Die Ismopuppan

Balsa ist ehrlicher als Foam. Darum ist das eine Fliege. Punkt!

Bei mir im Auto dudelte dieser Tage die Jazz-CD von Jeff Goldblum, die wegen ihrer Stimmung und Musik selbst bei Regenwetter für gute Laune sorgt. Möchte ich zusätzlich ans Fliegenfischen denken, lege ich an solchen Tagen gern auch „Jazz & Flyfishing“ ein und höre den nordischen Klängen von „Slow Walking Water“ zu. Die hilft bei richtiger Sehnsucht noch besser als „A River Runs Through It“. Ich bin ein Fan von Havard Stubo, Joona Toivanen, Tapani Toivanen und Frederik Hamra. Ich gönne ihnen den Sommer 2009 von ganzem Herzen, und wie sie damals schon ahnten, kommen Familie, Kind und Karriere nach so einer Zeit. Natürlich habe ich auch die DVD von „Jazz & Flyfishing“ und verfolge ein wenig ihr Tun. Wenn Sie im Internet suchen, finden Sie ein paar wunderbare Videos von Rolf Nylinder, Titel „Mosquitos & Mayflies“, epische Angelausflüge mit Havard Stubo. Ein Genuss für jeden Nordfahrer. In diesen Videos verborgen finden Sie den Fliegentip „Ismopuppan“, und obwohl diese Fliege schon seit Anfang der 2000er Jahre im Internet steht, wird sie gerade dieser Tage in Schweden gehypt. Das ist doch Grund genug sie mal vorzustellen. Sie ist in der Wirkung eine Wiedergeburt der „Korknymphe“ von Jules Rindlisbacher mit modernen Mitteln. 

Die berühmte „Korknymphe“, hier ein Nachbau, soll eine Sedge imitieren, geht aber auch als Maifliegennymphe durch. Sie hat zwei Hinterbeine, einen Schnittthorax, eine Rebhuhnhechel und einen Pfauengraskopf. Typisch auch die schwarze Malerei, die wir dann in der „Ismopuppan“ wieder finden.

Erfunden wurde sie „Ismopuppan“ von Ismo Hyvärinen aus Kiruna, und Form und Farbe verblüffen, sieht man sie das erste Mal. Und sicher nicht jedermann Sache, denn es ist eine Bastelarbeit mit einigem Gestaltungsniveau. Sag‘ ich mal so. Sollte es Ihnen gelingen, in der Kosmetikausrüstung Ihrer Frau ein Scholl Nagel Care System zu finden, sind Sie schon ganz weit vorn. Davon später mehr. Zunächst mal benötigt man Balsastäbe in 4 mal 4 oder 5 mal 5 Millimeter. Dazu einen Cutter und Rasierklingen, Epoxykleber, Acrylfarben, 14ner und 12er Nymphenhaken, einen alten Pinsel, ein paar neue Minipinsel und Envirotex, ein kleines Gebinde. Sie ahnen schon, zwei Dutzend „Ismos“ und die Abende einer Woche sind um. Folgen wir mal den Bildern.

„Ismos“ macht man am besten im Dutzend.

Schneiden Sie ein 15 mm Stück Balsa ab und schrägen es dabei vorn an. Dann schneidet man in die Unterseite, das ist die mit dem stumpfen Winkel, sozusagen die kürzere, eine Kerbe. Jetzt klebt man den Haken ein, denn noch kann man die Stückchen wie einen Käfer auf den Rücken legen.

„Ismos“ im Rohbauzustand.
Geschollte „Ismos“, Schleifer siehe rechts.

Nun schnitzt man die Oberseite so zu, dass das Balsastück an einem Ende wie ein elegantes Bootsheck aussieht. Danach kommt der Nagelpolierer zum Einsatz und man beschleift seine Arbeit. Mit höchster Vorsicht gibt man dem Unterkörper vorn von beiden Seiten ein Kajakprofil, so eine Art Bug, der in die Vorderschräge übergeht. Hinten zieht man das Heck etwas hoch.

Gelb macht den Anfang.
Man ahnt schon wie fängig die werden.

Noch einmal mit dem Nagelpolierer schleifen und gelb grundieren. Wie gewünscht Farbe auftragen. Oben dunkelgrün, hinten gelborange, vorn senf, seitlich schwarz. 

Eine entomologische Armada.
Ziemlich teuer, aber das beste Finish.
Eine Schicht sollte genügen.

Eine kleine Portion Envirotext light anmischen und die „Ismos“ versiegeln. Bitte nach Vorschrift anmischen, auf Alufolie gießen, 15 Minuten warten, dann mit einem Zahnstocher auftragen.

Das Original hat vier Beine, ich mag sechs.

Für die Beine nimmt man Pinselborsten. Ich verwende Pferdehaar. Den Kopfknoten hübsch lackieren.

Die „Ismo“ schwimmt wo alles andere sinkt. Man sollte sie zupfen, denn eine Köcherfliege schwimmt ja genau so. Und, wollen Sie sich so viel Arbeit machen? Wie gesagt, in Schweden gerade der Hype, bei uns noch nicht. Stramme Trockenfischer mögen die „Ismo“ nicht und nennen sie „Rapala“. Es besteht für Verwender die Gefahr, von einem Puristen mit der Post ein Päckchen mit Hundekacke zu bekommen. Ich bin da etwas offener. Wer sie selber ‚bindet‘, der soll sie auch benutzen dürfen. Rolf Nylinder hat ein Lied dazu geschieben, und das geht so:

Well, it’s floating but it‘s not quite dry – There’s no feathers it‘s no ordinary fly – it’s not dead drifting so I saw you strip it in – Frederic Halford would have seen it as a sin – A cloud of caddis in the sky  – But I won‘t use that fly – A cloud of caddis in the sky  – I won‘t use that fly – The water‘s fast even „Humpys“ drown – I’m walking upstream, you are running down – Now I think you‘ve caught 18 trouts – Unwillingly I change my mind – Caddis puppa drifting by – Maybe I should try it – Caddis puppa drifting by – Can I borrow your fly?

(Songtext mit freundlicher Genehmigung von Rolf Nylinder)

Ingo Karwath