Könnte auch Made in Texas draufstehen, oder? Das Leder ist mit Sattelfarbe gefärbt, an den Kanten berieben und mit Nillfett imprägniert.
Die ersten Ruten, mit denen ich in der Ostsee auf Meerforelle und Hecht gefischt habe, waren eine „Richard Walker Superlite“ und eine „Fenwick FF 910“. Meine Rollen waren schon etwas spezieller, und ich hatte eine FinNor DD 2, eine DD 4 und eine Mörner. Aber unser Tackle war damals lange nicht so hoch entwickelt wie es heute ist, und auch in Amerika fuhr die Szene erst langsam hoch. Einige Bone- und Tarponfischer hatten ein Lederholster mit Zange am Gürtel, aber so etwas gab es damals noch nicht im Handel. Im Gegensatz zum waffenentwöhnten Europa waren und sind Gun Shops und auch Holstermaker in den USA so verbreitet wie es bei uns der „Seifenplatz“ war. Es war also überhaupt kein Problem, sich ein Zangenholster nähen zu lassen. Die ersten Exemplare, die man im „Fly Fisherman“ auf Bildern sehen konnte, waren sicher Custom Made. Das sah schwer nach „must have“ aus. Bei uns gab es weder coole Zangen noch Holster, und meine erste Zange, die ich aus sentimentalen Gründen heute noch benutze, war darum aus dem Baumarkt. Die roten Griffe ließen sich abziehen, und nach dem Tuning sah die Zange schon wesentlich besser aus. Ich nähte mir zunächst ein Holster aus Lederstreifen, dann eines aus Turnleder, und habe nun über vierzig Jahre mit eben der Zange gefischt. Ihr erster Ausflug war in den Schärengarten mit Frank, Bertil und Walter. Meine Fähigkeiten Leder zu verarbeiten haben sich aber so gebessert, dass ich nun doch mal ein neues Holster haben wollte. Leder rechnet sich in den USA in Unzen, und eine Unze bedeutet in etwa 0,4 mm Lederstärke. Ein 5-Unzen-Leder ist also 2 mm dick. So zwei bis drei Millimeter ist die richtige Stärke für ein Holster. Man macht sich zunächst passend zur Zange ein Schnittmuster aus Papier oder dünner Graupappe und probiert wie es geworden ist. Also ruhig mal um die Zange biegen und schauen ob man genug Spiel hat und Platz für die Nahtzugabe. Wenn die Arbeit fertig ist, das Holster lauwarm einweichen und die Zange drin lassen, bis es trocken ist. Dann fetten. Beim Design kann man auch mal kreativ sein, und ich habe mich für eine Form entschieden, die an ein Revolverholster erinnert. Wer schon etwas fortgeschrittener ist kann das Leder auch punzieren, dann sieht es später richtig teuer aus. Wer nicht selber Hand anlegen möchte, geht zum Sattler seines Vertrauens, zeigt ihm im Internet diese Seite und sagt: Will haben! Unter zwei Stunden kriegt aber auch der Profi das nicht genäht und 60 Euro die Stunde plus Material muss man wohl erwarten. Aber ein bespoke Zangenholster hat nun wahrlich nicht jeder.
Die Hinterseite ist als Lasche umgebogen und mit zwei Kupfernieten befestigt. Ich vermute das wird länger halten als mein Bewegungsapparat.
Ingo Karwath