Such die Karibik…

Wenn einer eine Reise tut, dann muss er recherchieren.

Keine Rute, keine Rolle, keine Fliegen und keine Ahnung! Was für ein wunderbarer Ausgangspunkt für eine erfolgreiche Reise. Die mobile Hardware ist schon geregelt. Hamburg, London, Nassau. Die Zwischenübernachtung im „A Stone Throw Away“ ist organisiert, zwei Sitze in einem kleinen Flieger und zehn Tage ein Strandhaus im Stella Maris auf Long Island sind gebucht.

Mit dem kostenlosen Leihfahrrad von Stella Maris erreicht man in wenigen Minuten fischreiche Flats, auf denen man als Anfänger dann stundenlang Fische erschrecken kann, die man zu spät gesehen hat. 

Ich fliege zusammen mit unserer großen Tochter, und der Plan ist sonnen, chillen, tauchen, paddeln, segeln und fischen. Sie will vorher ihre Bikinifigur finden. Ich will meine verlieren. Und dann Conch und Lobster essen, Shrimps und Snapper. Von allem nicht zu viel und nicht zu wenig. Vor allem nicht zu wenig. Ich möchte mal geguidet werden und etwas DIY-Bonefischen machen und dann entscheiden, ob ich so eine Reise wiederholen möchte. Ein Erkundungstrip sozusagen. Eigentlich bin ich nämlich ein Nordlicht. Ich mag zwar indische, afrikanische, thailändische und karibische Küche, die aber bitte vor einer Hütte in Norwegen. Und meine Fische mag ich mit Fettflosse. Aber die vielen Schutzbestimmungen für den Lachs haben mich an meiner Lachspassion zweifeln lassen. Einzelhaken ohne Widerhaken und Catch & Release kann man ja auch einmal auf Rollenbrenner versuchen, die etwas zahlreicher vorkommen und deren epische Reise kein schlechtes Gewissen macht. Dass man in der Karibik tauchen, schnorcheln, segeln und kajaken kann und ich kaum zu Sonnenbrand neige, spricht für die Sache. Darum heißt mein Salmo salar dieses Jahr mal Albus vulpius. Ob der weiße Fuchs gegen den springenden Salm bestehen kann? 

Weight Watcher und Fitness Test?

Ich beginne mal mit einer Sache, die man gern ans Ende aller Überlegungen stellt. Also, ich bin zu klein für mein Gewicht und zu alt für meine Ambitionen. Meinem inneren Schweinehund habe ich einen Namen gegeben. Ich habe gelesen, dass man ihn dann besser besiegt. Meiner heißt Napoleon. Er ist eigentlich klein, gewinnt aber oft. Da wir einen Hund haben, gehe ich jeden Tag eine Stunde spazieren. Im Sommer fahre ich manchmal mit dem Rad zur Arbeit, immerhin 15 Kilometer, und gehe oft schwimmen, aber ab September werde ich faul. Jede Woche einmal Sauna ist sicher gut für mich, von September bis Mai, aber Sport ist das nicht. Da nun Napoleon gegen Pläne fast immer gewinnt, ist mein Konzept völlig planlos. Sagen wir mal so. Ich will bis April meine Bikinifigur verlieren und einigermaßen fit mit um die 95 Kilo losfliegen. Das sollte mit etwas mehr Sport, etwas weniger Essen und Trinken doch zuverlässig gelingen, zumal ich im März zur tauchsportärztlichen Untersuchung muss. Die habe ich zwar Jahr für Jahr bestanden und darf ohne Einschränkung runter, aber in 2014 ist es mir besonders wichtig. Mein Lieblings-HNO-Arzt nimmt es sehr genau und erteilt keine Gefälligkeiten.

Walter Brunner schwärmte immer vom tauchen, wenn man mal wieder eine Rute abholte. Das habe ich damals nicht verstanden. Heute schon.

Weiter will ich den Plan nicht ausführen. Mein Napoleon ist mindestens so informiert wie die NSA und kennt Gegenkonzepte wie Schweinebraten, Käseplätzchen und eine spätwinterliche Rotweinphase. Also bitte, pssst!

Tackle

Wenn das ein Zauberspiegel wäre, könnte man den etwa 15 Pfund schweren Tarpon sehen, der in den Mangroven vor dem Watering Hole an die „Gotcha“ ging. So sieht man nur den schmutzigen durstigen Angler.

Im Gegensatz zu Plänen, die auf Schweinehunden beruhen, sind ja alle Pläne mit schnödem Mammon eine sichere Sache. Mit den Flugtickets in der Tasche hätte ich nun früher Geld in die Hand genommen und mir eine perfekte Ausrüstung zusammengekauft. Aber das ist ein wenig so, als würde man sich für nur eine Safari gleich eine Mauser Afrika kaufen. Meine Ostseerute ist leider nicht so gut geeignet, denn ich fische eine 10 Fuß lange Sage One der Schnurklasse 7 als Crossover an Fluss und Meer. Das hat sich sehr bewährt, ist aber wohl nichts für die Flats. Lange Rede, kurzer Sinn, ich leihe mir Rute und Rolle, habe mir aber eine 8er Bonefishschnur gekauft. Für Barrakudas nehme ich meine Sage Pike mit, die in Klasse 10 dafür sicher genau richtig ist. Die Rolle daran wird es auch bringen. Als Reserve packe ich eine mittlere Bogdan ein, denn die ist, was viele ja gar nicht glauben, letztlich eine SS-Rolle, Salmon and Saltwater. Gegenüber meinem früheren Einkaufsverhalten spart meine neue Strategie der Besitzlosigkeit so um die 1500 Euro, denn eine Method 8 und eine Tibor hätten sonst wohl dran glauben müssen. Bist du endlich vernünftig geworden?, meinte die beste aller Ehefrauen, ohne zu diesem Zeitpunkt zu ahnen, dass ich mir eine Bonny bestellt habe. Mit Einzelsitz und Zard-Auspuff.

Eigentlich muss man die Karibik gar nicht suchen. Sie wartet gleich am Flughafenausgang, und watet man ins blaue klare Wasser, dann hat man sie spätestens gefunden.

Was zieh‘ ich an?

Wollte man sich in den Fünfzigern für die Karibik richtig anziehen, dann waren entweder Humphrey Bogart oder Hemingway die richtigen Vorbilder. Unvergessen ist Bogart in Hemingways „Haben und Nichthaben“, und ein Kakihemd und eine Kapitänsmütze im U-Boot-Look waren für lange Jahre modisch der Renner. In den Sechzigern war man mit Chino, Karohemd und Sneakern korrekt bekleidet, ab den Siebzigern mit Bootsschuhen, Shorts und T-Shirt, und spätestens dann entwickelte sich so etwas wie Spezialkleidung für den Fliegenfischer. Man hatte nicht nur klar erkannt, dass man uns mit speziellen Spezialschnüren das Geld aus der Tasche lupfen kann, sondern natürlich auch dass wir für jede Fischart ein anderes Hemd benötigen. Für den Bonefischer erfand man dazu ganz eigene Stoffe und Farben.

Es trägt ungemein zur inneren Ruhe bei, wenn der Guide bereits vor dem Anknoten der Fliege einen großen Bonefish querab zum Boot ausmacht.

Bei Karibik-Bonefish-Fotos muss ich immer an Homer Simpson denken: Langweilig! Die Bilder sind alle gleich: Blauer Himmel, weißer Sand, grünes Wasser, ein Fliegenfischer mit einer bunten Burkha von Simms oder Patagonia und ein silberner Fisch mit dicken Lippen. Südamerikanische Videofilmer haben das Problem klar erkannt und mieten sich für ihre Bonefish-Clips gern ein Bikini-Modell, bei dem man nur hoffen kann, dass ihr Silikon nicht aus einer französischen Fenster- und Türen-Fabrik stammt. Zumal es ja auch recht warm wird.

Vor einem langen Tag im Boot kann man sich genau das Frühstück gönnen, vor dem alle Ernährungsexperten immer abraten. Also, full american breakfast, das wirft und watet man sich locker wieder runter.

Sonnenschutz steht in der Tat über allen modischen Fragen, aber auch ein Kakihemd für 17,20 Euro aus dem weltweiten Militärhandel entspricht den USF- und URF-Richtlinien der australischen Armee und schützt uns vor UVB und UVA. Drei Stück davon und eine hübsche Wehrmachtshorts und eine französische Militärtasche schlagen mit kaum 70 Euro zu Buche. Muss nicht immer alles speziell spezial sein. Mein Vater hatte schwarze Haare, und trotz meiner blonden habe ich vermutlich geerbt, dass ich nicht zu Sonnenbrand neige und sehr braun werde. Ich war auch schon nah am Äquator und hatte keine Probleme, aber selbst ein Frühsommertag im Jasmunder Bodden macht Gesicht, Unterarme und Hände so leberbraun, dass eine körperliche Verhüllung auf den Flats wohl unumgänglich ist. Darum entscheide ich mich für eine Mischung der Fünfziger Jahre mit der Moderne und nehme sowohl Kaki als auch Tec mit. Und weil ich ohnehin Tewas und Neopren Booties im Gepäck habe, kaufe ich mir auch keine speziellen Schuhe. 

Flats Fodder. Haken: Gr. 2 bis 6; Bindeseide: Flymaster 6/0; Schwanz: Krystal Flash; Körper: Chenille oder Ultrachenille; Flügel: Kalbschwanz; Augen: Kugelkette. Diverse Farben möglich.

Keine Fliegen, keine Ahnung

Kommen wir also zum Punkt keine Fliegen und keine Ahnung, der ja irgendwie zusammen gehört. Man kann nicht das Eine ohne das Andere recherchieren. Natürlich habe ich einige Kenntnisse über Bonefish und Bonefishfliegen, aber da ich den letzten 1976 gefangen habe, kann man das getrost theoretisch nennen. Ich habe auch nie viele Fliegen gebunden, da ich keine Wünsch wecken wollte. Die erste und schnellste Entscheidung war dann sehr einfach. Für Barrakudas nehme ich meine Hechtfliegen mit. That’s it! Die gleichen Vorfächer, die ich überall auf Hecht fische, sollten es auch in der Karibik bringen. Nur statt mit Mason-Nylon baue ich die Shock Tippets lieber aus Titan-Draht. Weil diese Ausrüstung Hechten bis über 30 Pfund standhalten soll, und damit muss man vor Ralswiek oder Karlskrona schon rechnen, sollte es auch für Cudas genügen. Und die brünnierten Haken werden den einen Urlaub schon überstehen.

Meko Special. Haken: Gr. 4 bis 6; Bindeseide: Danville Flat Waxed Nylon 3/0 pink; Schwanz: Craft Fur und Krystal Flash; Körper: Dubbing, tan mit pink; Rippung: Sattelhechel, braun und gestutzt; Augen: Kugelkette.

Für Snapper, von denen wir hoffen ein paar in die Küche zu bekommen, insbesondere leckere Muttons, habe ich eine paar gelbe „Snapper Snuffer“ aus Neuseeland gebunden. Im Prinzip sind das „Deceiver“, und gelb soll ja Die! Snapper-Farbe sein. So weit, so gut. Bei den Bonefish-Fliegen ist Schluss  mit einfach, denn die sind eine Wissenschaft für sich. Da gibt es imitative Zusammenhänge mit bunten Shrimps, Krabben und Seeigeln, Anpassungen an Wasser-, Himmel- und Grundfarbe, Abhängigkeiten von Wassertiefe, Strömung und Gewicht, Komplexitäten zwischen Impact und Größe und dann noch jede Menge Voodoo. 

Ich fasse einmal kurz zusammen, was ich verstanden habe. Florida: Dicke Fische, dicke dunkle Fliegen. Bahamas: Hellere und kleinere Muster. Belize: Noch kleiner, und grün muss sein. Yucatan: Wie Belize, ohne grün. Venezuela: Leichte Fliegen. Christmas Island und Seychellen: Von allem etwas. Ist klar, oder, so kann man nicht arbeiten. Ich bin zwar ein langjähriger Fliegenfischer, aber auf Bones ein Anfänger. Ich brauche ein grobes Raster für nur eine Location.

Threadworm: Haken: Gr. 2 bis 6; Bindeseide: Rutenwickelseide; Schwanz: Bucktail, braungelb; Körper: Bindeseide, braun; Flügel: Bucktail, braungelb, als Grasabweiser; Augen: 60 lbs. Nylon; Kopf: Wickelseide, schwarz.

Mehr…

Einer der besten Tipps für Fliegen ist die 3-Sekunden-Regel, bei der eine Fliege nach drei Sekunden – 21, 22, 23 – am Grund sein sollte, bei z.B. 50 cm, 100 cm und 150 cm Wassertiefe. Das kann man als Anfänger gut verstehen. Diese Sinkrate ist anscheinend wichtiger als das Muster selbst und andere Kinkerlitzchen. Um mit dieser Vorgabe Erfahrungen zu sammeln, benötigt man den gewünschten Haken, bei mir Tiemco 811 S, Kugelkette in Edelstahl und Bleiaugen. Und einen Swimmingpool. Nun heißt es experimentieren, denn natürlich sinkt ein „Charlie“ schneller als ein „Slider“. Also bindet man Versuchsmuster ohne Augen, mit Kugelkette und mit Bleiaugen. Außerdem lernt man, wie zum Beispiel Hirschhaar den Wassertreffer mildert und die Sinkrate verlangsamt. Das macht schon Spaß, und es sieht ja so aus, als hätte man die Sache im Griff. Sehr Deutsch, so eine Testphase.

Borski’s Slider. Haken: Gr. 2 bis 4; Bindeseide: Monocord, braun; Schwanz: Craft Fur und Krystal Flash; Körper: Sattelhechel, braun, gepalmert; Augen: Dumbbell mit Augen; Kopf: Hirschhaar, braun. Das Muster ist auch in hell möglich.

An dieser Stelle kann man sich getrost etwas bremsen, denn Bonefish schwimmen verschieden schnell, das Wasser flutet und ebbt, und eine exakte Wissenschaft ist das alles nicht. Drei verschieden schwere Fliege sind wohl in etwa so wie Kimme und Korn. Hinreichend genau, aber nicht präzise. Damit kann ich leben. Zumal, wie ich mir anlesen konnte, unter altgedienten Bonefishern die Sinkrate ungefähr so wichtig ist wie am Test und Itchen die Debatte über Grautöne. Das ist für einen Boneanfänger zu kompliziert. Meine Erfahrungen kommen aus der Ecke Forelle, Meerforelle und Lachs. Wenn sich da insgesamt so etwas wie ein heimliches und nicht vermittelbares Wissen ergeben hat, dann ist das der Blick für Fliegen. Bei einer Durchsicht von Dick Browns „Bonefish Fly Patterns“ blieb mein Auge an folgenden Fliegen hängen: Absolut Flea, Flats Fodder, Gotcha, Meko Special, Slider, Mangove Critter und Threadhead. Hinreichend kompliziert, aber nicht zu, und irgendwie fischig. Es gibt Fliegen, die sind zu einfach. Ihre Botschaft ist: Ätsch, ich hab‘ nen Haus auf den Bahamas. Ich fisch‘ Pfeifenputzer! Dann gibt es Fliegen, die sind viel zu kompliziert. Da haben die Shrimps nicht nur Augen, sondern auch noch einen Po. Ihre Botschaft ist: Ich wohn‘ in Helsinki und binde mir vor Sehnsucht nach den Flats ’nen Wolf! Aber genug der Rede. Schauen Sie doch mal in meine Dosen. Das ist das Ergebnis von ein paar Wochen morgendlicher Bindearbeit. Ich bin einfach jeden Tag 15 Minuten eher aufgestanden und habe gebunden. Das war ebenso gemütlich wie ergiebig. Also, ich bin startklar. In zwei Wochen ist es soweit. Clarence Town hat am 5.4. die Wettervorhersage lokale Gewitter und 26 Grad. Ich denke damit kann ich leben. Später mehr.

Deer Hair Critter. Haken: Gr. 2 bis 4; Bindeseide: Monocord, weiß; Augen: Monoeyes, bei mir Antroneyes wie beim Seepferdchen; Butt: Sparkle Chenille, orange; Schwanz: 2 Hechelfedern, grizzlybraun; Körper: helles Hirschhaar, Gummibeine mittig dazwischen; Augen vorn: Kugelkette. Das Hirschhaar zuletzt braun färben (Pantone).

Also, die sichere Annahme, dass es mir gelingen wird, mit einer glasklaren analytischen Meinung hier nun wieder an der Tastatur zu sitzen – hat sich irgendwie nicht so ergeben. Der Bonefish ist ganz sicher ein bewundernswerter Fisch, aber nach wohl prägenden Jahren als Forellen- und Lachsfischer liegt er nach meinem Erstversuch nun zuneigungstechnisch ungefähr zwischen Döbel und Barbe. Die Fischerei ist hochgradig spannend und viel schwieriger als gedacht, und mein Hauptfehler war der zu direkte oder zu weite Wurf, aber der Blick schärft sich dann doch und man lernt, und lernt, und lernt. Meine Fliegen waren soweit okay. Nur zu viele Muster. Ich hätte einfach mehr Variationen der „Gotcha“ haben sollen, mehr Farben, verschiedene Gewichte. 

Absolute Flea. Haken: Gr. 2 bis 6; Bindeseide: Monocord, weiß; Körper: Chenille, weiß; Flügel: 2 Hechelspitzen, cree; Hechel: Sattelhechel, cree; Augen: Dumbbell mit Augen; Vorderkörper: Sockenwolle; Krautschutz: 20 lbs. Nylon.

DIY, do-it-yourself Bonefishing, ist nach meiner unmaßgeblichen Meinung Zeitverschwendung. Ein kundiger Guide, der für 500 Dollar am Tag 150 cm hoch über seinem 20.000 Dollar teuren Spezialboot nach den Fischen späht, und dann die Anweisungen gibt: Eleven o’clock, 40 feet, cast, good shot, wait, wait, strip, strip, wait, strip, yes, clear the line, clear the line, okay Ingo, now we stop using barbless flies… – ist sein Geld einfach wert. Er flitzt mit seinem Gast von Spot zu Spot und weiß  wo die Fische sind, von wo sie kommen, und wann man die Stelle überfischt hat. Bonefish sind Netzwerker. Eine Gruppe ist wie eine Perle auf einer Kette. Stört man nur eine Gruppe, reißt die Kette und alle Perlen, alle Fische sind weg. Und zwar weit und breit. Ein toller Fisch, und ich will ihn so gern in meine Seele bekommen. Die Umgebung ist ein Traum, und die Frühlingsluft der Bahamas atmen zu dürfen und die Wärme zu spüren ist ein Geschenk. Die Meinung jedoch, dass man gut Sonne abkann, muss man unter dem Wendekreis des Krebses dringend überdenken. Kurze Hosen und Hemden nimmt man für den Abend! mit in die Karibik, nicht für den Tag. Arme, Beine und Kopf muss man bedecken, und zwar gründlich. Und so Klamotten a la Bogart und Hemingway kann man vergessen. Die modernen Stoffe trocknen nämlich so schnell, dass man zusehen kann. Und man trägt auch keine Schießer-Unterhose unter der Patagonia-Shorts so wie ich am ersten Tag. Dann funktioniert nämlich eine Funktionshose nicht. Ein Barbour-Taschentuch in der Hosentasche geht ebenfalls nicht. Ein weiterer Irrtum bezog sich auf meine geschätzten Tewa-Sandalen. Deren Gurten und Klettverschlüssen es nämlich gelingt, so viel Sand an sich zu binden, dass sie wie 60er Sandpapier wirken und balsaholzweichen Füßen eine ordentliche Abreibung verpassen. Man zieht dann eine zarte Blutspur hinter sich her, die wiederum kleine Zitronenhaie anlockt. Bevor größere Haie angelockt wurden, bin ich auf Neopren Flats Booties umgestiegen. Die haben sich auch sehr bewährt, riechen aber nach einmaliger Benutzung so, als wäre Capt. Jack Sparrow darin verstorben. Und zwar vor Wochen.

Ingo Karwath

Gotcha. Haken: Gr. 2 bis 6; Bindeseide: Danville Flat Waxed Nylon 3/0, pink; Schwanz: Mylar Tubing, pearl; Körper: Diamond braid, pearl; Flügel: craft fur und Krystal Flash; Augen: Kugelkette. Mein Guide wollte nur diese eine Fliege. Sein Rat: „Tie more in different colours!“ 

Meine Fliegen waren okay. Ich hätte nur mehr Variationen der „Gotcha“ haben sollen und weniger lustige Fliegen aus Florida und Kuba. Die Leihrute habe ich wieder zurück gegeben. Ob ich mir eine eigene Bonefish-Rute kaufe ist noch unklar. Eine extra Barrakuda-Rute braucht man gar nicht. Die Großen sind zu schlau, und für die Kleinen reicht die 8er. Nun denn. Eine Anekdote noch. Am Flughafen in Nassau sieht man bei der Einreise die Bonefish-Marines, hagere Rentner aus Florida, die in verblichenen Hemden und Shorts anreisen und ihre Rutenkoffer praktisch am Handgelenk festgekettet haben. Die fischen dann eine ganze Woche hardcore von früh bis spät. Das will ich nicht. Um mir eine endgültige Meinung zu bilden muss ich wohl noch mal hin. So acht Tage mit fünf Guidings. Ich war doch zu soft am Start. Da geht noch was.

PS: Text und Bilder sind aus 2014. 2019 habe ich ein paar weitere Erfahrungen hinter mir und fange allein und zu Fuß gut genug um überzeugter DIY-Fischer zu sein. Ich will keinen Guide. Ich will meine Ruhe.

Meine ‚leichte‘ Dose mit den Haken in Größe 6 bis 10. Wie sich herausstellte zum Zeitpunkt meiner Reise unnütz.
Meine ’schwere‘ Dose mit Haken der Größe 1 bis 4, in der mein Guide lieber eine Reihe „Gotchas“ neben der andere gesehen hätte.
Meine opportunistische Dose mit bunt gemischten Salzwasserfliegen. Die kleinen Popper machten die kleinen Snapper in den Creeks ganz wild.