Motoroil Minnow

Die Hechtfliege des Monats ist für dieses Jahr eine neue Rubrik. Es ist Januar, bei uns der letzte Monat vor der Schonzeit.

In meinem Bindevorrat habe ich noch jede Menge facettierte Tungstenperlen von einem Format, wie man es in Europa eher nicht benötigt. Auf einem Hechthaken macht sich so ein Perle vortrefflich und sorgt dafür, dass der Streamer trotz seiner Fülle gleich absinkt.

Eine der beliebtesten Farben bei den Zanderfischern im norddeutschen Tiefland, vielleicht sogar die beliebteste überhaupt, ist „motoroil“. Wann immer man einen Jig-Kollegen am Wasser trifft, hat der in der Regel so einen Gummifisch am Haken. In letzter Zeit wird auch viel über die Köderfarbe „diesel“ gemunkelt, die sehr ähnlich, aber etwas dunkler ist. Ich fange wirklich nicht genug und vor allem nicht regelmäßig genug, um ein Zanderexperte zu sein, aber nicht nur bei den Hechten, auch bei den Zandern ist es wohl typisch, dass man sie relativ dicht am Schilf erwischt. Dort ist das Wasser kaum einen Meter tief, und vorsichtige Anfasser bekommt man eher nicht. Am Schilf gibt es positive, den Köder überschluckende Angriffe. Genau dort, wo man einen Hecht erwartet, greifen auch die Zander an.

Der Schwanz besteht aus „Big Fiber“ in orange, stumpf geschnitten, umschmeichelt von einem „Craft Fur“ Röckchen, ebenfalls in orange. Die Einbindestelle ist mit Silberlurex überwunden.

Trennt man sich gedanklich vor irgendwelchen eleganten Wurfweiten und Methoden, und kann sich mit der ZickZackFischerei anfreunden, dann ist an meinem Lieblingstief, so heißen hier die Flüsse, die Mitte nur dazu da den Streamer auf Tiefe zu bringen. Kommt er fünf Meter ans Ufer ran, beginnt die heiße Phase. Hier kommen die Bisse. Ich bin darum von meiner alten Methode, mit einer Lachsrute lange Swings zu fischen, zu einer neuen Methode gekommen mit der Einhandrute kurze Zickzacks zu fischen. Das entzieht mir zwar das schöne Lachstraining, ist aber effektiver. Ein Streamer, der sich für Hecht und vor allem Zander sehr bewährt hat, ist der „Motoroil Minnow“, der schlicht und einfach den gleichnamigen Gummifisch nachmachen solle.

Eine Portion Kunsthaar in „tan“ wird ausgezupft und oben, seitlich und unten verteilt und eingebunden. Eine paar breite Fibern Flashabou ergeben später einen inneren Glanz.

Schon das Nachbinden von Rapalas ist ja nicht die feine englische Art, aber Gummimischungen nachzubinden ist der Abgrund. Ja, nun, dann ist das eben so. Ich steh‘ ja auch nicht bei Houghton am Test, sondern im platten Land am Tief. Beide Gewässer verbindet jedoch, fällt mir gerade ein, eine Tasse Tee. Mein „Motoroil Streamer“ hat zwei Besonderheiten, auf die ich Wert lege. Da wäre die schwere Perle etwa einen Zentimeter hinter dem Hakenöhr. Damit bekommt man den fülligen Streamer runter und er zeigt moderates Jiggen. Und der gerade gestutzte Schwanz aus „Big Fiber“ ist mir wichtig. Das Material glüht geradezu. Welche Haarmarke man um den Haken verteilt ist weniger wichtig. Einfach mal nass machen und schauen wie der Streamer neben einem Gummifisch aussieht. Tja, und dann der Kopf, der ist natürlich genial. Er ist wie die Kirsche oben auf einem Stück Frankfurter Kranz. Macht die Buttercreme kaum besser, aber irgendwie doch.

Eine zweite Portion Kunsthaar ummantelt die erste Portion. Die Einbindestelle ist wieder silbern überwickelt, aber das muss echt nicht sein.

Jetzt wird das letzte Röckchen in „tan“ um die Fliege gelegt und oben mit braunem Craft Fur getoppt. Der Kopf ist lackiert und mit silber überwunden. Überhaupt ist bis zu diesem Moment nur Lack benutzt worden. Wir verbrauchen viel zu viel Giftkleber.

Das Stonfo-Köpfchen wird mit Epoxy aufgezogen. Das macht zwar jede Fliege hübsch, aber an der gründlichen Bindearbeit darunter erkennt man eine gute Fliege.

Ingo Karwath