zu kassieren, um sie vorn in der Wathosentasche zu verwahren. Sowohl die Augen als auch der Flügel sind prima wiederverwendbar. Darum dauerte es keine Woche, bis sie mir auf die Schliche gekommen waren. Made in Germany machte einen deutlichen Ruck nach vorn und meine sämtlichen Dosen wurden sorgfältig kontrolliert. Fliegennamen scheinen für die jungen Leute keine Bedeutung mehr zu haben. Statt „Coal Car“ und „Freight Train“ zu kennen sind diese und ähnliche Muster einfach „classics“. Bekannte moderne Muster sind „modern classics“, und auch hier sind Namen, Muster, Geschichten und Erfinder wie Schall und Rauch. „Weißt du, Ingo,“ meinte Eric, „Fliegen sind wie Munition. Man muss doch nicht von jeder Patrone den Namen kennen!“

Der beste Knoten für diese Fliege ist der „non-slip-mono-knot“, oder wie wir sagen, die Rapala-Schlaufe.

Ein schönes Argument. Aber nicht mein Weg. Für mich ist es ein Teil der Freude, die Details zu wissen, mich zu erinnern, einem alten Bindekollegen die Ehre zu erweisen und in einer Tradition zu stehen. Mir ist es eher egal, welchen Namen Rute, Rolle und Schnur haben. Ich kann sowieso mit den meisten Sachen irgendwie schmeißen. Darum, wenn Sie eine „Kilowatt“ binden und fischen, die ist von Cliff Watts, einem pensionierten Notfallmediziner, Sie wissen schon, Emergency Room, und er war die Grundhänger am Skeena leid und entwickelte diese Fliege. Es war das erste Muster auf Jighaken im Umpqua Angebot. Kann doch nicht zu viel verlangt sein sich das zu merken. IK

Das Rezept für die „Kilowatt“:

  • Haken: Jighaken Gr. 4 bis 3/0
  • Bindeseide: schwarz
  • Augen: Dumbbell
  • Schwanz: Marabou, schwarz
  • Körper: Estaz, schwarz
  • Flügel: Flashabou, metallicblau
  • Hechel: Schlappen, schwarz

Mein Rezept geht so:

  1. Der ideale Haken für „Kilowatts“ ist der Gamakatsu Jig 90 RB HW NS. Vertreiber ist SPRO. Meine Quelle ist der-angelplatz.de.
  2. Die Augen zunächst anwinden, mit Zap-a-Gap verkleben, mit Spectraflash Tinsel überwinden und mit 5-Minuten-Epoxy versiegeln.
  3. Das Original hat einen schlichten Marabouschwanz. Ich binde gern noch etwas Flashabou mit dazu, so als kleinen Akzent.
  4. Der Körper ist aus irgendeinem Sparkle-Chenille. Markentreue muss nicht sein. Das Original möchte Estaz verwendet wissen. Die beiden kleinen Durchmesser passen, 30 mm ist etwas viel.
  5. Der Flügel ist reinstes Flashabou. Schön fest einbinden, denn Haltbarkeit ist das höchste Gebot, je ferner der nächste Fly Shop ist.
  6. Vor den Flügel eine Hechel setzen, dann fix und fertig mit einem Whip Finish abschließen.
  7. Den Faden nicht abschneiden, sondern nun einen Dubbingkragen aus IceDub wickeln, 3 bis 5 Whips hineinwinden, Faden abschneiden und Lack einsickern lassen.
  8. Nun ein Wort der Wahrheit. Je nach Gewässer verliert man 5 bis 10 „Kilowatts“ pro Tag. Rechnen Sie also 60 Stück für eine volle Woche Guidung auf Steelhead. Meine Muster, siehe Dosenkiebitz auf diesen Seiten, sind sämtlich verloren gegangen.