Nymphe des Monats 2/20

Die „Sheep Creek“ vom Sheep Creek Reservoir.

Sollten Sie dieses Muster schon in Ihrer Nymphendose haben, dann ziehe ich meinen Hut. John Biggs aus Jerome, Idaho, erfand das Fliege für die Fischerei am Sheep Creek Reservoir in Nevada, und war damit in den 60er Jahren einer der Ersten, der das Talsperren Puzzle gelöst hatten. Die „Sheep Creek“ ist in Nevada und Idaho immer noch ein Geheimtipp, in den USA erst recht, und über den großen Teich zu uns schwamm die Nymphe eigentlich gar nicht. Ihre Klassifizierung ist ein wenig umstritten, da sie auch als Streamer und Nassfliege angesprochen wird. Manche wurden nicht müde nach den Tierchen zu suchen, die sie womöglich darstellen könnte, aber das sind viele. Libelle hört man da, Köcherfliege dort, Mücke von rechts, Wasserwanze von links, und von hinten ruft einer Flohkrebs.

Sheep Creek Nymph. Haken: Nasshaken Gr. 10 bis 12; Bindeseide: schwarz; Hechel: Henne, braun; Körper: Chenille, oliv; Flügel: Stockente.

Die Bindeweise ist ungewöhnlich. Der Hechelkranz sitzt hinten. Der Flügel steht einsam und allein über dem Körper. Den Mr. Biggs wohl gern mit olivfarbenem Chenille gebunden hat, während man heute lieber zu Pfauengras greift. Die Fliege hat den Ruf, ganz langsam unterzugehen und lässt sich entsprechend müde und kontrolliert über Wasserpflanzen fischen. Da wird ja gern zur Intermediate geraten, aber manche I-Leine ist zu schwer und könnte fast schon eine S1 sein. Mit einer Hover ist man auch gut beraten. Da ich auch sonst im Leben die Dinge gern anders und unerwartet mache, hat mich die „Sheep Creek“ natürlich angezogen, denn sie macht ja auch etwas anders. Würde man die braune Hechel vorn einbinden, würde niemand auch nur die Augenbraue hochziehen. So gesehen muss man bei ihren Erfolgen den menschlichen Faktor berücksichtigen. Die Nymphe fällt auf, ich fische sie, sie fängt, ich fische sie. Aber würde sich so ein Konzept 60 Jahre halten? Nein, würde es nicht, es wäre längst überwipfelt von den aggressiveren Fliegen neuerer Zeiten. Das ficht die „old boys“ der Szene nicht an. Die Talsperren haben so gar keinen Glamour, aber auch dort fischen Kollegen mit alten Ruten und Rollen, mit Holzruderbooten und einem Bootskescher von Abercrombie & Fitch, gekauft in dem Jahr als Rock Hudson „Ein Goldfisch an der Leine drehte“. Auch aus der Mitte von Talsperren können Flüsse entspringen, und die „Sheep Creek“ sollte man in Ehren halten. Es ist ja fast so als würden ihre Doppel-E’s einen anschauen. Sie zwinkern einen Morsecode: DahDitDitDit DitDit DahDit DahDitDit DahDah DitDit DahDitDahDit DitDitDitDit. Mit einem herzlichen Gruß an die Wehrpflichtjahrgänge. Für Zivilisten: Bind mich!

Info: Sheep Creek Reservoir ist die älteste Talsperre im Duck Valley in Nevada. Das Gebiet gehört den Shoshonen. Sollten Sie das Northern Cowboy Country bereisen, lohnt sich ein Abstecher. Das Wasser ist nach einen heftigen Sturm mit Erdrutschen in 2005 nicht mehr so klar, aber die Talsperren im Duck Valley sind berühmt für große Regenbogenforellen und Smallmouth.

Sheep Creek Special. Haken: Nasshaken Gr. 10 bis 12; Bindeseide: schwarz; Tip: Floss, rot (auch gelb und orange); Rippung: Floss, rot (auch gelb und orange); Körper: Pfauengras; Flügel: Stockente (auch Krickente und Brautente).

Ingo Karwath