Mein alter Kescher

Das Hardy’s Trout Fisher’s Net, fast schon eine Ikone.
Der Klappmechanismus funktioniert problemlos.
Sogar der Kunststoff lebt noch, hat sich aber am Alu festgeklammert.

Mein alter Forellenkescher, ein Hardy’s Trout Fisher’s Net aus den 70ern, ist schwer in die Jahre gekommen und fristet seit Jahren sein Leben als Erinnerungsstück. Eigentlich war er mal schwarz lackiert, aber als der Griff und der Stiel schon so richtig ramponiert waren, hatte ich den ganzen Lack mal abgeschliffen. Der Griff hatte sich längst zerlegt und ich benutzte das Netz unten offen. Bei Rollen nennt man das ja „spitfire finish“, und ich fand den blanken Stiel ziemlich cool, weil ein Freund einen noch älteren blanken Klappkescher von Hardy hatte. Es war wohl an der Hemsila vor 15 Jahren, als mir zuerst auffiel, dass ich keschertechnisch völlig veraltet war. Sowohl mein Cascade Watkescher als auch mein Hardynetz waren unzulässig, denn knotenlose Netze waren Vorschrift. Ich kaufte mir einen Holzkescher mit legalem Netz, vermutlich irgendwo in Fernost gefertigt, und ließ alle meine Kescheremotionen hinter mir zurück. Vier Kescher hatten mich bis dahin begleitet, mein Hardynetz, das Cascade, mein Atlas und ein ABU Netz. Ich pensionierte alle. Das ABU habe ich vor einiger Zeit mal vom Boden geholt und mit einem neuen Netz und Gummizug ausgestattet. Mit dem goldgelben Netz war es natürlich cooler. Daraus entstand die Idee, auch das alte Hardynetz mal aufzuhübschen. Mit einem Ersatznetz von McLean kein Problem. Die klassischen Hardynetze der Siebziger sind das Matchmaker, das Superlite, das Atlas und das Trout Fisher’s. Sie tauchen hin und wieder im Handel auf und kosten zwischen 100 und 200 Pfund. Der Tailer und das Gaff haben hingegen gar keinen Marktwert.

Mit heißem Wasser und Seife gibt er nach.
Viele, viele Fische waren in diesem Netz. Ich verabschiede es mit Wehmut, aber es gehört in die Tonne.
Ein neues Netz aufzuziehen ist eine schöne Aufgabe für Kinder. Man muss etwas tüfteln.
Das Griffende bekommt eine Gewindehülse 3/8 und eine Gummikappe.
Das wird an dänischen Auen wieder mein Lieblingskescher.

 Ingo Karwath