Junge Kollegen 6 – Meerforellenfliegen frisch aus dem Bindestock

Die „Svævefluer“ von Jens Staal für den Glückstag, an dem man mitten im Fisch steht. 

Einen Haken der Größe 8 bis 12 mit einem Fundament bewickeln und hinten 2 Fäden Supreme Hair hell, 2 Fibern Gummi schwarz-grau und ein kleines Büschel schwarzes Dubbing einbinden. Möglich sind auch zwei kleine Nylonaugen, aber die Dinger kommen bei mir ja nicht vor.

Der Wind und die Wellen, aber auch die Wolken und die Nacht verdecken nicht selten, was wir gar nicht wissen möchten. Dass nämlich Fische an unserem Platz waren und wir sie nicht gefangen haben. Bei einem Tag am Strand kann es ja vorkommen, dass man etliche Eiderenten, eine paar Gänsesäger, Schweinswale und einen dicken Aal sieht, hinter sich am Ufer zwei Füchse, einen Sprung Rehe und noch einen Iltis. Alle diese Tiere sind an sich seltener als die Meerforelle, und sie zu sehen schafft die nagende Gewissheit, dass da auch Forellen sein müssen. Müssten. Irgendwo da draußen unter meiner Schnur. Nun ist es natürlich besser zu wissen, dass da überhaupt Fische sind, denn wissen zu wollen, was da unten unsichtbar vor uns schwimmt, ist wohl der älteste Anglerwunsch. Die Fischerei auf sichtbare Fische, so wie idealerweise im Kreidefluss, verwöhnt uns geradezu mit Informationen. An windstillen Tagen im Sommer, ganz besonders wenn man sich früh am Morgen aufgemacht hat, kann uns auch die Ostsee mal mehr Informationen geben als wir haben möchten. Wohin man schaut Meerforellen, meist nicht die ganz großen, aber doch ansehnlich und überall aktiv. Man sieht drehende Flanken unter Wasser, Rückenflossen, Schwanzspitzen, mal einen Platscher, mal einen Sprung – und fängt nichts. Einen 4er Muddler wird man in der Situation sicher nicht anknüpfen, aber auch die anderen beliebten Muster versagen der Reihe nach. Man ahnt leicht die richtige Richtung und wird bei den Fliegen kleiner und kleiner, Vorfach länger und dünner, und die Würfe kürzer, damit man die Fische nicht vertreibt. Ein speziell für solche Situationen entwickeltes Muster ist die „Swævefluer“ von Jens Staal. Man bindet sie unbeschwert und möglichst mager in den Größen 8 bis 12. Es ist eine gute Idee, eine 8er als Strecker und eine 12er als Springer zu fischen. Schnur natürlich Floating. Sogar ein Bissanzeiger ist denkbar, vom leisen Typ, vielleicht eine Neuseeländer. Einholen im klassischen Sinn muss man nicht, denn wenn eine leichte Strömung geht, bildet die Schnur einen schönen Bogen, der die Fliegen gleichsam schleppt. Diese Technik der schwebenden Fliege ist eine gute Möglichkeit, unfangbare Forellen doch noch zu verführen. Sie hat sich mit zwei „Gärtnern“ auch auf Meeräsche bewährt und kann im Herbst zum Einsatz kommen, wenn man den fahrigen Herbstforellen zwei rote Palmer anbietet.

Ein Stück Allesnäher einbinden und aus Dubbing einen kurzen Kopfbereich formen. Das Original verlangt nach SLF Prisma in hellgrau. Hier abgebildet ist eine Hausmischung aus SLF grau, einer Prise lila und etwas UV Dubbing. Eine Hennenhechel in grizzly einlegen, nach hinten winden, überfangen und gegenrippen.

Die Fliege mit einem Vorderkörper aus dem beschriebenen Dubbing beenden. Keinen sauberen Kopfknoten versuchen. Die Fliege mit einem Whip Finish abschließen, diesen lackieren und sofort mit einer 1 cm langen dünnen Dubbingnudel noch einmal abdecken und drei Whips einziehen.